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Der Antikriticus [Rezension]. In: Allgemeine deutsche Bibliothek, 10. Bd., 2. St. Berlin und Stettin: Friedrich Nicolai 1769. S. 103-124. (Als digitales Faksimile.)

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XI.

Der Antikriticus. Erstes bis funfzehntes Stük, 1768. und 1769. Lübeck bey Jonas Schmidt und Donatius. in 8.

Wir sind vielfältig aufgefodert worden, über den Antikriticus, worüber so viel nichtsbedeutender Lärmen erreget worden, unsere Meynung zu sagen. Wir ergreifen diese Gelegenheit um die dahin einschlagende Streitschriften, (von denen wir, dem einmal angenommenen Plan der allgemeinen deutschen Bibl. gemäß, nicht ganz schweigen konnten) anzuzeigen.

Der Antikriticus will die Journalisten oder Kunstrichter die andere beurtheilen, wieder zur Verantwortung ziehen. Ehe man also über sein Unternehmen urtheilet, wird es nöthig seyn, von der Befugniß der Journalisten über die Werke anderer zu urtheilen, einiges anzumerken.

Verschiedene Leute, denen die große Menge der Journale, die Partheylichkeit vieler derselben, und die Cabalen, die durch manche auszuführen getrachtet worden, zum Ueberdruße gereichet, möchten lieber <Seite 104:> gar keine Journale und gelehrte Zeitungen, oder doch nur sehr wenige haben. Aber wie ist es möglich die Freyheit, die ein jeder Leser hat, sein Urtheil über die Werke anderer zu sagen, einzuschränken? Oder würde dies deshalb anzurathen seyn, weil so mancher Narr auch sein Urtheil sagt, das niemand zu wissen begehret? Die Engländer, die die Freyheit der Presse vertheydigen, wissen sehr wohl, wie sehr sie mancher nichtswürdiger Mensch mißbrauchet, aber sie sehen nur auf den großen Nutzen den sie dem weisen Bürger verschaffet. Jede Einschränkung würde ein Eingriff in die allgemeine Freyheit seyn, die auch der Thor genießen muß, so lange er sich nicht unwürdig macht ein Glied der Gesellschaft zu seyn.

Die gelehrte Republik, ist eine vollkommene Demokratie. Ein jeder Bürger derselben hat das Recht seine Stimme zu geben, und das frey zu sagen, was er zum gemeinen Besten für nöthig oder nüzlich hält. Aber auch hier gehet es, wie in allen Demokratien. Nicht alle, wollen und können sprechen: Es werfen sich daher einige zu Sprechern auf, entweder, weil sie vorzügliche Gaben haben, oder, weil sie eben von ohngefähr an einem Orte stehen, wo man sie hören kann, oder weil sie die dauerhafteste Lunge haben, oder weil sie unverschämter sind, als die übrigen. Blos aus der Rede eines jeden wird ein verständiger Bürger urtheilen müssen, zu welcher Classe von Sprechern derselbe gehöre. Wenn übrigens die Sprecher dasjenige sagen, was das ganze Volk ohnedem denkt, und unter sich sagt, oder wenn sie durch einleuchtende Gründe das Volk von der Wahrheit ihrer Gedanken überzeugen können, so ist ihre Stimme wirklich die Stimme des Volks. Wenn sie aber nur blos andere überschreyen, wenn sie etwa einige bitten, andere bestechen u. s. w., daß sie ihre Meynung auch <Seite 105:> ausposaunen möchten, so ist ihre Meynung deswegen noch nicht die allgemeine Meynung, weil vor der Hand niemand widerspricht. Diejenigen, die nicht Lust haben, den Schreyern zu gefallen, ihre Lungen zu zerreissen, oder sich, wie in Demokratien zuweilen geschiehet, vom Pöbel schimpfen und mit Koth werfen zu lassen, schweigen deswegen nicht gänzlich. Sie mißbilligen in ihren Häusern und Gesellschaften, das öffentliche Geschrey. Und zuweilen ergreift denn ein Mann, der bey der ganzen Republik in Ansehen stehet, einen günstigen Augenblick, um die, die so viel unnützen Lärmen erregt haben, in ihrer Blöße zu zeigen. Denn fällt ihm auch die Menge zu, und die Schreyer verstummen, ja sie wollen ihre Mitbürger wohl gar überreden, daß sie es nicht wären, die so geschryen, gebeten, bestochen, Cabalen gespielt hätten. Wir haben in der deutschen gelehrten Republik, noch ganz neuerlich ein in die Augen fallendes Beyspiel von einem solchen Vorgange.

Es hat also so viel nicht zu bedeuten, wenn man auch öfters schale und unnütze Urtheile von neuen Büchern zu lesen bekommt, wenigstens da man es nicht ändern kann, muß man es geschehen lassen. In den großen Städten, wie z. B. Paris und Londen, wo der allgemeine Antheil, den das ganze Publikum an neuen merkwürdigen Schriften nimmt, verursacht, daß in Gesellschaften davon viel gesprochen wird, hört man ohne Zweifel auch mehr unkluge als kluge Urtheile; aber das Wort eines klugen Mannes hat bey Sachverständigen immer mehr Gewicht als eine ganze Menge Worte eines Schwätzers. In Deutschland, wo unsere Litteratur, nicht in eine Hauptstadt zusammengebracht werden kann, geschieht diese Unterhaltung über neuherausgekommene Schriften, durch Journale und gelehrte Zeitungen, durch dieselben er- <Seite 106:> fahren wir von Kopenhagen bis Zürch die Urtheile wenigstens einiger Gelehrten. Der deutsche Gelehrte, dessen Werk in zweyen Dritteln der herauskommenden Journalen getadelt wird, wird vielleicht selten dadurch so empfindlich angegriffen, als der französische Gelehrte, dessen Werk in zweyen Dritteln der Gesellschaften, die sich in Paris, von Litteratur unterhalten, Mißfallen erreget. Wird er aber deswegen wünschen können, daß in Gesellschaften von seinem Werke gar nicht geredet werde?

Vermittelst der Journale wird die so sehr zerstreute deutsche Litteratur, auf gewisse Weise verbunden, und in Bewegung gebracht. Man erhält dadurch mehrere Gelegenheit, davon zu sprechen, sich damit zu beschäftigen u. s. w. Wir wollen einmal annehmen, daß in Deutschland, gar kein Journal oder gelehrte Zeitung wäre. Wie spät würde man von vielen Büchern Nachricht erhalten, wie selten würde man Urtheile der Gelehrten aus andern Provinzen vernehmen. Alles wohl überlegt, so ist dem Wachsthume der menschlichen Kenntniß, das viele Geschwätze und Gestreite, so beschwerlich es auch öfters wird, doch noch vortheilhafter als eine so todte Stille. Durch widersprechende Urtheile, wird man doch veranlasset zu zweifeln, und zu untersuchen, hört man aber gar kein fremdes Urtheil, so ist man mit dem seinigen, vielleicht zu früh zufrieden.

Aber sagt man: »die Leser sollen die Bücher selbst lesen, und darüber urtheilen, denn wenn sie blos Journale lesen und nachbeten, ohne die Bücher selbst zu studiren, so werden sie sehr seichte Schwätzer werden.« Ganz recht. Die Journale überhaupt, sonderlich wenn man blos dabey stehen bleibt, möchten der Erweiterung und Verbesserung der Wissenschaften, nicht besonders zuträglich seyn; aber zur Ausbrei- <Seite 107:> tung der Kenntniß der Litteratur, unter einer Nation, wo sie noch nicht genug ausgebreitet ist, möchten sie – sollte es auch als nothwendige Uebel seyn, – nicht wohl können entbehret werden. Hat man vergessen, daß sehr viele Leute, die in Geschäften stehen, die Wissenschaften nicht ergründen können, und wie nüzlich es doch ist, daß diese Leute die Wissenschaften schätzen und von unsern größten und besten Gelehrten, eine leidliche Kenntniß haben, daß man öfters um Lust zum Lesen zu bekommen, einen Anlaß haben muß, daß es in Deutschland ganze Provinzen gibt, wo unsere besten, unsere nüzlichsten Gelehrte und ihre Werke ganz unbekannt sind, und wo entweder gar keine Litteratur, oder die elendeste von der Welt herrschet, und wie leicht sich vermittelst der Urtheile, die in Journalen bekannt gemacht werden, ein wenig Licht dahin verbreiten könne? In manchem Bezirke des gesegneten Schwabenlandes, mögen viele brave, rechtschaffene Leute, den lieblichen Neckarwein einschlürfen, und sich dazu mit den Braten, der von ihnen selbst erlegten Hirsche und Hasen, ätzen. Ihr Zeitvertreib wird im Jagen und Erzählung ihrer Jagden, in Beschäftigung mit ihren Pferden und Hunden, einem Chartenspiel, oder einem schwäbischen lustigen Ehrentanze bestehen. Wollen sie Bücher lesen, so wird ihnen der ehrw. Hr. Burk, ein großer Theolog, der ehrw. Hr. Brastberger, ein großer Redner, der ehrw. Hr. Heiler, mit seinen süßen Jesus Gedanken, ein Herzdringender Ascet, der ehrw. Hr. Oetinger, ein tiefsinniger Philosoph, der ehrw. P. Dornblüth, ein großer Sprachlehrer, der ehrw. P. Obladen, ein richtiger Uebersetzer, der ehrw. Hr. Schultes ein großer Poet, und der ehrw. Hr. Haug, ein großer Litterator seyn, und der einzige unehrw. Wieland wird (wir brauchen seine eigne Worte *) wegen eben der Talente <Seite 108:> verachtet werden, wegen deren er funfzig Meilen weiter geschäzt wird. Gesezt nun, es drängen ein paar Journale in diese Gegenden, woraus die guten Leute ersehen, was man denn funfzig Meilen von ihrer Heimath, über ihre Landsleute urtheilet. Sollten sie da wohl nicht ein wenig stutzen? Ja, wir wollen das schlechteste setzen! Statt ihrer vorigen Beschäftigungen, sollen sie sich in ihren Gesellschaften, mit den heringsweibermäßigen Streitigkeiten Klotzens und seiner Spießgesellen, Wilkens und des Antikriticus, mit den frommen Seufzern der schwarzen Zeitungen über die zügellose Heterodoxie der Verf. der Allgemeinen deutschen Bibliothek und über derselben gänzliche Unwissenheit in der Philosophie des Hrn. D. Crusius unterhalten. Dies alles möchte freylich die guten Schwaben nicht sonderlich erbauen, aber es könnte ihnen doch zuträglicher werden, als wenn sie fortführen auf bloßes Wohlleben zu denken, und zum Zeitvertreibe, im Heiler und Brastberger zu lesen. Manche würden doch die Journale lesen wollen, die dazu gehören, diese Streitigkeiten und frommen Seufzer zu verstehen. Dies wäre nun freylich noch nicht viel, aber doch immer besser als Heiler und Brastberger! Aus diesen bloßen Journalen könnten sie – zwar nicht gründliche Gelehrten werden – aber vielleicht sich schämen lernen, daß sie einen Wieland bey sich gehabt, und verachtet hätten; dies wäre denn wirklich doch schon etwas! Unter dreißigen würde denn vielleicht einer, bey den Journalen nicht stehen bleiben, er würde die Bücher selbst lesen, er würde seinen Verstand daraus aufklären, er würde sie seinen Landesleuten, bey denen er vielleicht in Ansehen stünd, zu gleichem Zwecke anpreisen. Das wäre denn wirklich viel, sehr viel! Wer recht untersucht hat, wie wenig unsere Litteratur und die Wissenschaf- <Seite 109:> ten überhaupt in Deutschland Liebhaber finden, der wird einsehen, welch ein ungemeiner Zuwachs entstehen müßte, wenn man nicht etwa nur in Schwaben, sondern warlich auch in Sachsen und Brandenburg, unter jeden dreißigen, die blos wohlleben, jagen, Charten spielen, tanzen und Postillen lesen, nur einen zum wahren Liebhaber und Kenner der Wissenschaften machen könnte.

Ja, spricht man: »Es mögen immer Journale seyn, nur nicht eine solche Menge, worunter die meisten unnütz sind.« Aber trift diese Klage nicht eben so stark die Bücher als die Beurtheilungen der Bücher. Erhalten wir nicht jährlich eine ungeheure Menge Bücher, von denen die meisten unnütz sind. Was kann man thun, um diesem Unwesen zu steuren? Wehren kann man es niemanden, seine Grillen auszukramen, aber wenn sein Buch nichts taugt, so lieset man es nicht. Eben so mache man es mit den schlechten Journalen, man untersuche sie, und lasse die schlechten ungelesen. Die Verf. der Bibliothek der schönen Wissenschaften, und der Briefe die neuesten Litteratur betreffend, haben zuerst den Geist der Untersuchung in uns befördert, so daß itzt ein neues Buch oder Uebersetzung, nicht so leicht Eingang findet, als etwa vor zwanzig Jahren, diesen Geist der Untersuchung hat man wider sie selbst angewendet, und ihre kleinste Fehlergen haben die Musterung paßiren müssen, und sie haben diese Probe ausgehalten, ohne sich darüber zu erzürnen. Man untersuche alle Journale eben so scharf, die Verf. der guten werden darüber nicht ungehalten werden; die schlechten aber, die ihren und ihrer Freunde papiernen Ruhm, auf die Machtsprüche gründen, mit denen sie nach Gutbefinden loben und tadeln können, werden schreyen und recriminiren, und je ärger sie dies thun, desto <Seite 110:> eher wird man sie in ihrer wahren Gestalt kennen lernen. Wir berufen uns wieder auf ganz neuerliche Beyspiele.

Aber man sagt: »Wer ein Buch schreibt, der bringt etwas hervor; hingegen ein Journalist beschäftigt sich nur mit den Werken anderer, ohne selbst etwas hervorzubringen.« Ganz recht. Ein vortrefliches Buch verfertigen, ist ohne Zweifel etwas vorzüglichers, als eine gute Beurtheilung zu machen, aber ein schlechtes Buch ist doch auch weniger vorzüglich, als selbst eine gute Beurtheilung dieses schlechten Buchs. Da nun die schlechten Bücher, die meisten sind, so wünsche man vielmehr, viel gute Beurtheilungen, die den Lesern und auch wohl den Schriftstellern sagen, was schlecht und gut ist. Warum sollte ein Schriftsteller, der in einer Stunde an einem vortreflichen Buche arbeitet, nicht in einer andern, an einer guten Beurtheilung arbeiten können? Eins schließet das andere nicht aus. Ja noch mehr! Es giebt Gelehrte, die von Natur zur Kritik bestimmt scheinen, die die Gabe haben, die Fehler und die Schönheiten in anderer Werken tiefer zu empfinden, und scharfsinnig zu unterscheiden; sie können guten Rath geben, jene zu vermeiden und diese zu finden. Sollen sie dieses Talent ruhig liegen lassen, weil es ihnen an Ruhe, an Muße, oder an Thätigkeit fehlt, um selbst ein Buch zu schreiben. O Nein! wenn sie unpartheyisch sind, so können sie großen Nutzen schaffen, gesetzt, daß sie auch nicht im Stande wären, die hohen Schönheiten selbst hervorzubringen, die sie so lebhaft empfinden und zergliedern können. Sie können den Geist der Untersuchung rege machen, der, weil er jeden Leser zum Nachdenken erwekt, vorzüglich geschikt ist, die Erleuchtung einer Nation zu befördern.

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Freylich muß man den einsichtsvollen unpartheyischen Kunstrichter, von dem unwissenden und partheyischen wohl unterscheiden. So nützlich und ehrwürdig jener ist, so verächtlich ist dieser. Eben der freye Geist der Untersuchung, den der gute Kunstrichter rege machen will, lehret auch, ihn von dem schlechten zu unterscheiden, wo dieser Geist herrschet, wird ein partheyischer Kunstrichter, das Publikum nicht lange hintergehen können. Man halte die Beurtheilungen mit den Büchern selbst zusammen, findet man jene richtig, geben sie Anlaß diese besser zu verstehen, richtiger zu empfinden, öfnen sie weitere Aussichten, so kann man von ihren Verfassern eine gute Meynung haben; findet man hingegen Stellen aus der Vorrede in die Beurtheilung eingewebt, wird der Inhalt blos abgeschrieben, sind die beygefügten Anmerkungen kahl, oder zeigen sie, daß der Recensent die Sache nicht versteht, oder das Buch nicht recht gelesen hat, so wird man finden daß er keine Achtung verdiene.

Die Partheylichkeit ist bey einiger Achtsamkeit eben so leicht abzumerken. Zwar nicht in einer einzelnen Recension; da kann der Leser zuweilen hintergangen werden. Aber wenn ein Journal nur ein Jahr währet, so wird man bald merken, wes Geistes Kind, jeder Verfasser ist. Der unpartheyische Untersucher der Wahrheit, hat keine Nebenabsicht, er suchet nur die Wahrheit, und diese Absicht merket man ihm an, selbst wenn er irret. Hingegen der partheyische Kunstrichter, so wahrheitliebend er sich auch stellet, sucht immer gewisse Absichten zu erreichen, an denen ihm alles, dem Leser aber gemeiniglich nichts gelegen ist. Er will gemeiniglich seine Widersacher unterdrücken, und seine Freunde loben. Der Leser, dem beydes gleichgültig ist, wird dem Kunstrichter, bald die Aengstlichkeit, mit der er seine <Seite 112:> Absichten gern fein bald erreichen möchte, abmerken. Lobt er gewisse Leute und gewisse Bücher übermäßig, unterdrückt er gewisse andere, um seine Lieblingsautoren an die Stelle zu setzen, kann er keine Einwendungen wider seine Urtheile ertragen, wird er heftig, grob, er greift die Personen an, um den Büchern zu schaden – O die Nativität ist ihm schon gestellt; das Ende seines Ansehens ist nahe.

Wenn haben z. B. die Verf. der Briefe die neueste Litteratur betr. die vor einigen Jahren so dreist ihre Meynung von neuen Büchern sagten, aus Privatabsichten gute Werke zu unterdrücken gesucht. Hat nicht, so dreiste sie tadelten, die Nation den größten Theil ihres Tadels unterschrieben? Wollten sie etwa das Ansehen anderer untergraben, um sich mehr Ansehen zu geben? Haben sie etwa sich und ihren Freunden ein unverdientes Lob zu geben gesucht? Haben sie Intriguen gespielet, um schlechte Schriftsteller, die ihre Freunde waren, zu guten zu erheben? Haben sie um ihre Leidenschaften zu befriedigen, geurtheilt? Haben sie ein einziges Buch gelobet, das man nicht noch lobenswürdig findet? Sind sie über Einwürfe böse geworden? Man halte dagegen das Verfahren der Leute aus Klotzischer Schule. Mit wie vieler Unverschämtheit haben sie Leute, die kaum etwas geschrieben haben, der Welt vor berühmt aufdringen wollen; Bücher, Gedichte u. s. w. vortreflich nennen wollen, die elend sind! Welche Zudringlichkeit, die Werklein ihrer Freunde fein bald anzuzeigen, und mit den ungeheuersten Lobsprüchen herauszustreichen! Welche künstliche Griffe, um die Recensionen, aus einer Zeitung in die andere zu schicken, und sich auf das eingeschickte, als auf das Urtheil unpartheyischer Leute zu berufen; die eine Hälfte der Journalisten, wo möglich, durch Lob, zum gegenseitigem Lobe zu erkau- <Seite 113:> fen, und die andere Hälfte durch heftige Anfälle und Persönlichkeiten zum Stillschweigen zu bringen, welche ängstliche Affektation, die Litteraturbriefe zu verachten, aus denen sie bis auf elende kleine Wendungen und Einfällgen stahlen! Welcher Zorn, persönliche Angriffe und Verläumdungen, sobald mir jemand den geringsten Einwurf machen will! Welche unerhörte Widersprüche, da sie eben denselben Mann, nach Gefallen zu loben und wieder zu tadeln wissen! Schmid, der Theorienmacher, der in der Einfalt seines Herzens die Litteraturbriefe lobte, ward der elendeste Kerl genennet, der nicht werth war, Riedeln die Schuhriemen aufzulösen, kaum aber lobt er, was er loben soll, und schimpft, was er schimpfen soll, so ist dieser vorherige elende Mann, der Himmel weis wie, ein berühmter, geschikter Mann geworden, der auf Leßingen und Hertern von oben herab siehet, und Klotzen, Riedeln, Gleimen und Jacobi seine werthe Freunde nennet. Der ehrliche Schirach ward in allen Journalen und Zeitungen herunter gemacht, siehe er kroch zum Kreutze, und ihm wiederfuhr Gnade. Mit Bahrdten dem jüngern, hat sich der Hr. Geh. Rath recht christlich vertragen, und Wittenberg, der vorher der elende Manufacturier des Correspondenten hieß, ist nun ein gar lieber Freund geworden; der dem Hrn. G. R. wie ein Schatten nachfolgt, und allemal seines Freundes Meynung nachbetet, so wie der D. Merlino Malfatti beym Goldoni. Kann das Publikum wohl sehen, daß man es nur zum Besten haben will, und noch Zutrauen behalten? Wohl schwerlich!

Endlich sagt man: »die Journalisten könnten die Bücher zwar anzeigen, und uns raisonnirte Auszüge davon geben, aber sie sollten nicht urtheilen, wenigstens nicht ohne Beweise anzuführen.« Freylich ist es die erste Pflicht des Journalisten, die Bü- <Seite 114:> cher, die es verdienen, dem Leser kennen zu lehren. Doch da ein Journal selbst ein Buch wird, so wird der Leser leicht überdrüßig, eine Menge trokner Auszüge hintereinander zu lesen. Er will, daß ihm der Kunstrichter sein aufrichtiges Urtheil nicht vorenthalten soll, und selten geschieht dem Leser ein Gefallen, wenn er damit zurück hält. Freylich sollten die Gründe, so viel als möglich, immer mit angezeigt werden. Aber da die Menge der Bücher so groß ist, und so viele Bücher schlecht sind, so würde dies so unendlich weitläuftig werden, und man ist also öfters genöthigt das Urtheil, ohne Gründe, zu sagen. Hievon können unverständige und partheyische Kunstrichter freylich einen großen Mißbrauch machen. Aber oben haben wir schon angezeigt, wie bald man diese Herren kennen lernen kann; denn werde man doppelt mißtrauisch und untersuche selbst. Man muß aber überhaupt auch, auf das Urtheil eines Journalisten, nicht mehr Gewicht legen, als auf das Urtheil eines einzelnen Gelehrten. Man glaube nicht, daß er auf einem Richterstuhle sitze, um über Leben und Tod zu urtheilen. *) Er ist ein Gesellschafter, der sich mit mir über neue Werke unterhalten, und mich zu fernerer Untersuchung anfrischen will. Mancher Gesellschafter ist ernsthaft, er erzählt die Sachen trocken, aber bündig, ein anderer ist furchtsam, und hält sein Urtheil zurük, sagt aber doch so viel, daß ich selbst leichter urtheilen kann, ein anderer ist dreist, und sagt sein Urtheil zuerst, untersucht es mit mir, und nimmt es zurük, wenn er es besser einsiehet, ein anderer ist munter und mag sich gerne über die Thorheiten der Schriftsteller lustig machen, ein anderer ist verdrüßlich, und dem setzen die <Seite 115:> Thorheiten bald in üble Laune, ein anderer (und dieser ist der angenehmste) ist voll philosophischen Scharfsinn, er vernünftelt selbst, über jedes Buch, und gehet, wo möglich, weiter. Alle Gesellschafter haben nicht einerley Talente, ja die Annehmlichkeit der Gesellschaft gewinnt bey dieser Verschiedenheit. Keiner aber ist verächtlich, als der Unwissende, der Zänker, der Aufhetzer, der Verläumder, der Verfolger.

Was wir bisher von Journalen, oder Beurtheilungen der Bücher angemerkt haben, gilt auch vollkommen, von den Beurtheilungen der Beurtheilungen. Jederman ist unstreitig befugt, die Beurtheiler wieder zu beurtheilen, denn der Zweck der Beurtheilungen ist die Erforschung der Wahrheit. Es ist auch nicht abzusehen, warum man jemand verwehren sollte, auch ein besonderes Journal über Journale zu schreiben. Es haben daher alle vernünftige Leute, die höchstunanständige Art mit der die Klotzische Schule den Verf. des Antikritikus begegnet ist, höchst gemißbilligt. Man hat ihre Namen bekannt gemacht, ihre Personen aufs anzüglichste angegriffen, ihnen die äussersten Grobheiten *) gesagt, niederträchtige Streit- <Seite 116:> schriften, Gassenlieder, Kupferstiche, anonymische Briefe, alle mögliche Arten der Pasquille, hat man fliegen lassen, um den Verfassern des Antikriticus, wo möglich, eine unangenehme Stunde zu machen, man hat sogar die Censur in Erfurt gemißbrauchet, um dieses fürchterliche Buch, wo nicht zu unterdrücken, doch zu castriren. Was haben denn die armen Leute begangen? Sie sagen, daß einige Journale, oder einige Beurtheilungen darinn nichts taugen. Das ist ja kein so großes Verbrechen! Man lasse sie doch schreiben; wenn sie recht haben, so gebe man ihnen Beyfall, haben sie unrecht, so verachte man sie.

Der größte Nutzen einer Beurtheilung der Journale und gelehrten Zeitungen wird seyn, daß der Geist eines jeden erforschet, und die Vorzüge und Mängel eines jeden angezeiget würden. Freylich würde eine solche Beurtheilung nicht zu vielen Bänden anwachsen müssen. Will ein solcher Beurtheiler lange fortfahren, sich auf einzelne Recensionen einzulassen, so läuft er Gefahr, uninteressant zu werden, und noch <Seite 117:> uninteressantere Streitigkeiten zu erregen, von denen kein Ende abzusehen ist.

Dies ist der größte Fehler in dem Plane des Antikriticus. Warum will er gerade eben ein Anti – seyn? Warum will er blos wider die Kunstrichter schreiben? Seine Beurtheilung *) sollte mit den Kunstrichtern suchen weiter zu gehen, um den gemeinschaftlichem Zwecke, der Erforschung der Wahrheit näher zu kommen. In diesem freundschaftlichen Wettstreite, müßte er bald für, bald wider die Kunstrichter seyn.

Aber »er kündigt allen ungesitteten, verläumderischen, ungerechten, hämischen, verketzernden, gewissenlosen und läppischen Kunstrichtern den Krieg hiemit öffentlich an.« Ja, das ist etwas anders! Hat aber der Mann, in Absicht auf sich wohl überlegt, in welches Wespennest er störet, und in Absicht auf seine Leser, wie uninteressant ihnen in kurzer Zeit, dieser Krieg werden müsse. Sobald man einen Au- <Seite 118:> tor, oder Kunstrichter für ungesittet, hämisch oder läppisch erkennt, so verlangt man nicht mehr, viel von ihm zu hören, es ist auch nicht mehr der Mühe werth, ihn anders, als sehr beyläufig zu widerlegen. Oefters will der Antikriticus die Recension eines Buchs widerlegen, das kaum werth war, recensirt zu werden, und auch die Recension war so beschaffen, daß sie die Leser kaum einmal lesen, und hernach vergessen wollten, wie ein Mährlein, das erzählet ist. Wer kann viele solche unwichtige Widerlegungen ohne Ueberdruß lesen.

Wenn von wichtigen Werken, mehrere auch wichtige Recensionen vorhanden sind, so könnte es allerdings zuweilen nüzlich seyn, sie zu vergleichen, und durch Beyhülfe des Buchs und der Urtheile die Wahrheit noch näher zu untersuchen, aber hiezu gehörten Männer von sehr großer Gelehrsamkeit und Einsichten, sonst werden anstatt neuer Aussichten, meist alltägliche Anmerkungen vorkommen. Wir wollen die Gelehrsamkeit und die Talente der Verfasser des Antikriticus nicht bestimmen. Wir überlassen es den Lesern desselben, zu überlegen, wie viel Nahrung ihr Geist in diesen funfzehen Stücken gefunden habe, und ob viele Anmerkungen vorkommen, die zum fernern Nachdenken Gelegenheit geben könnten, oder ob mehrentheils die Gedanken des Antikriticus jedem Leser, der ein paar Recensionen vergleicht, nicht auch gleich beygefallen wären.

Ueberhaupt sind die Artickel des Antikriticus sehr eingeschränkt. Ausser der polemischen Hälfte, die ohnedem zum geschwinden vergessen verdammt ist, lieset man fast lauter theologische und philosophische Artickel, von allen andern Wissenschaften fast gar nichts, und der Krieg wider die Kunstrichter hat sich bisher hauptsächlich auf einige Anmerkungen, wider <Seite 119:> die Klotzischen Journale und Zeitungen, wider die allgemeine deutsche Bibliothek und wider D. Ernesti theologische Bibliothek eingeschränkt. Was das schlimmste ist, so haben die Verfasser auch in der Theologie und Philosophie so entscheidend ihre Parthie genommen, daß sie uns mehr zu ihrer Meynung bekehren, als eine freye Untersuchung anstellen zu wollen, scheinen. In der Theologie fröhnen die Verfasser einer selbstgefälligen Orthodoxie und in der Philosophie dem Crusischen System, so, daß man, sobald sie über gewisse Materien zu sprechen anfangen, allemal ein Stükgen aus der Dogmatik oder einen Paragraphen aus einem Crusischen Compendium, wiederkäuen muß. Was ist dem Leser geholfen, wenn der A. blos seine Hypothesen an die Stelle anderer Hypothesen setzen will, oder kann er andere überweisen, mit denen er in den Principien nicht einig ist? Ueberdem sieht itzt fast jedermann, den Mißbrauch einer Orthodoxie ein, die verlanget, daß man auf menschliche Meynungen schwören, und sie ohne Untersuchung annehmen soll, und der Crusischen Philosophie, die in den Collegien einiger Professoren, und in den Hamburgischen Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit eine so ruhige Zuflucht gefunden hat, will man dieselbe gern ohne fernern Wortwechsel gönnen; daher möchten die Hypothesen des A. vielleicht den Beyfall der wenigsten Leser haben.

Ueberhaupt scheinen die Verfasser des Antikriticus zu dem Werke, das sie unternommen haben, nicht gesetzt genug zu seyn. Wer allen Kunstrichtern den Krieg ankündigen will, muß sich natürlicherweise auf viele Streitigkeiten gefaßt machen, und im voraus gewiß seyn, daß er darüber nicht aus der Fassung gebracht, oder von seinem Wege abgeführet werden werde. Im Anfange hatte der Antikriticus wohl <Seite 120:> hauptsächlich auf die allgemeine deutsche Bibliothek und auf D. Ernesti theol. Bibl. sein Augenmerk gerichtet, die andern Journalen wollte er so neben her mitnehmen. Mit Hrn. Klotz war er so sehr willens friedlich zu bleiben, daß er die Hallische Zeitung, unter die besten zählte, und sogar die Artickel von ausländischen Büchern lobte, von denen er doch nachher selbst erkennet, daß sie aus französischen Journalen aufs jämmerlichste zusammengestoppelt sind. *) Durch diese dienstwillige Lobsprüche, hofte er einige wenige Anmerkungen, die er wider diese Zeitungen, aus Unpartheylichkeit doch machen wollte, loskaufen zu können. Aber Hr. Klotz, der gar keinen Widerspruch zu ertragen, gewohnt ist, der ausserdem die Verfasser des Antikriticus für armselige Dorfpfarrer und Magisterlein hielt, mit denen er bald fertig werden könnte – in diesem Falle aber, pflegt er allemal, sehr geschäftig sich zu vertheydigen, dahingegen er, wenn er stärkere Gegner hat, mit einer großmüthigen Liebe zum Frieden, stille schweigt – fiel über den Antikriticus mit gewaltiger Wuth her, dieser wollte darüber aus der Haut fahren, vergaß fast ganz seinen sich erst vorgesezten Zweck, und that einige Stücke durch, fast weiter nichts, als daß er gewaltig auf Klotzen schimpfte, sich wider ihn vertheydigte, Klotzens und Riedels Schriften eben so gewaltig <Seite 121:> herum nahm, als diese den Antikriticus: kaum fängt er im funfzehnten Stücke an, auf apokalyptische Deutereyen einzulenken, die, so wenig Leser sie auch intereßieren mögen, doch beynahe noch besser sind, als die ewigen Streitigkeiten mit Klotzen und den Klotzianern.

Wir müssen nun unsern Lesern noch die antikritischen, und damit verbundene Wilkische und Klotzische Streitschriften kürzlich anzeigen. Zwar sind sie theils unwichtig, theils sind sie Schandmäler, einer unedeln Aufführung, die wahren Gelehrten nicht geziemt. Ganz aber kann man sie doch nicht übergehen, wegen des vielen Geschwirres, das sie vor aller Ohren erreget haben.

Authentischer Abdruck der Appellation des Antikriticus an das Publikum mit der Censur u. s. w. Lübeck bey J. Schmids Wittwe und Donatius, 1768. in 8.

Die ersten Stücke des Antikriticus, waren in Erfurt, bey Strauben, und zwar ohne Censur gedrukt worden, weil es daselbst bisher gewöhnlich gewesen, daß Bücher, die dort für Rechnung fremder Buchhändler gedrukt werden, gar nicht censirt worden. Sobald Hr. P. Riedel in Erfurt ankam, so ward zwar in Absicht aller anderer Bücher, die für Fremde gedrukt wurden, die alte Gewohnheit beybehalten, blos der Antikriticus sollte ferner nicht ohne Censur gedrukt werden, und Hr. P. Riedel sollte der Censor seyn. Dieser strich sogleich aus einer Appellation an das Publikum, die der Antikriticus wegen einiger Angriffe in verschiedenen Zeitungen machte, einige Stellen aus, und änderte andere. Der Antikriticus, wollte dies nicht zugeben, und läßt hier <Seite 122:> die Appellation drucken, mit Anmerkungen, worinn er die von Hrn. R. geänderte Stellen, wieder herstellt. Den Werth der Gedanken des Antikriticus, der so gering seyn mag, wie man will, bey Seite gesezt, so ist es allemal ein strafbarer Mißbrauch der Gewalt eines Censors, wenn er in den censirten Werken, nach Gutbefinden ändern und ausstreichen will. Alle Gelehrte als Gelehrte, sind einander völlig gleich. Wenn einer derselben des geringfügigen Umstandes, daß er an dem Orte, wo der Verleger aus Handlungsursachen ein Buch drucken läßt, Professor ist, sich bedienen will, die Gedanken des andern willkührlich zu ändern, so ist dies ein gewaltsamer Eingriff in die Freyheit zu denken. Der Censor kann mit Fug nicht mehr thun, als solchen Stellen, die offenbar wider die Religion oder wider den Staat, oder wider die guten Sitten sind, allenfalls die Erlaubniß des Druks zu versagen, und er muß es dem Autor selbst überlassen, sie so zu ändern, daß der Druck erlaubt werden kann. Der Aufsatz des Antikriticus betraf übrigens nur eine Privatstreitigkeit, die niemals der Religion, dem Staate und den guten Sitten gefährlich werden konnte, und einige harte Stellen, waren doch wirklich durch viel härtere seiner Gegner veranlasset worden. Was das schlimmste war, so hatte der Antikriticus, den Hrn. P. Riedel selbst im Verdachte, daß er an Recensionen, wegen deren er an das Publikum appellirte, Antheil hätte, war es demselben wohl zu verdenken, daß er Hrn. R. nicht zum Censor annehmen wollte? Und gesetzt, daß dieser Verdacht völlig ungegründet gewesen wäre, hätte nicht der bloße Verdacht Hrn. Riedel billig bewegen sollen, die Censur des Antikriticus, lieber von sich abzulehnen, als sich dazu zu drängen. Wer sich der Großmuth und Unpartheylichkeit rühmt, muß sie thätig beweisen, wenn sich eine so gute Gelegenheit darbietet.

<Seite 123:>

Briefwechsel des Hrn. Prof. Riedel, mit dem Antikriticus, herausgegeben von J. G. C. Gleichmann, 1768. in 8.

Herr Prof. Riedel will sich hier vertheydigen, und hauptsächlich zeigen, wie verächtlich und lächerlich der Antikriticus sey. Doch hievon ist, dünkt uns, die Frage nicht, sondern davon, daß ein Censor nicht berechtigt ist, eigenmächtig Stellen, in den ihm vorgelegten Schriften zu ändern. Am wenigsten Stellen, wo die Religion und der Staat nicht Gefahr leiden, als für welche der Censor eigentlich zu machen hat.

Fortsetzung des Briefwechsels zwischen dem Herausgeber des Antikriticus und dem Hn. Prof. Riedel zu Erfurt. Lübeck, bey Schmids Wittwe und Donatius, 1768. in 8.

Der Antikriticus will sich hier ferner vertheydigen, der Streit wird aber immer uninteressanter.

Memento Mori an den Antikriticus von J. C. G. Gleichmann, 1768. in 8.

Diese Schrift, die die Hallische Zeitung, als eine liskovische Satyre ausposaunet hat, ist eine elende Scharteke, voll Studentenwitz, und grober Angriffe.

C. H. Wilkes, moralische Beyträge zu der Klotzischen Bibliothek der schönen Wissenschaften. Erstes und zweytes Stück. Hamburg, gedrukt auf Kosten des Verf. in gr. 8.

Ein ungezogener Autor, der sich die pöbelhaftesten Grobheiten erlaubet.

<Seite 124:>

Moralisches Gespräch von gelehrten Anekdoten von C. H. Wilkes. Leipzig bey W. G. Sommer, 1768. in 8.

Eine matte seynsollende Satyre, auf die Partheylichkeit der Journalisten.


<Seite 107:>

*) S. der neue Rechtschaffene I. Th.

<Seite 114:>

*) Man findet solche seltsame Vorstellung, bey Gelehrten, wo man sie kaum suchen sollte. Z. B. in Gleims Oden nach dem Horaz. S. 65.

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*) In der Vorrede zu Klotzii Actis litterar. Vol. V. p. I. heißt es also: Qui enim sunt illi Anticritici? quales heroes Leibnitium, Wolfium, Ernestium, RIEDELIUM, (wie mag wohl dieser Name in die Gesellschaft kommen) Semlerum aliosque doctos viros provocare audent? Age vero adspiciamus hanc militiam. Ecce! Christianus Augustus Wichmannus aliquis, Lipsiensis magister, qui, cum panem atrum ex hesterno jure vorare amplius nollet, gallicis libris in theotiscum sermonem misere convertendis vitam toleravit, agmen ducit, et arundine longa equitat. Gottfried Joachim Wichmannus, ovo eodem prognatus, paganus popa, ruri colendo, cerevisiae coquendae, aut gregibus pascendis aptior, quam li- <Seite 116:> bris scribendis, mures plostello triumphali adjungit, perque pallium nigrum, perque enormitates textilis et subtilis capillamenti jurat, se hodie centum animas Plutoni immolaturum esse. cet. Ist das der edelmüthige Klotz, der im Hamburgischen Correspondenten, so weise von den einem Gelehrten anständigen Gesinnungen peroriren kann, der aus Friedensliebe, Leßingen nicht antworten will? Ist es eben dieser Mann, der aufs niederträchtigste den Stand und die Glüksumstände anderer antastet. Kann ein Dorfpfarrer nicht ein sehr würdiger gelehrter Mann seyn? Ist Armuth eine Schande? Ist es nicht vielmehr eine Schande, sie jemand vorzuwerfen. Kann ein armer Magister, der schwarz Brod aus der gestrigen Tunke frißt (vorat sagt unser lepidissimus scriptor) nicht vielleicht ein größerer Gelehrter und ein besserer Mensch seyn, als ein Geheimerrath, der sich mit Kapaunen mästet.

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*) Vielleicht ist es wenigen bewußt, daß wir schon im Anfange dieses Jahrhunderts einen deutschen Antikriticus gehabt, der vielleicht den Zweck eines solchen Buchs so gut und besser, als der itzige getroffen hat, und sich über die Monatschriften aller Nationen ausbreitete. Der Titel ist: Aufrichtige und unpartheyische Gedanken über die Journale, Extracte und Monatschriften, worinn dieselbe extrahiret, wenn es nützlich, suppliret, und wo es nöthig, emendiret werden. Zwölf Stücke. Freiburg, 1714. in 8. Jedem Stücke ist ein emblematisches Kupfer, und eine Vorrede vorgesetzet, welche letztere ungemein viel nützliche Dinge enthalten, sonderlich sagt die Vorrede des ersten Stüks, von der Annehmlichkeit, dem Nutzen und den Fehlern der Journale sehr nöthige Wahrheiten. Man sollte schweren, sie wäre für die itzige Zeiten geschrieben. Wir würden sie ganz einrücken, wenn wir nicht durchaus des Raumes schonen müßten.

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*) Wer nur eine mäßige Rechnung machen will, wie viel es koste, die besten franz. engl. und ital. Bücher, und zwar in ihrer ersten Neuigkeit, mit der Post, kommen zu lassen, der wird begreifen, wie unmöglich es ist, diese Kosten zu bestreiten, wenn nicht, so wie in Göttingen und Leipzig, ein besonderer Fond, dazu ausgesezt ist, man kann sich also vorstellen, wie viel ausländische Bücher der Hallische Zeitungsschreiber und andere seines gleichen, selbst vor Augen haben können.

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