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Achter Auftritt.

Brutus. Messala.

Messala.
Sprachlos, starr und übermannt
Vom Schmerze, seh ich dich? dich, Römer? Held?
Dich überwältiget vom Schmerz?

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Brutus.
Mein Sohn!
Mein Sohn ist Roms Verderben! o verbirg
Mich, Erde! mich und meine Schmach! – Zu viel,
Verhängniß! dieser Schlag entwafnet mich.
Ihm widerstehn erfordert einen Gott.
Mein Leben, meine Macht, mein Ansehn, Ruhm,
Der Raub von einem Schiffbruch, ist für mich
Ein nichtiger Verlust. Weit über sie
Sind Brutus Wunsch und Glück gesetzt. Doch Rom
Besiegt, durch meinen Sohn zur Sclaverey
Besiegt: dieß peinigt mich, gleich Schrecknissen,
Die Zeus in des Verruchten Seele haucht.
Mein Arm schlug jenen edlern Wüterich,
Von Siegen und gekrönten Sclaven stolz
Umringt, damit mein Sohn Unwürdigern
Der Freyheit schwer erstrittnes Heiligthum
Aufopferte? O Vaterland! mich nenn'
Hinfort nicht deinen Retter mehr. Mein Ohr
Entzücke niemals mehr der süße Ton.
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Schmach, Haß und Fluch seyn meines Namens Theil!
Ach! warum ward ich Vater! Warum ward
Beym ersten Hauch kein Blitz des Frevlers Tod,
Und meines Volks Erretter? – Publius!
Dein schonend Schwerdt ist grausamer, als da
Es stritt. O Nachwelt! o Jahrhundert! –
Vergeßt, daß Brutus war, vergeßt es, daß
Er Vater war. Sieh mich Erniedrigten,
Messala, sieh die ersten Thränen, die
Dieß Auge weint.

Messala.
Roms Tod rechtfertigt sie.
Hier ist es schön, nicht Held, nur Mensch zu seyn.
Und war in dir der Krieger heute groß,
Als vor dem Schrecken deines Blicks der Muth
Der Mächtigsten verwelkte; so ist jetzt
Der Patriot, der weint, nicht minder groß.
Doch warum fühlt dieß große Herz so sehr,
Das Marcius verräth? Kann unsern Glanz
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Die Nacht von andrer Schmach entweihn? Gesetzt,
Daß unser Blut, das wir verherrlichen,
In Ehrenlosen fleußt: Sie sind nicht mehr
Mit uns verknüpft, sobald sie Frevler sind.
Mit Ehrfurcht beugen sich verwundernde
Jahrhunderte vor jenes Brutus Grab,
Dem Rom die Freyheit dankt. In ihm verbirgt
Der Held den Vater von unwürdigen
Verräthern. – Nein, ihn, deinen großen Tag,
Den Rächer, den Unsterblichen, verklärt
Durch eines Cäsars Fall, zerstöhret kein
Verrätherischer Sohn.


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