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Freyherr von CRONEGK (Johann Friedrich). In: Lexikon verstorbener baierischer Schriftsteller des achtzehenten und neunzehenten Jahrhunderts. Ausgearbeitet von Clemens Alois Baader. Des Ersten Bandes Erster Theil (A–L). Augsburg/Leipzig: von Jenisch & Stage 1824. S. 86-88.

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Freyherr von CRONEGK (Johann Friedrich) Hof- und Regierungsrath zu Ansbach; daselbst am 2. September 1731 gebohren. Seine Mutter war eine gebohrne Freyin von Crailsheim, und sein Vater Generalfeldmarschallieutnant des Fränkischen Kreises. Noch ehe er die Universität bezog, hatte er schon die besten alten und neuen Schriften der Griechen, Lateiner, Engländer, Franzosen, Italiener, und Teutschen gelesen, und zwar mit solcher Aufmerksamkeit, daß er allemal einen kurzen Plan des Gelesenen entwarf. Im Jahr 1749 gieng er nach Halle, und wurde von Professor Nicolai in die (nachher nach Frankfurt an der Oder verlegte) Gesellschaft der Freunde der schönen Wissenschaften aufgenohmen. Im J. 1750 kam er nach Leipzig, wo Gellert sein Lehrer, und Rabener und Kästner seine wärmsten Freunde wurden. Hier bildete er sich auch durch Studium der Kunst, und durch die Kochische Schauspielergesellschaft, für das Theater, für welches er am liebsten dichtete. Er reisete hierauf mit seinem Freunde Graf Moritz von Brühl nach Dresden, und Braunschweig, trat mit Oeder, Gärtner, Ebert, Gisecke, und Zachariä in nähere Verbindung, und kam 1752 zu seinen Eltern nach Hohentrüding zurück. Er wurde Markgräflich-Brandenburg-Ansbachischer Kammerjunker, Hof- und Regierungsrath, und erhielt die Erlaubniß, eine Reise nach Italien und Frankreich zu machen. Cronegk besuchte nun Venedig, Rom, Neapel, Florenz, Genua, und Turin, ward Mitglied der Arkadier, und ein Freund von Goldoni, Maffey, Paciaudi, B. v. Stosch, und anderer Gelehrten. Im August 1753 kam er nach Paris, wo er mit vielen Gelehrten in Verbindung trat, und auch die Freundschaft und den Umgang der berühmten Frau von Grafigny genoß. Nach seiner Zurückkunft 1754 widmete er sich <Seite 87:> in Ansbach als Hof-[,] Regierungs- und Justizrath den collegialischen Arbeiten. Im J. 1755 machte er nochmals eine Reise nach Leipzig, und mit Gleim Bekanntschaft. Er starb schon am 31. Dezember 1758 [recte: 1. Januar 1758; F. F.] an den Pocken in seinem sechs und zwanzigsten Lebensjahre. Er war ein Genievoller und empfindsamer Dichter, und, wenn er auch keine vollendete Meisterwerke lieferte, so wären sie von ihm um so mehr zu erwarten gewesen, da ihm schon das, was er leistete, grosse und bleibende Celebrität erwarb. Freyherr von Cronegk besaß einen sehr edlen Charakter. Er liebte die Religion, und lebte den Vorschriften derselben getreu. Von eitlem Stolze, von aller, auch der feinsten, Uneigennützigkeit war er weit entfernt, und immer betrug er sich liebreich gegen Jedermann, wohlthätig, rechtschaffen, und ganz untadelhaft in den Verrichtungen seines Amtes sowohl, als in allen seinen übrigen Handlungen. Bey Würdigung von Cronegks lyrischen Poesien muß man auf sein Alter, und den damaligen Standpunkt der poetischen Literatur unter den Teutschen, Rücksicht nehmen, um sie dann gewiß zu den besten Produkten dieser Art, und seiner Zeit zu zählen. Sein Bildniß, von Bernigeroth verfertiget, befindet sich vor dem ersten Band seiner Schriften. Diese sind:

1. Die verfolgte Comödie. 8. 1755.

2. Der Krieg, eine Ode. 4. Leipz. 1756.

3. Einsamkeiten; ein Gedicht. 8. Zürich. 1757. Französisch von Huber in Choix des poesies allemandes, und von Yverdun in Roques nouveau recueil. à celle. 1766. Ein Ungenannter übersetzte es frey in Versen unter dem Titel: l'Young allemand, ou les solitudes du Baron de C. 1772.

4. Codrus, ein Trauerspiel in 5 Aufzügen, welches den für das Jahr 1757 ausgesetzten Preis erhalten hat; als Anhang zu dem I. und II. Band der Bibliothek der schönen Wissenschaften. 1758. Neue Aufl. Leipzig. 1766. Wurde von Hrn. von Bielefeld ins Französische übersetzt. Es erschien auch eine Dänische Uebersetzung unter dem Titel: Codrus, et Sörgespel 15. optog; Priisskrift af frihn J. F. Cronegk; eftor den tydske Original med nogle faae Forandringer oversat af F. H. Wedel-Jarlsberg. 8. Copenhagen. 1788.

5. Des Freyherrn J. F. von Cronegk Schriften (herausgegeben von J. P. Uz.) 2 Bände. Leipz. u. Ansbach. 1761. Neue Aufl. Erster Band. 1771. 2ter Band. 1773. Nachgedruckt Carlsruhe, Wien, Mannheim, Reutlingen, Augsburg, und an vielen andern Orten. Mehrere der in diesen Schriften enthaltenen Stücke standen schon früher zerstreut in der Sammlung vermischter Schriften, und in andern periodischen Werken, viele waren noch ungedruckt; zu letztern gehört: Olint und Sophronia, die 4 ersten Aufzüge eines Trauerspiels, das Mercier unter dem Titel: Olinde et Sophronie, drame heroique später bearbeitete. Französische Uebersetzungen von einzelnen moralischen Gedichten Cronegks befinden sich in Choix variè des poesies philosophiques et agreables, traduites de l'anglois et de l'allemand. à Avignon. 1770.

6. Blüthen des Geistes des Freyherrn von Cronegk in 2 bisher noch nie gedruckten Stücken (der Misvergnügte mit sich selbst, und der Mißtrauische). 8. Strasburg. 1775.

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7. In Gesellschaft der Hrn. Uz, Rabe, und Hirsch fieng er zu Ansbach 1754 eine moralische Wochenschrift unter dem Titel: Der Freund an, die bis 1756 dauerte, und drey Bände enthält.

8. Monumenta virorum clarissimorum ex tenebris saeculi decimi octavi eruta a Joh. Mart. Moromastige. (sind satyrische Grabschriften auf Anhänger von Gottsched 1751. und wurden erst bekannt gemacht) im Teutschen Merkur 1774. Novemb. S. 104-112.

9. Schönaichs poetische Krönung (eine Satyre auf Gottsched und Schönaich 1751, gieng lange nur im Manuscript herum, und ward endlich gedruckt): im Theaterjournal für Teutschland 1779. St. 11. S. 9.

10. Mehrere einzelne Gedichte in Zeitschriften.

11. An Cloen (ein noch ungedrucktes Gedicht von Cronegk); im Morgenblatt. 1809. n. 274. S. 1093.

Vergl. C. H. Schmidts Biographie der Dichter Th. I. S. 68-131. Schmidts Nekrolog teutscher Dichter B. I. S. 332-370. Adelungs Fortsetz. von Jöcher B. II. S. 547. Heerwagens Lit. Gesch. der evangel. Kirchenlieder Th. I. S. 263-265. Hirschings histor. liter. Handbuch B. I. Abth. 2. S. 333-336. Vocke Ansbach. Geb. u. Todtenalmanach Th. II. S. 143-145. Meusels Lexikon verstorbn. Schriftst. B. II. S. 238-240. Cronegks Lebensbeschreibung von Uz, vor dem I. Band von Cronegks Schriften 1761. Richters biograph. Lexikon geistl. Liederdichter S. 45. Jördens Lexikon teutscher Dichter und Prosaisten B. I. S. 353-365. u. B. V. S. 835-838. Bibliothek der schönen Wissenschaften B. VI. St. 1. S. 106-123. u. B. VIII. St. 1. S. 65-82. Grohmanns Handwörterbuch B. II. S. 259. Büttners Charaktere teutscher Dichter und Prosaisten S. 299-302. Baurs Gallerie der berühmtesten Dichter des 18. Jahrh. S. 374-382. Baurs neues hist. biogr. lit. Handwörterbuch B. I. S. 819. Flögels Geschichte der komischen Literatur B. III. S. 407. Conversations Lexikon. Vierte Aufl. B. II. S. 808.


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