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Zur Textgestalt

Der Text folgt dem Erstdruck in: Anhang zu dem ersten und zweyten Bande der Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste. Hg. von Moses Mendelssohn und Friedrich Nicolai. Leipzig: Dyck 1758. S. 97-190.

Orthographie und Interpunktion wurden vollständig modernisiert, der Lautstand blieb jedoch streng gewahrt. Als offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert:

»Ich mußte ihn [...] zu entzweien« (I/1) > »wußte«
»vor deiner Flucht aus London« (II/1) > »vor seiner Flucht aus London«
»erhab« > »erhub« (II/3)

Der fehlerhafte Form »erhab« (II/3) wird nicht zu »erhob« berichtigt, wie das in der letzten Ausgabe, besorgt 1934 von Fritz Brüggemann, geschehen ist, sondern durch die ältere Form »erhub« ersetzt, die sich dann auch mit den anderen im Originaltext vorkommenden Konjugationsformen verträgt (»erhub«, II/3 und IV/5; »hub«, II/3).

Ein anderer Fall liegt mit der Form »aufgehabne« (III/5) vor, bei der es sich um eine Konversion aus dem alten Präteritumpartizip von »aufheben« handelt und nicht um einen Druckfehler. Da die strenge Wahrung des Lautstandes zu den Editionsprinzipien gehört, erfolgt hier keine Änderung. »heben« (und daher auch »erheben« und »aufheben«) gehört in die 6. Ablautklasse (Stammformen: heben – huop – huoben – gehaben). Das ursprüngliche Präteritumpartizip herrscht im 16. und 17. Jahrhundert gegenüber der Form »gehoben« (bzw. »aufgehoben«) vor und ist bis Ende des 18. Jahrhunderts noch gebräuchlich. Ein Überbleibsel dieser historischen Konjugation findet sich heute noch in »erhaben«.

Auf normalisierende Herausgebereingriffe wurde verzichtet, da das Ziel nicht ein steriler Text sein kann. Wechselnde Schreibweisen (Apo-/Synkopierungen bei ansonsten gleichen Wörtern) wurden entsprechend der Erstausgabe gesetzt. Eine Normalisierung wurde auch dann nicht durchgeführt, wenn moderner und älterer Lautstand beim gleichen Wort vorkommen (es wird »fodern« gesetzt, aber auch »(auf-)fordern«, wie es im Original steht). Historische Deklination wurde beibehalten (betrifft Dativ und Akkusativ, z.B. »mit etwas Feyerlichen und Erhabnen«, I/2; »Granvillen«, I/3 und ff.; »[ein Brief] von einen Unbekannten«, II/2; »diese ohnmächtigen Phantomen«, II/6; »meinen Herzen«, III/3; »meinen Glück«, V/6). Groß- und Kleinschreibung wurden im Originalzustand belassen. Lediglich nach vorausgehendem Satzpunkt oder satzwertigem Regietext wurde an den Anfang des folgenden Satzes in jedem Fall eine Majuskel gesetzt.

Damit können wir von allen bisher erschienenen Ausgaben den Originaltext, einschließlich aller seiner Unzulänglichkeiten, am genauesten wiedergeben und, nebenbei bemerkt, die erste Ausgabe überhaupt präsentieren, die nicht in Fraktur, sondern in Antiqua gesetzt ist.


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