Letzter Auftritt.
Clerdon, Henley.
Clerdon (der wütend auf ihn losgeht). Ha, Treuloser! wo ist
Granville? von deinen Händen, Ungeheuer, fodre ich sein Blut.
Henley. Sein Sie ruhig, Clerdon, nur einige Augenblicke sein Sie
es. Ich komme nicht hieher, Ihre Wut zu besänftigen, ich komme,
sie noch stärker zu entflammen; nur so lange, bis Sie mich
angehört haben, gebieten Sie ihr zu ruhen. Itzt sollen Sie Ihr
Geschick und die geheime Ursache Ihrer Unfälle kennenlernen –
Sie wissen, wie ich mit Ihnen zu London bei der Rückkehr von
meiner Reise bekannt wurde. Sie waren damals in dem Schoße eines
blühenden Glücks. Überall ertönte das Lob Ihrer Tugenden;
überall folgte Ihnen Glanz und Bewundrung nach. Sie wissen die
Vorteile, die Ihnen diese Vorzüge über mich gewannen – Unselige
Vorteile für Sie! – Ich ward Ihr Todfeind, der letzte und
wichtigste Triumph, den Sie bei unsrer Bewerbung um Miß Granville
davontrugen, machte meinen Haß unversöhnlich und Ihren
Untergang gewiß. Ich beschloß, Sie auf der Seite anzufallen, auf
der Sie meinen Glück so nachteilig geworden waren. Ich beschloß,
diese stolzende Tugenden zu bekriegen, den erhabnen, ruhmvollen
Clerdon in die verworfne Klasse der Wollüstlinge, Lasterhaften
und Religionsspötter zu verweisen, seine schönsten Hoffnungen sowohl
des jetzigen Lebens als jener Zukunft zu verwüsten – ja,
beben Sie nur! – ihn selbst in der Ewigkeit die Folgen meines
Hasses fühlen zu lassen.
Clerdon. Ist's möglich? – Was höre ich! –
Henley. Dieses war das große Vorhaben, das ich bei jedem Schritte
vor Augen hatte. Sie wissen, ob es mir gelungen ist – Itzt will
ich Ihnen alles entdecken, zu Ihrer Pein will ich es. Granville
war unschuldig, alles, dessen ich ihn anklagte, war Erdichtung.
Ihr frevelnder Arm – verfluchen Sie sich selbst – hat dem
edelgesinntesten, dem zärtlichsten Freunde das Leben geraubt –
Nun ist meine Rache vollendet. Nun sind Sie in dem tiefsten
Abgrunde der Verzweiflung. Alle Frevel sind für Sie erschöpft.
Hier können Sie nun nichts mehr verlieren, und jenseit des
Grabes drohn Ihnen unerbittliche Gerichte – Wie triumphiere ich!
wie genieße ich Ihr Unglück? Unaussprechliche Wollust bemächtigt
sich meiner, da ich Ihrer Verzweiflung Hohn sprechen kann. Dies
ist der schönste Tag meines Lebens – Stoßen Sie nun die
bittersten Schmähungen wider mich aus; überhäufen Sie mich mit
Flüchen. Je mehr Sie toben, je mehr fühlen Sie Ihr Elend, je mehr
triumphiere ich. Ihre Tränen, Ihre Qual sind das ergötzendste
Schauspiel für mich, Ihre Seufzer sind Harmonien in meinen
Ohren! – Wo sind nun diese erhabnen und blendenden Verdienste,
die Ihre Lobredner so zu erheben wußten? wie ohnmächtig Sie vor
mir dahinfielen! wie entstellt Sie in Ihren Ruinen liegen!
Unsträflicher, edelmütiger Clerdon, Freund der Tugend und
Religion, wie war es Ihnen möglich, sich zu so schändlichen
Verbrechen zu erniedrigen? – Auf, entreißen Sie sich dieser
fühllosen Erstarrung. Empfinden Sie meinen Spott, meinen
Triumph, er ist hin, wo Sie ihn nicht empfinden – O könnte ich
Sie für Ihr Elend ganz zu Gefühl machen!
Clerdon. Rede ich mit einem Menschen? Nein, die Hölle redet aus
dir, Ungeheuer, ihrer sind diese Gesinnungen wert – Ja, frohlocke
nur, frohlocke, ich fühle den ganzen Grimm und die
niederschmetternden Gerichte des Himmels, sie strafen mich, weil
ich deinen unseligen Eingebungen folgte und ein Ungeheuer wie
du ward. Zittre für diesem Richter! Ein noch entsetzlicher
Verderben wird dich ergreifen, erzürntere Donner werden auf dies
stolze Haupt herabstürzen, und jene Zukunft wird den Verführer
von dem Verführten unterscheiden – Noch einmal rufe die ganze
Freude der Hölle in deiner Brust zusammen – ja, deine treulosen
Ratschläge haben mich in dies grenzenlose Elend hinabgestoßen.
Frohlocke und nimm den Lohn dafür (er zieht jähling einen Dolch
hervor und ersticht ihn) – Und dies sei der meinige, daß ich dir
Gehör gab. (Er tötet sich.)
Henley. Ich sterbe! – doch mein Feind stirbt mir zur Seiten –
ich bin gerächt – o Triumph! o Rache!
Ende des Freigeists.
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