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Gotthold Ephraim Lessing: Briefe, die neueste Litteratur betreffend. (1760) Fünfter Theil. Ein und achtzigster Brief. In: Gotthold Ephraim Lessings sämtliche Schriften. Band 8. Hg. von Karl Lachmann. Dritte, aufs neue durchgesehene und vermehrte Auflage, besorgt durch Franz Muncker. Stuttgart: Göschen 1892. S. 215-222.

<Seite 215:>

VI. Den 7. Februar. 1760.

Ein und achtzigster Brief.

Der Verfasser der scherzhaften Lieder, deren größter Theil Ihnen wegen seiner naiven Wendungen und feinen Sprache, so viel Vergnügen gemacht hat, und von welchen bereits eine zweyte verbesserte Auflage erschienen ist, hat sich aufs neue in einer andern, und höheren Sphäre gezeigt. In der tragischen. [1] Und mit Ehren.

"Was?" – wird ohne Zweifel auch hier der kritische Freund des Herrn Dusch auffahren – "Was? ein Witzling, der den Geist der anakreontischen Gedichte besitzet, sollte auch den Geist der Tragödie besitzen? Der eine erschüttert das Herz; Schrecken und Thränen stehen ihm zu Gebothe; der andere erregt ein kurzes Vergnügen über einen unerwarteten Einfall; und wenn er uns ermuntert hat, und wenn wir lachen, so hat er alle Ehre, die er hoffen kann. – Man sollte glauben," fährt dieser tiefsinnige Kunstrichter fort, "daß diese beyden sehr verschiedenen Eigenschaften sich nicht wohl mit einander vertragen könnten. Ich wenigstens" [2]

Ja, Er wenigstens! – Er, der Freund des Herrn Dusch! – Er wird es solchergestalt gleich a priori wissen, daß die Trauerspiele unsers scherzhaften Liederdichters nichts taugen. – Wollen Sie es bey dieser philosophischen Nativitätstellung bewenden lassen? Oder wünschten Sie lieber, mit Ihren eigenen Augen zu sehen, und nach Ihren eigenen Empfindungen zu schliessen? – Ich weiß schon, was Sie thun werden; und dieser Brief mag Sie darauf vorbereiten.

In dem Vorberichte klaget Herr Weise – denn warum sollte ich Bedenken tragen, Ihnen den Mann zu nennen, der Ihnen ge- <Seite 216:> fallen hat, und den Sie nun bald hoch schätzen werden? – über den Mangel an deutschen Trauerspielen. Daß es den Deutschen am tragischen Genie fehlen sollte, kann er sich nicht überreden. "Aber ein unglückliches Schicksal, sagt er, hat bisher über die deutsche Schaubühne gewaltet. Einige dieser Lieblinge der Musen sind in der Morgenröthe ihres Witzes verblühet, und haben uns durch ihre ersten Früchte gezeiget, was für eine angenehme Hoffnung wir mit ihnen verloren haben." – Dieses muß Sie an die Herren von Cronegk und von Brawe erinnern, von welchen beyden ohne Zweifel der letztere das grössere tragische Genie war. Er hat noch ein Trauerspiel in Versen völlig ausgearbeitet hinterlassen, und Freunde, die es gelesen haben, versichern mich, daß er darinn mehr geleistet, als er selbst durch seinen Freygeist zu versprechen geschienen. – "Andere," fähret Herr W. fort, "lassen, wir wissen nicht aus was für unglücklichen Ursachen, die Jahre des Genies vorbey fliehen: sie schmeicheln uns mit Hoffnung, und lassen sie unerfüllet, bis sie die Geschäfte des Lebens überhäuffen, oder sie sich in andere Sorgen vertheilen." – Ich kann nicht sagen, wer diese andere sind. Sind es aber wirklich tragische Genies, so verspreche ich mir von ihrer Verzögerung mehr Gutes als Schlimmes. Die Jahre der Jugend sind die Jahre nicht, von welchen wir tragische Meisterstücke erwarten dürfen. Alles was auch der beste Kopf in dieser Gattung, unter dem dreyßigsten Jahre, leisten kann, sind Versuche. Je mehr man versucht, je mehr verdirbt man sich oft. Man fange nicht eher an zu arbeiten, als bis man seiner Sache zum größten Theile gewiß ist! Und wenn kann man dieses seyn? Wenn man die Natur, wenn man die Alten gnugsam studiret hat. Das aber sind lange Lehrjahre! Gnug, daß die Jahre der Meisterschaft dafür auch desto länger dauern. Sophokles schrieb Trauerspiele bis in die achzigsten Jahre. Und wie gut ist es einem Tragicus, wenn er das wilde Feuer, die jugendliche Fertigkeit verloren hat, die so oft Genie heissen, und es so selten sind. "Noch andern", heißt es weiter, "fehlt es an Aufmunterung; sie haben niemals eine gute Schauspielergesellschaft gesehen, und kennen die dramatische Dichtkunst blos aus den Aristoteles und Hedelin." –

Das ist ohne Zweifel ein Hauptpunkt! Wir haben kein Theater. <Seite 217:> Wir haben keine Schauspieler. Wir haben keine Zuhörer. – Hören Sie, was ein neuer französischer Schriftsteller [1] von diesem Punkte der Aufmunterung sagt: "Eigentlich zu reden", sagt er, "giebt es ganz und gar keine öffentlichen Schauspiele mehr. Was sind unsere Versammlungen in dem Schauplatze, auch an den allerzahlreichsten Tagen, gegen die Versammlungen des Volks zu Athen und zu Rom? Die alten Bühnen konnten an die achtzig tausend Bürger einnehmen. Die Bühne des Scaurus war mit drey hundert und sechzig Säulen, und mit drey tausend Statuen gezieret. Wie viel Gewalt aber eine grosse Menge von Zuschauern habe, das kann man überhaupt aus dem Eindrucke, den die Menschen auf einander machen, und aus der Mittheilung der Leidenschaften abnehmen, die man bey Rebellionen wahrnimmt. Ja der, dessen Empfindungen, durch die grosse Anzahl derjenigen, welche daran Theil nehmen, nicht höher steigen, muß irgend ein heimliches Laster haben; es findet sich in seinem Charakter etwas Einsidlerisches, das mir nicht gefällt. Kann nun ein grosser Zulauf von Menschen die Rührung der Zuschauer so sehr vermehren, welchen Einfluß muß er nicht auf die Verfasser, und auf die Schauspieler haben? Welcher Unterschied, zwischen heut oder morgen einmal, ein Paar Stunden, einige hundert Personen, an einem finstern Orte zu unterhalten; und die Aufmerksamkeit eines ganzen Volkes, an seinen feyerlichsten Tagen zu beschäftigen, im Besitz seiner prächtigsten Gebäude zu seyn, und diese Gebäude mit einer unzählbaren Menge umringt und erfüllt zu sehen, deren Vergnügen oder Langeweile von unsern Talenten abhangen soll?" – So redet ein Franzose! Und welcher Sprung von dem Franzosen auf den Deutschen! Der Franzose hat doch wenigstens noch eine Bühne; da der Deutsche kaum Buden hat. Die Bühne des Franzosen ist doch wenigstens das Vergnügen einer ganzen grossen Hauptstadt; da in den Hauptstädten des Deutschen, die Bude der Spott des Pöbels ist. Der Franzose kann sich wenigstens rühmen, oft seinen Monarchen, einen ganzen prächtigen Hof, die größten und würdigsten Männer des Reichs, die feinste Welt zu unterhalten; da der Deutsche sehr zufrieden seyn muß, wenn ihm ein Paar Dutzend ehrliche Privatleute, die sich schüchtern nach der Bude geschlichen, zuhören wollen.

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Doch lassen Sie uns recht aufrichtig seyn. Daß es mit dem deutschen Drama noch so gar elend aussiehet, ist vielleicht nicht einzig und allein die Schuld der Grossen, die es an ihrem Schutze, an ihrer Unterstützung mangeln lassen. Die Grossen geben sich nicht gern mit Dingen ab, bey welchen sie wenig oder gar keinen glücklichen Fortgang voraussehen. Und wenn sie unsere Schauspieler betrachten, was können ihnen diese versprechen? Leute ohne Erziehung, ohne Welt, ohne Talente; ein Meister Schneider, ein Ding, das noch vor ein paar Monaten Wäschermädchen war etc. Was können die Grossen an solchen Leuten erblicken, das ihnen im geringsten ähnlich wäre, und sie auffrischen könnte, diese ihre Repräsentarii auf der Bühne, in einen bessern und geachtetern Stand zu setzen? –

Ich verliere mich in diesen allgemeinen Betrachtungen, die uns noch sobald keine Aenderung hoffen lassen. – Das erste Trauerspiel des Hrn. Weise heißt: Eduard der Dritte.

Eduard der Zweyte war gezwungen worden, sich von der Regierung los zu sagen, und es geschehen zu lassen, daß sie auf seinen Sohn, Eduard den Dritten übergetragen wurde, während dessen Minderjährigkeit seine Mutter Isabella, mit ihrem Lieblinge Mortimer freye Hand zu haben hoften, und sie eine Zeitlang auch wirklich hatten. Der abgesetzte König ward aus einem Gefängnisse ins andere geschleppt; und ich habe folgenden Umstand bey dem Rapin nie ohne die größte Rührung lesen können. "Als ihn die Ritter Maltraves und Gournay, die ihm als Wächter oder vielmehr als Peiniger zugegeben waren, in sein letztes Gefängniß, in das Schloß zu Barkley brachten, nahmen sie tausend unanständige Dinge mit ihm vor, sogar daß sie ihm auf freyem Felde mit kaltem Wasser, welches aus einem schlammigten Graben genommen worden, den Bart putzen liessen. So viel Beständigkeit er auch bis dahin bezeuget hatte, so konnte er sich doch bey dieser Gelegenheit nicht enthalten, sein Unglück zu beweinen, und zu erkennen zu geben, wie sehr er davon gerührt sey. Unter den Klagen und Vorwürfen, die er denjenigen machte, welche ihm mit so vieler Grausamkeit begegneten, sagte er, daß sie, sie möchten auch machen, was sie wollten, ihm doch nicht den Gebrauch des heissen Wassers nehmen sollten, um sich den Bart putzen zu lassen. Und indem ließ <Seite 219:> er zwey Ströme von heissen Thränen aus seinen Augen die Wangen herabfliessen."

Der arme Mann! – Und es war ein König! – Aber was fällt Ihnen sonst bey dieser Antwort ein? Wenn sie ein Dichter erfunden hätte, würde nicht der gemeine Hauffe der Kunstrichter sagen: sie ist unnatürlich; der Schmerz ist so witzig nicht? Und doch war der Schmerz hier so witzig; wenn derjenige anders witzig ist, der das sagt, was ihm die Umstände in den Mund legen. Demnach denke nur auch der Dichter vor allen Dingen darauf, seine Personen, so zu reden, in eine witzige Situation zu setzen, und er kann gewiß seyn, daß alle der Witz, den ihnen diese Situation giebt, nicht nur untadelhaft, sondern höchst pathetisch seyn wird. Diderot, den ich Ihnen oben angeführt habe, erläutert den nehmlichen Satz durch das Exempel einer geringern Person: "Eine Bäuerin", erzählt er, "schickte ihren Mann zu ihren Aeltern, die in einem benachbarten Dorfe wohnten. Und da ward dieser Unglückliche von einem seiner Schwäger erschlagen. Des Tages darauf ging ich in das Haus, wo sich der Fall zugetragen hatte. Ich erblickte ein Bild, und hörte eine Rede, die ich noch nicht vergessen habe. Der Todte lag auf einem Bette. Die nackten Beine hingen aus dem Bette heraus. Seine Frau lag, mit zerstreuten Haaren, auf der Erde. Sie hielt die Füsse ihres Mannes, und sagte unter Vergiessung von Thränen, und mit einer Action, die allen Anwesenden Thränen auspreßte: Ach, als ich dich hieher schickte, hätte ich wohl geglaubt, daß diese Füsse dich zum Tode trügen!" Auch das war Witz, und noch dazu Witz einer Bäuerin; aber die Umstände machten ihn unvermeidlich. Und folglich auch muß man die Entschuldigung der witzigen Ausdrücke des Schmerzes und der Betrübniß nicht darinn suchen, daß die Person, welche sie sagt, eine vornehme, wohl erzogene, verständige und auch sonst witzige Person sey; denn die Leidenschaften machen alle Menschen wieder gleich: sondern darinn, daß wahrscheinlicher Weise ein jeder Mensch ohne Unterschied, in den nehmlichen Umständen das nehmliche sagen würde. Den Gedanken der Bäuerin hätte eine Königin haben können, und haben müssen: so wie das, was dort der König sagt, auch ein Bauer hätte sagen können, und ohne Zweifel würde gesagt haben.

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Aber ich komme von unserm Eduard ab. Sie wissen sein grausames Ende. Er wollte vor Betrübniß und Kummer nicht bald genug sterben. Seine Wächter erhielten also Befehl, Hand anzulegen. Sie überfielen ihn, und steckten ihm eine Röhre von Horn in den Leib, durch welche sie ein glüendes Eisen stiessen, das ihm das Eingeweide verbrennen mußte. Er starb unter den entsetzlichsten Schmerzen; und sein Sohn ward überredet, daß er eines natürlichen Todes gestorben sey.

Der Bruder dieses Unglücklichen, und der Oheim des jungen Königes, Edmund Graf von Kent, hatte an der Veränderung der Regierung nicht geringen Antheil gehabt. Er hatte sich von den Kunstgriffen der Isabella hintergehen lassen, und erkannte es zu spät, daß er seiner brüderlichen Liebe, zum Besten einer Buhlerin, und nicht zum Besten seines Vaterlandes, vergessen habe. Seine Grosmuth erlaubte ihm nicht, sich lange zu verstellen. Er ließ es Isabellen und ihrem Mortimer gar bald merken, wie übel er mit ihrer Aufführung zufrieden sey; und da sein Verhalten sonst unsträflich war, so konnten ihm diese nicht anders als mit List beykommen. Sie liessen ihm nehmlich durch Personen, die er für seine Freunde hielt, auf eine geschickte Art zu verstehen geben, daß sein Bruder Eduard noch am Leben sey, und daß man seinen Tod aus keiner andern Ursache ausgesprengt habe, als um den Bewegungen zuvor zu kommen, die seine Anhänger erwecken könnten. Sie fügten hinzu, daß er in dem Schlosse Corfe genau bewahret werde, und wußten dieses vorgegebene Geheimniß nicht allein durch verschiedene Umstände zu unterstützen, sondern auch durch das Zeugniß vieler angesehenen Personen zu bestätigen, unter welchen sich zwey Bischöfe befanden, die entweder sowohl als Edmund betrogen waren, oder ihn betriegen halfen. Der ehrliche Edmund ließ sich in dieser Schlinge fangen, und faßte den Anschlag, seinen Bruder aus dem Gefängnisse zu ziehen. Er begab sich selbst nach Corfe, und verlangte frey heraus, zu seinem Bruder gelassen zu werden. Der Befehlshaber des Schlosses stellte sich bestürzt, daß Edmund von diesem Geheimnisse Nachricht bekommen habe, und leugnete ihm gar nicht, daß Eduard in dem Schlosse sey, aber er versicherte ihm, daß er die nachdrücklichsten Befehle habe, niemanden zu ihm zu lassen. Edmund verdoppelte sein Anhalten; der Befehls- <Seite 221:> haber bestand auf seiner Weigerung; endlich faßte jener den unglücklichen Entschluß, diesem ein Schreiben an den Gefangenen anzuvertrauen, in welchem er ihm versicherte, daß er mit allem Ernste an seiner Freyheit arbeiten wolle. Dieses Schreiben ward sogleich der Königin gebracht! Sie hatte ihren Zweck erreicht; Edmund hatte sich strafbar gemacht. Sie vergrösserte ihrem Sohne die Gefahr, in der er sich durch die Ränke seines Oheims befinde; und kurz, Edmund verlor seinen Kopf.

Nun darf ich Ihnen bloß sagen, daß unser Dichter diese gegen den Edmund gebrauchte List, als eine Wahrheit angenommen, und das Schicksal des Edmunds mit dem Schicksale des gefangenen Königs verbunden hat: und sogleich wird Ihnen der ganze Inhalt des Stückes ohngefehr in die Gedanken schiessen. Die Oekonomie ist die gewöhnliche Oekonomie der französischen Trauerspiele, an welcher wenig auszusetzen, aber selten auch viel zu rühmen ist. Und eben daher kann ich mich in keine Zergliederung einlassen.

Das erste Dutzend Verse verspricht, in Ansehung des Ausdruckes und der Wendung, nichts geringers als eine Schlegelsche Versification.

Lokester zu dem Grafen von Kent.
Ja Freund, dieß ist der Dank, den man am Hofe giebt,
Wo man den Edeln haßt, und den Verräther liebt!
Ich, der der Königin ein Heer nach Suffolk brachte,
Mich bey der Welt verhaßt, und sie gefürchtet machte,
Die oft durch meinen Rath, stets durch mein Schwerd gekriegt,
Durch jenen Ruhm erwarb, durch dieses oft gesiegt;
Ich, der an sie zuletzt den König selbst verrathen,
So sehr sein Elend sprach und Freunde für ihn baten:
Ich werd itzt kaum gehört, und niemals mehr befragt,
Und wär ich ohne dich, so wär ich schon verjagt.

Doch dieser schöne Anfang zeigt nur, wie edel die Sprache unsers Dichters seyn könnte, wenn er sich überall die gehörige Mühe gegeben hätte. Er hat sich leider ein wenig zu oft vernachläßiget, und dadurch selbst seinen Charakteren und Situationen den grösten Schaden gethan. Charaktere und Situationen sind die Contours des Gemähldes; die <Seite 222:> Sprache ist die Colorite; und man bleibt ohne diese nur immer die Helfte von einem Mahler, die Helfte von einem Dichter.

Ich will Sie aber dadurch nicht abgeschreckt haben! So wie der Anfang ist, so werden Sie noch unzähliche Stellen finden. Besonders in den Scenen, die Edmund mit dem jungen Könige, und mit der Isabella hat. Was kann, einige Kleinigkeiten ausgenommen, stärker seyn, als folgende Stelle? Edmund hat der Königin bittere Wahrheiten, in Gegenwart ihres Sohnes hören lassen; und sie versetzt: Er habe eine andere Sprache geführt,

– – – – so lang er noch geglaubt,
Daß er für sich allein nur Englands Thron geraubt.

Edmund.
– – – – Nein; sprich, so lang er glaubte,
Daß nicht die Königin für Mortimern ihn raubte;
So lang er noch geglaubt, es stritte seine Hand
Für Freyheit, und Gesetz, und Prinz und Vaterland;
So lang er noch geglaubt, daß er der Britten Rechte,
Die Schottland an sich riß, durch seinen Muth verfächte;
So lang er noch geglaubt, daß Englands Ruh und Glück
Dein grosser Endzweck wär, und daß man das Geschick
Der Staaten Albions, der Herrschaft schwere Bürde,
Den Weisesten des Reichs indeß vertrauen würde:
Allein so bald er sah, daß Geitz nach eigner Macht,
Stolz, blinde Rachbegier den Anschlag ausgedacht,
Daß man nicht für das Glück des besten Prinzen sorgte,
Und zu der Missethat frech seinen Namen borgte,
Daß man den König nicht der Freyheit überließ,
Durch Barbarngleiche Wuth ihn in den Kerker stieß,
Wo man vielleicht noch itzt den Unglückseelgen quälet,
Wenn unaussprechlich Leid ihn nicht bereits entseelet –

Isabella (die ihrem Sohne den Degen von der Seite reissen will.)
Verwegner! Rasender! entgehe meiner Wuth –

Eduard.
Kühl in des Lieblings Arm dein aufgebrachtes Blut! etc.

G.


<Seite 215:>

[1] Beytrag zum deutschen Theater. Leipzig bey Dyk 1759.
[2] S. Duschs vermischte Schriften. S. 46.

<Seite 217:>

[1] Diderot in den Unterredungen über seinen natürlichen Sohn.


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