Schmid, Christian Heinrich: Chronologie des deutschen Theaters. [Leipzig]: [Dyck] 1775. S. 201, 278-279, 300-301.
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Das Probestück eines andern (vielleicht noch größern) jungen Genies, das auch in seinem zwanzigsten Jahre verblühte, der Freygeist, ein bürgerliches Trauerspiel von Johann [sic!] Wilhelm von Brawe hatte mit dem Kodrus um den Preis gestritten. Plan und Sprache, so sehr sie noch die Spuren des Anfängers an sich tragen, verrathen Talente, die unsrer Bühne Ehre gemacht haben würden.
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Der Freygeist des Herrn von Brawe ward nebst einem noch ungedruckten Trauerspiele von ihm, Brutus, herausgegeben, aus dem man erst die Größe seines Verlustes recht beurtheilen
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lernte. Man sahe daraus, daß er sich frühzeitig die Engländer zu Mustern gewählet, man fand starke Situationen, männliche Sentimens, und eine nervöse Sprache, welche nur zuweilen zu bilderreich wird. So sehr die letztere den Jüngling verräth, so ein männlicher Entschluß war es von dem Verfasser, ein Trauerspiel ohne Liebe zu entwerfen. Ja noch mehr, er nahm zu seiner Versart die Jamben, ehe sie noch von unsern Kunstrichtern empfohlen worden waren. Wien hat bisher allein die Ehre, es gespielt zu haben.
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[...] – Auch kamen [in Wien] verschiedne Schauspieler an. – Herr Michael Joseph Lang trat den 20sten August das erstemal im Brutus, in der Rolle des Marcius, auf, und gab wegen seiner Einsicht, Feuer, Anstand und Empfindung Hoffnung, einer der ersten Schauspieler zu werden. – Mit ihm zugleich debütirte der
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jüngere Lang, als erster Tribun im Brutus, und spielt jetzt in der Komödie und Tragödie die ersten jungen Rollen. Herr von Sonnenfels schrieb über die Vorstellung des Brutus, freymüthige Erinnerungen. – [...]
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