Kommentierte Brawe-Bibliografie
Von Frank Fischer
Verzeichnete Publikationen: 150.
Stand: 13.04.2022.
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1. Werke und Briefe
1.1. Ausgaben des »Freygeist«
Joachim Wilhelm von Brawe: Der Freygeist. In: Anhang zum ersten und zweyten Bande der Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste. Hg. von Moses Mendelssohn und Friedrich Nicolai. Leipzig: Dyck 1758. S. 97–190.
[Joachim Wilhelm von Brawe:] Der Freygeist. Ein Trauerspiel in 5 Aufzügen. Berlin: Grynäus & Decker 1759.
Die erste Einzelausgabe des Werks, ohne Verfasserangabe. Das Exemplar der Universitätsbibliothek der HU Berlin ist leider verschollen (Mitteilung vom 29. 2. 2012), an der SUB Hamburg ist aber ein Exemplar einzusehen (darin ist handschriftlich der Verfassername eingetragen). Titelblatt hier.
[Joachim Wilhelm von Brawe:] Der Freygeist. Danzig 1764.
Offensichtlicher Raubdruck ohne Angabe des Verfassers, wahrscheinlich im Zusammenhang mit einer Aufführung des Stückes in Danzig gedruckt. Hinweis auf diese Ausgabe bei Meyer 2003, Titelblatt hier.
Joachim Wilhelm von Brawe: Der Freygeist. In: Theater der Deutschen. Band 1. Berlin; Leipzig: Johann Heinrich Rüdiger 1766. S. 173–262.
[Joachim Wilhelm von Brawe:] Der Freygeist. Danzig 1767.
Joachim Wilhelm von Brawe: Der Freygeist. Berlin; Leipzig 1767.
Joachim Wilhelm von Brawe: Der Freygeist, ein Trauerspiel in Prosa und fünf Aufzügen. In: Die Trauerspiele des Herrn Joachim Wilhelm von Brawe. [Hg. von Karl Gotthelf Lessing und Karl Wilhelm Ramler.] Berlin: Winter 1768. S. 109–248.
Ramler hat die Erstausgabe als Vorlage genutzt, aber zahlreiche willkürliche Änderungen am Text vorgenommen (z. B. wird durchgehend »Klerdon« statt »Clerdon« geschrieben). Der digitalisierte Text dieser Ausgabe inkl. Seitenangaben findet sich bei Zeno.org. Kompletter Scan bei Google Books.
Eine zeitgenössische russische Übersetzung des »Freygeist«. Eine Ausgabe befindet sich in der Library of Congress ( Permalink); in der Russischen Nationalbibliothek in Sankt Petersburg gibt es außerdem zwei in Moskau erschienene Neuausgaben des Stücks aus den Jahren 1786 und 1787.
Zeitgenössische dänische Übersetzung von Jens Wadum (1746–1804) mit einem kurzen Vorwort. Es befinden sich Ausgaben in der Kongelige Bibliotek in Kopenhagen sowie in der Universitätsbibliothek Trondheim. Titelblatt hier.
Joachim Wilhelm von Brawe: Der Freygeist. Danzig 1773.
Joachim Wilhelm von Brawe: Der Freygeist. Danzig 1774.
Ein Exemplar dieser Ausgabe liegt in der Universitätsbibliothek Basel ( Permalink).
Joachim Wilhelm von Brawe: Der Freygeist. Luzern 1785.
M[onsieur] Lessing [d. i. Joachim Wilhelm von Brawe:] L'Esprit Fort. Tragédie bourgeoise en cinq actes. In: Théatre allemand, ou recueil des meilleures pieces dramatiques, [...]. Hg. von [Georges Adam] Junker und Liebault. Band 3. Paris: Junker / Couturier 1785. S. 1–172.
1772 wurden zwei Bände von »Théatre allemand« herausgegeben, eine Sammlung »des meilleures pieces dramatiques« deutschsprachiger Dramatiker. 1785 wurde die Sammlung erneut veröffentlicht, ergänzt um zwei weitere Bände. In den dritten Band wurde dann auch Brawes »Freygeist« aufgenommen. Es handelt sich um eine vollständige Übersetzung. Bereits im zweiten Band war Lessings gleichnamiges Lustspiel erschienen, und auch das bürgerliche Trauerspiel gleichen Namens wurde jetzt fälschlicherweise Lessing zugeschrieben, von dem auch die beiden anderen Stücke in Band 3 stammen (»Minna de Barnhelm«, »Le Misogyne«). Die Übersetzung gibt es inzwischen auch als kompletten Scan bei Google Books.
[Joachim Wilhelm von Brawe:] Der Freygeist. In: Poetisches Magazin, zum Gebrauche für junge Liebhaber der deutschen Dichtkunst. 6 Bände. Hg. von Leonhard Bayrer. Band 2. Augsburg: Styx 1791. S. 309–390.
Leonhard Bayrer, ein jesuitischer Pädagoge, gab zwischen 1791 und 1794 6 Bände seines »Poetischen Magazins« heraus. Der Schwerpunkt lag dabei auf geistlicher und weltlicher Lyrik, jedem Band sollte aber als Anhang ein »theatralisches Stück« beigegeben sein, im zweiten Band also Brawes »Freygeist«. Brawes Stück hat ihm offenbar zugesagt bei seinem Ziel, der »lesebegierigen Jugend unschädliche Nahrung zu liefern« (Vorrede zum ersten Band, 1791).
Joachim Wilhelm von Brawe: Der Freigeist. In: Die Anfänge des bürgerlichen Trauerspiels in den fünfziger Jahren. Hg. von Fritz Brüggemann. Leipzig: Reclam 1934. (= Deutsche Literatur. Sammlung literarischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Entwicklungsreihen. Reihe Aufklärung. Band 8.) S. 272–332. [Reprografischer Nachdruck: Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1974.]
Brüggemann hat die Erstausgabe von 1758 als Ausgangspunkt genommen und die Orthografie modernisiert, dabei aber mindestens 50 willkürliche Änderungen vorgenommen.
Joachim Wilhelm von Brawe: Der Freigeist. Hg. von Frank Fischer und Jörg Riemer. WWW: Projekt Gutenberg 2001.
Joachim Wilhelm von Brawe: Der Freygeist. Hg. von Frank Fischer und Jörg Riemer. Leipzig; Weißenfels: Ille & Riemer 2002.
Das Stück in der Orthografie der Erstausgabe, ergänzt durch Anmerkungen, Nicolais Rezension des »Freygeist«, eine Auswahlbibliografie und ein Nachwort.
1.2. Ausgaben des »Brutus«
Joachim Wilhelm von Brawe: Brutus, ein Trauerspiel in fünf Aufzügen. In: Die Trauerspiele des Herrn Joachim Wilhelm von Brawe. [Hg. von Karl Gotthelf Lessing und Karl Wilhelm Ramler.] Berlin: Winter 1768. S. 1–108.
Joachim Wilhelm von Brawe: Brutus. In: Theater der Deutschen. Band 7. Berlin; Leipzig: Johann Jacob Kanter 1768. S. 109–188.
Joachim Wilhelm von Brawe: Brutus. In: Neue Sammlung zum Vergnügen und Unterricht. 2. Band. Wien: Rudolph Gräffer 1768. Viertes Stück. Wien: Friedrich Bernhardi 1768. S. 3–84.
Diese Ausgabe wurde zur Uraufführung gedruckt, die am 20. August 1770 im Wiener Burgtheater stattfand. Auffallend ist die vorangestellte Widmung an die Fürstin Auersperg, die das Fehlen einer Frauenfigur im Brutus als »Fehler des Dichters« entschuldigt, sowie das Personenverzeichnis, das die Namen der Schauspieler angibt, fast allesamt bekannte Vertreter des zeitgenössischen Wiener Theaters.
Gotthold Ephraim Lessing [d. i. Joachim Wilhelm von Brawe:] Brutus. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen [Fragment]. In: Gotthold Ephraim Leßings Theatralischer Nachlaß. Hg. von K. G. Lessing. Zweyter Theil. Berlin: Christian Friedrich Voß und Sohn 1786. S. 155–186 sowie Vorrede S. III–XLVI, hier S. XXVI–XXVII.
Karl Gotthelf Lessing hat bei der Herausgabe der Dramenfragmente seines Bruders angenommen, dass die Brutus-Fragmente in dessen Nachlass von Lessing selbst stammen – offenbar eine Erinnerungslücke, denn er selbst hatte Die Trauerspiele des Herrn Joachim Wilhelm von Brawe von 1768 mit herausgegeben. Im Vorwort meldet er auch Zweifel an: »irre ich, wenn ich es gar nicht für seine [d. i. Lessings] Arbeit halte?« (Vorrede, S. XXVII) Dieses unter falschen Vorzeichen abgedruckte Fragment eignet sich teilweise dazu, Brawes offenbar nicht erhaltenes Original-Manuskript mit der von Ramler 1768 redigierten Erstausgabe zu vergleichen, siehe Sauer 1878, S. 122–127 sowie die Notiz in Band 23/1 von Gotthold Ephraim Lessings sämtlichen Schriften.
Aus dem fünften Aufzuge des: Brutus, ein Trauerspiel in fünf Aufzügen. In: Elf Bücher deutscher Dichtung. Von Sebastian Brant (1500) bis auf die Gegenwart. Aus den Quellen. Mit biographisch-literarischen Einleitungen und mit Abweichungen der ersten Drucke, gesammelt und herausgegeben von Karl Gödeke. Erste Abtheilung: Von Sebastian Brant bis J. W. Goethe. Leipzig: Hahn 1849. S. 619–621.
Abdruck der Szenen 2–4 des fünften Aufzugs von »Brutus«, Vorlage war die Ausgabe des »Theaters der Deutschen«.
Joachim Wilhelm von Brawe: Brutus. In: Lessings Jugendfreunde. Christian Felix Weiße, Johann Friedrich von Cronegk, Joachim Wilhelm von Brawe, Friedrich Nicolai. Hg. von Jacob Minor. Berlin; Stuttgart: Spemann [1883]. (Deutsche National-Litteratur. Hg. von Joseph Kürschner. Band 72.) S. 211–273.
Minor hat für diese Stücke-Anthologie einiger Lessing-Freunde einmal nicht Brawes »Freygeist«, sondern den »Brutus« gewählt, den er laut Vorwort auch für das bessere Stück hält. Der Text selbst ist mit einigen wenigen (insgesamt acht) Anmerkungen versehen, in der Mehrheit Vergleichsstellen zu Addisons »Cato«, Voltaires »Mahomet« und Youngs »Revenge«. Titelblatt hier.
Joachim Wilhelm von Brawe: Brutus. Hg. von Frank Fischer und Jörg Riemer. Mit einem Vorwort von Steffen Martus und einem Nachwort von Frank Fischer. Leipzig; Weißenfels: Ille & Riemer 2007. S. 9–68. (2., durchgesehene Auflage 2015.)
Unsere Neuausgabe des Stücks in der Orthografie der Erstausgabe von 1768. Im Anhang: Joseph von Sonnenfels' »Freymüthige Erinnerung« über die Wiener Uraufführung des Stücks (1770). – Eine zweite, durchgesehene Auflage dieser Neuedition ist im April 2015 erschienen.
1.3. Briefe
Der vierseitige Brief wurde im Oktober 2004 in Krakau eingescannt und uns zur Veröffentlichung überlassen. Die Originaldateien waren jeweils ca. 33 MB groß, für die Website wurden sie auf jeweils ca. 200 kB eingedampft.
Brawe schreibt an den zur Kur in Lauchstädt weilenden Gellert und berichtet von einem Spaziergang nach Schönefeld. Sauer gibt den einzigen erhaltenen Brief nach der – abgesehen von ortografischen Modernisierungen – sehr genauen Abschrift eines Berliner Bibliothekars erstmals wider.
Joachim Wilhelm von Brawe: An Christian Fürchtegott Gellert. 31. 7. 1757.
In: C. F. Gellerts Briefwechsel. Hg. von John F. Reynolds. Band II (1756–1759). Berlin; New York: de Gruyter 1987. S. 124–125.
Die Transkription in der Gellert-Briefausgabe hält sich an die Original-Orthografie.
2. Sekundärliteratur
2.1. Vor- und Nachworte zu Brawe-Ausgaben
[Karl Wilhelm Ramler:] Vorbericht. In: Trauerspiele des Herrn Joachim Wilhelm von Brawe. [Hg. von Karl Gotthelf Lessing und Karl Wilhelm Ramler.] Berlin: Winter 1768. (Ohne Paginierung.)
Ramler rekapituliert das »Aufsehen«, das der Freygeist gemacht hat, und lobt den nun erstmalig gedruckten Brutus. Er nutzt den Vorbericht aber auch zur allgemeinen Klage darüber, dass die Schriftstellerei noch nicht als Brotberuf anerkannt ist.
Minor behandelt die biografischen Stationen Schulpforta und Leipzig und bekräftigt mit August Sauer Brawes Stellung als »Schüler Lessings«: Brawe scheine »der einzige gewesen zu sein, der in seine [Lessings] dichterische Werkstatt Einblick hatte«. Minor lobt und tadelt Brawes Stücke, geht dabei ausführlich auf das Rachemotiv ein und zieht den Brutus (dessen Neuausgabe diese Einleitung ja ankündigt) dem Freygeist vor: »hier nehmen die Unwahrscheinlichkeiten ab, der Bau des Stückes ist fester gefugt, die Disposition trotz strenger Bewahrung der Einheiten geschickt und regelmäßig«.
Diese Fußnote liefert die Begründung dafür, dass Fragmente des Brutus, die Karl Lessing noch in die Werkausgabe seines Bruders aufgenommen hatte, in dieser Ausgabe entfallen.
Fritz Brüggemann: Einleitung [zu »Die Anfänge des bürgerlichen Trauerspiels in den fünfziger Jahren«]. In: Die Anfänge des bürgerlichen Trauerspiels in den fünfziger Jahren. Hg. von Fritz Brüggemann. Leipzig: Reclam 1934. S. 5–17.
Frank Fischer; Jörg Riemer: Nachwort. In: Joachim Wilhelm von Brawe: Der Freygeist. Hg. von Frank Fischer und Jörg Riemer. Leipzig; Weißenfels: Ille & Riemer 2002. S. 81–92.
Steffen Martus: Joachim Wilhelm von Brawe als Grenzgänger der Literaturgeschichte. In: Joachim Wilhelm von Brawe: Brutus. Hg. von Frank Fischer und Jörg Riemer. Leipzig; Weißenfels: Ille & Riemer 2007. S. 3–8.
Frank Fischer: Rache und Geschichte. Zur Neuausgabe von Brawes Brutus. In: Joachim Wilhelm von Brawe: Brutus. Hg. von Frank Fischer und Jörg Riemer. Leipzig; Weißenfels: Ille & Riemer 2007. S. 85–107.
Ausführliches Nachwort mit Abschnitten zum Lieblingsthema Brawes: der Rache, zur Form des Brutus (Blankvers), zu »Brawes historischem Eklektizismus«, zur Publikationsgeschichte des Stücks und zur Wiener Uraufführung am 20. August 1770.
2.2. Zeitgenössische Rezensionen
Friedrich Nicolai: [Kritik des »Freygeist«.] In: Anhang zu dem ersten und zweyten Bande der Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste. Leipzig: Dyck 1758. Vorrede. S. III–XXIV, hier S. XIV–XXI.
Diese erste Rezension des Freygeist, gleichzeitig erschienen mit dem Abdruck des Stücks in der Bibliothek, gleicht der Korrektur eines Schulaufsatzes. Nicolai erläutert, warum der Freygeist nur den zweiten Preis erhielt, indem er die Handlungsarmut und stilistische Schwächen sowie vor allem die Fehler in der Charakterzeichnung der Figuren anprangert. – Der Textauszug ist auch in unserer 2002er Neuausgabe des »Freygeist« abgedruckt (S. 73–76).
Nicht mehr als eine Kurznotiz, keine eigentliche Rezension der angegebenen Ausgabe, die »von einem gewinnsüchtigen Buchhändler nachgedruckt« worden sei. Über den noch nicht erschienenen »Brutus« ruft Gerstenberg aus: »Was mag die Ursache seyn, daß man uns sein bestes Trauerspiel vorenthält?«
Die Information über Johann Georg Jacobis Autorschaft dieser Rezension stammt aus: Achim Aurnhammer; C. J. Andreas Klein (Hg.): Johann Georg Jacobi (1740–1814). Bibliographie und Briefverzeichnis. Berlin; Boston: de Gruyter 2012. S. 17.
Der Rezensent, der Brawe »sehr genau gekannt« hat, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit Christian Felix Weiße (so Sauer und Minor). Er zitiert aus Ramlers Vorbericht, rechnet Brawe zu den »frühzeitigen Gelehrten« und bedauert dessen frühen Tod. Als Brawes poetische Ziehväter benennt er Kleist und Lessing.
Laut Sauer eine »Recension der Ausgabe von Brawes Werken 1768 ohne besondere Bedeutung« ( 1878, S. 4, Fn. 2). Der Rezensent vermutet, dass Brawes »Freygeist« »blos seiner Person wegen« (also offenbar wegen der Hauptfigur) Cronegks »Codrus« unterlegen war. Außerdem wird Ramlers Vorwort aufgegriffen wenn darüber geklagt wird, dass sich viel versprechende Autoren mit Brotberufen verausgaben.
Kurzrezension mit einigen kritischen Anmerkungen (der Traum des Brutus, Weissagung des Marcius vor seinem Tod, Unwahrscheinlichkeit der Rächer nach dem Vorbild von Youngs Zangas, Härte der Versifikation) und einigen positiven (z. B. Unkenntnis des Marcius über Brutus' Vaterschaft).
Der Rezensent beklagt den frühen Tod Brawes, lobt dann vor allem den im Brutus verwendeten Blankvers (»ein Sylbenmaaß, worinn billig alle deutsche Trauerspiele geschrieben seyn sollten«), bringt einige kritische Bermerkungen an und zitiert schlussendlich Ramlers ex-negativo-Plädoyer für den Brotberuf ›Schriftsteller‹.
»Fritænkeren« [Rezension]. In: Kritisk Fortegnelse over alle de Skrifter, som siden Trykfriheden ere udkomne; hvorved findes anført, hvor de sælges, hvad de koste, og hvor mange Ark de indeholde. Tredie Aargang, 3. Stykke. Kiøbenhavn 1772. S. 41–47.
Anonym veröffentlichte Rezension der dänischen »Freygeist«-Übersetzung im »Kritischen Verzeichnis über alle Schriften, die seit der Einführung der Pressefreiheit erschienen sind« (1770–1772). Stammt wahrscheinlich vom Übersetzer selbst.
»Fritænkeren« [Rezension]. In: Kiøbenhavnske Efterretninger om lærde Sager for Aar 1773. Første Hæfte, No. 4 (28. Januar 1773). S. 54–57.
2.3. Aufführungen des »Brutus«
2.3.1. Sonnenfels' »Freymüthige Erinnerung«
Sonnenfels' Betrachtung der Brutus-Premiere widmet sich vor allem den schauspielerischen Leistungen.
Joseph von Sonnenfels: Freymüthige Erinnerung an die deutsche Schaubühne, über die Vorstellung des Brutus. In: Johann Heinrich Friderich Müller: Geschichte und Tagbuch der Wiener Schaubühne. Wien: Trattner 1776. S. 75–107.
Müller druckt nicht nur Sonnenfels' »Nachricht an das Publikum« vom 14. August 1770 ab (S. 52–74), sondern auch noch einmal Sonnenfels' »Freymüthige Erinnerung«, »weil sie sehr selten geworden, Auswärtigen ein angenehmes Geschenk seyn wird« (S. 75).
Sonnenfels hat den ursprünglichen Text der »Freymüthigen Erinnerung« aus dem Jahr 1770 für seine gesammelten Schriften umgearbeitet: Er stellte eine Widmung an den 1771 gestorbenen älteren der Gebrüder Lang(e) voran, fügte außerdem einen längeren Abschnitt über die schauspielerische »malende Gebehrde« ein (S. 86–93) und ging überhaupt gründlich korrigierend durch den Gesamttext, was sich in hunderten geänderten Formulierungen niedergeschlagen hat.
Joseph von Sonnenfels: Freymüthige Erinnerung an die deutsche Schaubühne, über die Vorstellung des Brutus. In: Joachim Wilhelm von Brawe: Brutus. Hg. von Frank Fischer und Jörg Riemer. Leipzig; Weißenfels: Ille & Riemer 2007. S. 69–83.
Kommentierte Wiedergabe des Erstdrucks von 1770.
2.3.2. Reaktionen auf Sonnenfels' »Freymüthige Erinnerung«
Kurzrezension von Sonnenfels' Bericht über die »Brutus«-Premiere. »Brawens Trauerspiel wird ein wenig zu sehr gelobt, doch dies schadet bey einem sich bildenden Publiko nichts.«
Zunächst lobt Schmid mit vielen Worten Sonnenfels' Bericht über die Uraufführung des »Brutus«. Danach referiert er den Text und zitiert weitläufig daraus, vor allem die Bühnenanordnung der Schlussszene (S. 223–224). Schmids Begeisterung gipfelt in der Forderung: »Brutus verdiente gar sehr auf allen unsern Bühnen zu seyn, allein diesmal hat Wien den Anfang gemacht.« (S. 222)
In den Kapiteln 4 und 5 beschreibt Lange zunächst den Schritt vom Liebhabertheater zur großen Bühne, den er und sein Bruder mit Sonnenfels' Hilfe gemacht haben. Das Jahr 1770 schildert er als günstigen Startpunkt für einen Schauspieler, da die improvisierte Hanswurstiade gerade von den Wiener Bühnen verschwand. In Kapitel 6 kommt er dann auf sein und seines Bruders Bühnendebüt zu sprechen: Sie agierten bei der Wiener Uraufführung von Brawes "Brutus" als erster Tribun bzw. Marcius. Lange überliefert dabei folgende Anekdote: »Weil das Stück ohne Frauenrollen spielte, nannte man uns scherzweise die Weiberfeinde, eine Benennung, die meine Verehrung des schönen Geschlechts bald wieder verschwinden machte.« (S. 33)
Hagen resümiert einige Bühnenbildideen zeitgenössischer Stücke, u. a. die Anordnung der Schlussszene im Wiener »Brutus«, die Sonnenfels erwähnt. Hagens unmittelbare Quelle ist aber nicht Sonnenfels' Bericht selbst, sondern dessen Rezension durch Schmid in »Das Parterr«.
2.3.3. Weitere Aufführungen des »Brutus«
In der 12. Fortsetzung der aus dem Dänischen übersetzten »Briefe eines alten Schauspielers an seinen Sohn« wird eine Anekdote von der (fiktiven) Probe zu einer (fiktiven) Aufführung von Brawes »Brutus« erzählt. (Die Passage bei Google Books.)
Der Hinweis auf diese Quelle findet sich in Meyers Dramen-Bibliografie. Am 26. und 27. September 1775 wird am Jesuitenkolleg Hildesheim ein Brutus aufgeführt. Als Verfasser wird allerdings ein »Herr von Braun« angegeben, offenbar ein Lese- oder Schreibfehler. Meyer vermutet dahinter zurecht Brawes Brutus, zumal es sich um ein Trauerspiel handelt und sich auch kein konkurrierender Autor mit ähnlichem Namen finden lässt.
2.4. Biografische Artikel und Lexikoneinträge
Brawes Tod wird vermeldet und beklagt, die Umstände seines Todes werden beschrieben. Zum ersten Mal wird der literarischen Öffentlichkeit offiziell bekanntgegeben: »Er hat ein ausgearbeitetes Trauerspiel Brutus hinterlassen.« Laut Sauer 1878, S. 16, Fn. 1 handelt es sich um die Widergabe eines Briefs von Ludwig von Hagedorn an Nicolai. Ein digitalisiertes Faksimile des Artikels gibt es auf der Website der Universitätsbibliothek Bielefeld.
Schmids Text hat die Anekdote in die Welt gebracht, nach der Brawe »den Homer siebzehnmal hinter einander« gelesen hat. Seine Quelle erfahren wir allerdings nicht. Über Schmids Informationsbeschaffungs- und Schreibmethoden äußert sich Johann Joachim Eschenburg äußerst kritisch in der Allgemeinen deutschen Bibliothek, 12. Bd., 1. St., Berlin und Stettin: Friedrich Nicolai 1770, S. 27–34 ( Faksimile). Zu Schmids Brawe-Text schreibt er: »Wir haben unlängst die Schriften dieses Dichters gesammelt, und mit einer Vorrede begleitet erhalten, worinn seine Lebensumstände – unser Verf. verkündigt es einmal über das andre: von Leßingen! von Leßingen! – erzählt sind. Unglücklicherweise ist das Anekdötchen wieder falsch. Denn das Leben des Hrn. von B. ist, wie wir zuverläßig wissen, nicht von Leßing.« (S. 33) Diese falsche Verfasser- und Herausgeberangabe werden von einigen späteren Lexikonautoren übernommen, etwa von Küttner 1781, Jördens 1806 und Ersch/Gruber 1824. – Abgesehen davon bespricht Schmid vor allem detailliert die beiden Brawe-Stücke und ist dabei äußerst kritisch, auch weil er sich einiger bereits von Nicolai vorgebrachter Kritikpunkte bedient. Er sieht aber im Brutus eine große Entwicklung gegenüber dem Freygeist: »Man kennt Brawen gar nicht, wenn man ihn nicht aus dem Brutus kennt.« (S. 143) Außerdem weist Schmid, selbst Übersetzer englischer Stücke, auf Brawes englische Vorbilder hin: Youngs The Revenge und Addisons Cato.
Christian Heinrich Schmid: Brawe. In: Zusäzze zur Theorie der Poesie und Nachrichten von den besten Dichtern. Dritte Sammlung. Leipzig: Siegfried Leberecht Crusius 1769. S. 125–129.
Ein weiterer von Schmids vielen Texten über Brawe. (Diese dritte Sammlung der »Zusätze« ist auch bei Google Books einsehbar.
Hohl gibt an, Brawe persönlich gekannt und sich mit ihm öfters auch über die »theatralische Dichtkunst« unterhalten zu haben. Ansonsten ist der Text eine bloße Wiedergabe des Inhalts mit einigen längeren Zitaten. – Einen vollständigen Scan dieser Stelle wie des ganzen Buches gibt es bei Google Books.
Schmid erwähnt in seinem wichtigen Beitrag zur Theatergeschichte auch Brawes Stücke kurz. Er erwähnt aber keine Aufführungen des »Freygeist«, dafür aber die Uraufführung des »Brutus« und konstatiert, dass es nach der Uraufführung bis dato keine weiteren Aufführungen gab: »Wien hat bisher allein die Ehre, es gespielt zu haben.«
Karl August Küttner: Joachim Wilhelm von Brawe. In: Charaktere teutscher Dichter und Prosaisten. Von Kaiser Karl, dem Großen, bis aufs Jahr 1780. Erster Band. Berlin: Christian Friedrich Voß und Sohn 1781. S. 305–306.
Küttner hat sich vor allem bei Schmid bedient, teils wortwörtlich (?).
Johann Herkules Haid: von Brawe, (Joachim Wilhelm). In: Neues historisches Hand-Lexikon. Oder kurzgefaßte biographische und historische Nachrichten von berühmten Patriarchen, Kaysern, Königen [...], besonders neuerer Zeiten, bis aufs Jahr 1784. Ulm: Stettinische Buchhandlung 1785. S. 287.
Auch Haid hat sich vor allem bei Schmid bedient (?) und perpetuiert dessen Anekdoten.
Christian Heinrich Schmid: Joachim Wilhelm von Brawe. In: Nekrolog oder Nachrichten von dem Leben und den Schriften der vornehmsten verstorbenen teutschen Dichter. Erster Band. Berlin: Mylius 1785. S. 371–384.
Es handelt sich um eine gekürzte Version des 1769 in der Biographie der Dichter erschienenen Artikels. Diesmal wird als Herausgeber der Trauerspiele Brawes auch nicht mehr Lessing angegeben, sondern »unbekannt«. Sonnenfels' Besprechung der Uraufführung wird kurz erwähnt.
Joachim Wilhelm von Brawe. In: Jördens, Karl Heinrich (Hg.): Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten. Erster Band. A–F. Leipzig: Weidmannische Buchhandlung 1806. S. 204–209. (+ Ergänzungen in Bänden 5 und 6)
... ... ... Im Nachtrag in Band 5 zitiert er den kompletten Eintrag aus Küttners Autorenlexikon.
Johann Gottfried Gruber: Brawe, Joachim Wilhelm von. In: Wörterbuch zum Behuf der Aesthetik, der schönen Künste, deren Theorie und Geschichte, und Archäologie. Ersten Theiles Erster Band. Weimar: Verlag des Landes-Industrie-Comtpoirs 1810. S. 734.
Kurzer Eintrag.
Brawe (Joachim Wilhelm von). In: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste. Hg. von J. S. Ersch und J. G. Gruber. Zwölfter Theil: Boochanpoor–Brezow. Leipzig: Gleditsch 1824. S. 320–321.
Franz Schnorr von Carolsfeld: Brawe: Joachim Wilhelm v. B. In: Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der historischen Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. Dritter Band: Bode–v. Carlowitz. Leipzig: Duncker & Humblot 1876. S. 276–277.
Brawe (bzw. ›Brave‹) in Theaterzeitschriften des 18. Jahrhunderts. Erschlossen mithilfe der Register in: Wolfang F. Bender; Siegfried Bushuven; Michael Huesmann: Theaterperiodika des 18. Jahrhunderts. Bibliographie und inhaltliche Erschließung deutschsprachiger Theaterzeitschriften, Theaterkalender und Theatertaschenbücher. Teil 1: 1750–1780; Teil 2: 1781–1790; Teil 3: 1791–1800. München etc.: K. G. Saur 1994; 1997; 2005.
33 Vorkommen von ›Brawe‹ bzw. ›Brave‹ in allen Bänden, vor allem in den 1760er- und 1770er-Jahren.
2.5. August Sauers Monografie
August Sauer: Joachim Wilhelm von Brawe und seine Beziehungen zu Lessing. Diss. Wien 1877.
Ein Hinweis darauf fand sich hier.
Sigfrid Faerber: Ich bin ein Chinese. Der Wiener Literarhistoriker Jakob Minor und seine Briefe an August Sauer. Frankfurt/M. u. a.: Lang 2004.
Diese für die Publikation erweiterte Dissertation enthält alle Briefe Jakob Minors an August Sauer sowie die wenigen erhaltenen Antwortbriefe Sauers. Im Personen-Index auf S. 519 sind 14 Briefe Minors an Sauer und drei Briefe Sauers an Minor angegeben, in denen Brawe bzw. Sauers Brawe-Monografie erwähnt wird. In Sauers Brief, den er am 12.02.1878 in Berlin schreibt, heißt es z. B.: »¾ meines Buches oder etwas mehr ist fertig; es fehlt noch das 4. Capitel, für das ich zunnächst einen Brief von Hofmann u dann Bücher aus einer fremden Bibliothek erwarte; bis in 10 Tagen hoffe ich es expediren zu können. Q. F. 30. Joach. Wilh. v. Brawe, der Schüler Lessings. Scherer will nun ferner auf den Titel setzen: Ein Beitrag zur Geschichte der Anglomanie in Deutschland. Mir gefällt Anglomanie nicht, es könnte Anlass zu vielem Spott geben, was meinst Du darüber. Den relativ grössten Wert wird bei mir der Anhang über den Iambus haben; darinen habe ich schöne Entdeckungen über Lessing niedergelegt.« (S. 331)
2.6. Forschungsliteratur nach Sauer
Eloesser behandelt im zweiten Kapitel seiner Arbeit auch Brawes »Freygeist«. Zunächst gibt er den wichtigen Hinweis, dass sich das Stück nicht nur aus Lessings »Miß Sara Sampson« und Youngs »The Revenge« speist, sondern von der Anlage her viel stärker Moores »Gamester« verpflichtet ist, von dem er auch das Thema des falschen Freundes übernommen hat. Dieser Nachweis ist die wohl wichtigste Ergänzung zur Brawe-Monografie August Sauers, der Moores Stück und dessen Einfluss auf Brawe schlicht übersehen hat. Wie Sauer führt Eloesser den Inhalt von Brawes Stück außerdem auf Gellerts moralische Vorlesungen zurück, und dies ist gleichzeitig sein größter Kritikpunkt: »Der Freygeist« sei nichts als ein »dramatisierte[s] Kolleg Gellertscher Moral« (S. 41).
Der amerikanische Germanist Kind untersucht in seiner Studie den Einfluss der Werke Edward Youngs auf deutsche Autoren. Er kommt demgemäß auch auf Brawe zu sprechen und vergleicht Youngs »The Revenge« mit dem »Freygeist« und dem »Brutus«.
Gundelfinger erwähnt Brawes »Brutus« nur, um diese »private Tragödie mit historischem Hintergrund« als irrelevant für seine Caesar-zentrierte Studie herauszustellen. Das ist vollkommen richtig, denn Brawe war eben vor allem an der Ausarbeitung seiner bevorzugten Themen interessiert und legt sich den historischen Background demgemäß zurecht: Die Geschichte der Samniten etwa spielt eine viel größere Rolle für die Dramaturgie des Stücks als der Caesarmord.
[Rese.:] Joachim Wilhelm von Brawe. In: Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. Hg. von Karl Goedeke. Dresden: Ehlermann 31916. 4. Bd., 1. Abt.: Vom siebenjährigen bis zum Weltkriege. 6. Buch, 1. Abt., 1. Teil. S. 141.
Brawe-Bibliografie.
Ernst Schneider: Das schwache »e« in den Dramen Joachim Wilhelms von Brawe unter Beiziehung einiger Dramen Lessings. Diss. Greifswald 1917.
Diese knapp über 100 Seiten lange Arbeit behandelt die Metrik in Brawes Dramen und zieht Vergleiche zu Lessing, ist aber überfrachtet mit Beispielen und vergleichenden Übersichten und setzt insgesamt keine neuen Forschungsimpulse.
Max Scherrer: Kampf und Krieg im deutschen Drama von Gottsched bis Kleist. Zur Form- und Sachgeschichte der dramatischen Dichtung. Zürich: Rascher & Cie 1919. S. 39–46.
Im zweiten Kapitel seiner Untersuchung (übertitelt »Erste Wirkungen des Siebenjährigen Krieges«) kommt Scherrer auf Brawes Stücke zu sprechen, zunächst auch auf den Kampf zwischen Clerdon und Granville im Freygeist (IV, 2–6), »der mit seinen zügellosen Gefühlsausbrüchen den Genieton vorwegnimmt« (S. 40). Dem Brutus widmet er sich dann themengemäß eingehender, zählt er ihn doch »zu den Werken, welche in der Geschichte der Kriegserfassung Epoche machen« (S. 41), da »sich die Schlacht mit ganz neuem Impetus fühlbar macht« (S. 42) und darin »mit aller Deutlichkeit vorwärts auf den Sturm und Drang weist« (S. 43). Wie später Heitner 1963 (S. 193) bezüglich des Freygeist kratzt Scherrer anhand des Brutus trotz der vor allem formellen Einflüsse Lessings an der These von Brawe als »Schüler Lessings«: Es sei »nicht zu übersehen, wie grundverschieden von Lessing er das Kriegerische dichterisch formt« (S. 46).
Lawrence Marsden Price: English > German Literary Influences. Part II: Survey. Berkeley: University Of California Press 1920. S. 339–343.
In Chapter 13 (»The Middle-Class Drama«) kommt Marsden Price auch auf Sauers Monografie über Brawe zu sprechen. Dieser hatte als Vorbilder für Brawes »Freygeist« lediglich Lessings »Miss Sara Sampson« und Youngs »The Revenge« angeführt (»The latter is in reality nothing more than a weak imitation of Othello.« [S. 339]). Der amerikanische Germanist beanstandet, dass Sauer dabei ganz den »Gamester« von Moore vergessen habe, der bereits 1754 in deutscher Übersetzung vorlag. Eloesser hingegen habe Moores Vorbildfunktion berücksichtigt (wie vor ihm übrigens schon Erich Schmidt in seiner Rezension von Sauers Buch, die hier aber nicht erwähnt wird). Im restlichen Teil des angegebenen Ausschnitts wirft der Autor anhand des Kapitels »Die litterarischen Wirkungen der Miss Sara Sampson« aus Sauers Brawe-Buch einen Blick auf die dort besprochenen Stücke.
Guido K. Brand: Joachim Wilhelm von Brawe. In: Die Frühvollendeten. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte. Berlin; Leipzig: Verlag Walter de Gruyter 1929. S. 92–98.
Als Bezeichnung für jung verstorbene Dichter, die schon Beachtliches geleistet haben, führt Guido K. Brand mit seinem 1929 (recte: 1928) erschienenen gleichnamigen Buch den Terminus »Frühvollendete« ein: »Frühvollendet heißt für dieses Buch: früh ein Schaffender, ein Gestalter und früh ein Toter sein.« (S. 1, Einleitung) – Brawe wird zusammen mit seinen »frühvollendeten« Zeitgenossen Pyra, Schlegel, Krüger, Cronegk und Michaelis unter der Überschrift »Die trockenen Genies« behandelt, die schon anzeigt, dass sich Brand nicht allzu sehr für diese Autoren begeistern kann. Er kritisiert die (immerhin der Zeit geschuldete) Verhangenheit am Regeltheater: »Ihre größte Tugend ist die Ordnung, die innere und äußere, der völlige Mangel an Wild-Genialischem.« Auch Brawe kommt aus diesem Themen- und Formen-Korsett nicht heraus: »Der Brutus in Jamben und der Freigeist in Prosa sind von der Zeit verherrlichte, hundertfach besungene, geformte, gespielte Themen.« (S. 95) »Bewundernswert ist nur, daß ein Neunzehnjähriger den Atem hat zur unaufhaltsamen Durchführung, zur Demonstrierung eines moralischen Systems. Was vielen nach einem langen Leben erst gelang, er vollendet es mit dem Talent eines Frühreifen.« (S. 97) Am Ende kanzelt Brand den Brutus als »Lesedrama« ab, zitiert aber immerhin noch seine Lieblingssätze daraus, u. a. Marcius' Schilderung, wie er in der Schlacht zu Brutus gelangte: »Ich mordete mir einen Weg zu ihm.« (S. 98) Und außerdem lobt er Brawes dichterische Fantasie: »Kühn ist auch die Erfindung, die Verkettung der Motive, denn niemals ereignete sich in der Schlacht bei Philippi historisch Aehnliches.« (S. 98)
Else Liepe: Der Freigeist in der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts. Diss. Kiel 1930.
In ihrer umfangreichen Untersuchung des Widerspiels von Freigeisterei und Literatur geht die Autorin unter der Teilüberschrift »Freigeisterei als Verführungsmittel« (S. 23–24) kurz auf Brawes Freigeist ein.
Ernst Feise: Lektürenotizen zu Joachim Wilhelm von Brawe: Der Freigeist. Hg. von Frank Fischer und Jörg Riemer. WWW: Brawe Ressourcen 2001. Handschrift: Lecture notes of Joachim Wilhelm von Brawe, Ms. 44, Ernst Feise Collection, Milton S. Eisenhower Library, The Johns Hopkins University, Baltimore.
Vier Seiten mit unspektakulären Inhaltsangaben, entstanden zwischen Ende der 1930er und Anfang der 1950er Jahre. Feise zieht spärliche Vergleiche zu Schillers Räubern und Shakespeare und sieht im schwankenden Clerdon immerhin eine »Vorahmung von Werther«.
Robert R. Heitner: [VI.] The First Middle-Class Tragedies. In: German Tragedy in the Age of Enlightenment. A Study in the Development of Original Tragedies, 1724–1768. Berkeley; Los Angeles: University of California Press 1963. S. 170–202.
In der Nachfolge der englischen Stücke The London Merchant (1731) und Gamester (1753) entstanden »German tragedies in which English names were used, in which characters had become bourgeois, the dialogue prose, the time the present, and the plot wholly fictional, but close to reality« (S. 170). Heitner behandelt in diesem Kapitel mehrere dieser Stücke, die in der Nachfolge der Sara Sampson entstanden sind. Im Abschnitt zum Freygeist (S. 193–198) widmet sich Heitner besonders Brawes Behandlung der »revenge and evil counselor motifs« (S. 197). Beim Vergleich des Freygeist mit der Sara Sampson widerspricht er Sauers These von Brawe als »Schüler Lessings«: »actually there is no special similarity between the two plays except that the setting of Der Freygeist is also an English inn« (S. 193).
Robert R. Heitner: [VII.] From Alexandrines to Blank Verse: Heroic Tragedy in the Late 1750's. In: German Tragedy in the Age of Enlightenment. A Study in the Development of Original Tragedies, 1724–1768. Berkeley; Los Angeles: University of California Press 1963. S. 203–231.
Heitner hebt hervor, dass der Freygeist dem Codrus bei der Preisvergabe vor allem deshalb unterlegen war, weil letzterer eine historische Vorlage hatte und in Alexandrinern verfasst war, beides für Nicolai immer noch Voraussetzungen für eine ordnungsgemäße Tragödie und daher Grund genug für seine Ablehnung des bürgerlichen Trauerspiels in Prosa (vgl. S. 203). Nach der Behandlung heroischer Alexandrinerdramen von Cronegk und Breithaupt kommt Heitner zu den ersten deutschen Blankversdramen nach englischen Vorbildern. Die Adaption von Formen und Inhalten der Dramatiker Addison, Rowe, Thomson und Young nennt er »an excellent compromise between the unbridled ›wildness‹ of Shakespeare and the stiffness of the French classicists« (S. 218). Brawes Brutus (S. 219–224) »makes an impression totally different from his Freygeist« (S. 219). Insgesamt hebt Heitner immer wieder die Neuerungen und Vorteile des Blankverses hervor und lobt Brawes Sprache (S. 222), den Plot und die Figurencharakterisierung (S. 224). Und obwohl Brawe wegen seines Faibles für effektvolle Todesszenen die tragische Konstellation gegen Ende nicht voll ausgelotet habe, betont Heitner die Zukunftsträchigkeit des Stücks: »Brutus [...] anticipated the new direction to be taken by German heroic tragedy toward the end of the century.« (S. 224)
Georg-Michael Schulz: Joachim Wilhelm von Brawe: ›Brutus‹ (1758). In: Tugend, Gewalt und Tod. Das Trauerspiel der Aufklärung und die Dramaturgie des Pathetischen und des Erhabenen. Tübingen: Niemeyer 1988. S. 220–226.
Bei seiner Sichtung der Kategorien des Pathetischen und Erhabenen hebt Schulz an Brawes Brutus besonders die Mischung aus antikem und christlichem Gottesbild hervor, die es ermögliche, »das Erhabene aus der engen Fixierung auf das Kriegerisch-Heroische zu lösen und gleichsam anzureichern um eine transzendente Dimension – mit dem Ergebnis, daß auch die pathetisch-ergreifende Wirkung sich [...] zu jener Ehrfurcht erweitert, die dem Göttlichen gebührt« (S. 226).
Cornelia Mönch: Textbeispiel [für die Typusvariante 1s]: Joachim Wilhelm von Brawe, »Der Freigeist« (1757/58). In: Abschrecken oder Mitleiden. Das deutsche bürgerliche Trauerspiel im 18. Jahrhundert. Versuch einer Typologie. Tübingen: Niemeyer 1993. S. 99–111.
Margrit Fiederer: Geld und Besitz im bürgerlichen Trauerspiel.
Würzburg: Königshausen und Neumann 2002.
In ihrer Dissertation (Augsburg 1999), die den Umgang mit »Geld und Besitz im bürgerlichen Trauerspiel« zum Gegenstand hat, zieht die Autorin auch Brawes Freigeist heran, u. a. als Beispielgeber für die untersuchten Aspekte Verschwendung, Wohltätigkeit, Erbschaft (vgl. S. 46, 66, 96, 133, 136, 151).
Brawes Brutus ist in der seit 1986 erscheinenden und noch nicht abgeschlossenen Dramen-Bibliografie zum 18. Jahrhundert unter dem wahrscheinlichen Entstehungsjahr 1757 verzeichnet. Es werden die fünf Ausgaben des Stücks (dreimal 1768, einmal 1770 und 1883) beschrieben und zum ersten Mal in der Brawe-Forschung auf eine weitere Aufführung (außer der Wiener Uraufführung) in Hildesheim 1775 hingewiesen.
Im Abschnitt zu Brawes Freygeist verzeichnet Meyer einige seltene Ausgaben des Stücks (allerdings nicht die Ausgaben der dänischen und russischen Übersetzungen). Außerdem wird die Gestalt der Erstausgabe kurz beschrieben und einige Sekundärliteratur angegeben.
Iris Meinen: Selbsttötung und Freigeisterei in Brawes Der Freigeist (1757). In: Das Motiv der Selbsttötung im Drama des 18. Jahrhunderts. Diss. Koblenz, Landau (Pfalz) 2012. S. 181–190.
Meine eigene Brawe-Dissertation, entstanden unter weidlicher Nutzung dieser Website und Online-Bibliografie. :-)
Frede untersucht die (nur sehr geringe) Wirkung deistischer und atheistischer Schriften im Russland des 18. Jahrhunderts. Sie kommt dabei auch auf Elagins russische Übersetzung von Brawes »Freygeist« zu sprechen (vgl. S. 138). Dabei erwähnt sie eine Anekdote zu einer »Freygeist«-Aufführung in London: »When Brawe's play was performed in London, ›Henley‹ drew such animus that the actor who performed his role was attacked outside of the theater, where a crowd pelted him with rocks.« Ihre Quelle dabei ist der Schauspieler Plavil’ščikov (›Teatr‹, Zritel', Vol. 2, No. 8, 1792, pp. 251–277, 264. Republished in P. A. Plavil’ščikov, Sobranie dramatičeskich sočinenij, Sankt-Peterburg, 2002, pp. 533–560). Die Anekdote ist mit ziemlicher Sicherheit falsch, eine Aufführung des Brawe'schen »Freygeist« in London ist nicht bekannt.
Ausarbeitung des Vortrags, den der Autor auf der 39th Annual Conference of the German Studies Association (2015) gehalten hat.
Zu Stücken von Gottsched, Bodmer, Brawe.
3. Zeitgenössische Zeugnisse
3.1. Briefe
Lessing schickt Brawes Freygeist an Nicolai und bittet ihn um seine Meinung.
Nicolai hat den Freygeist noch nicht gründlich gelesen, berichtet aber, dass Mendelssohn dies getan hat. Das Stück sei mit den Mitteln Lessings geschrieben.
Mendelssohn hat den Freygeist gelesen und lobt ihn, kritisiert aber den unpassenden Titel.
Lessing mahnt Mendelssohn wegen der noch ausstehenden ausführlichen Kritik des Freygeist.
Mendelssohn hat die Kritik des Freygeist noch nicht fertig, will diese aber bald, gemeinsam mit Nicolai, angehen.
Kleist berichtet vom Kriegsgeschehen und fragt nach Gleims ausbleibenden Antwortbriefen. Die letzten beiden Sätze gelten den Freunden des Leipziger Kreises: »Herr Lessing und H. von Brawe macht Ihnen sein groß Compliment wie auch Herr Weiße. Gellert ist wieder gesund, aber noch nicht hier.«
Lessing schließt sich der Meinung Nicolais an und gesteht Cronegks Codrus den Preis zu.
Lessing hat auch das Paradox vom tugendhaften Rachsüchtigen Henley erkannt.
Lessing ist gespannt auf die gemeinsame Kritik Mendelssohns und Nicolais am Freygeist und berichtet, dass Brawe gerade ein weiteres Stück, das Versdrama Brutus, vollendet hat.
Kleist berichtet vom Tod Brawes: »Der Herr v. Brawe, den Sie in Leipzig bei H. Lessing gesehen, und der mein täglicher Gesellschafter und ein künftiges großes Genie war, indem er schon 2 Traurspiele, darin viel Schönes ist, in seinem 18. Jahr gemacht, ist an einem hitzigen Fieber in Dresden, wohin er gereiset war, schleunig verstorben. Mich hat sein Tod so frappirt, daß ich noch von ihm träume.«
Gellert beklagt Brawes und Cronegks Tod.
Kleist berichtet von der Abreise Lessings nach Berlin und anderem Ungemach: »Leipzig gefällt mir nun gar nicht mehr, so schön es auch sonst ist. Ich habe nun zwar eine Menge Arbeit, aber nicht das geringste Vergnügen. Herr Gellert kommt erst auf Pfingsten vom Lande zurück, Herr v. Brawe ist todt und H. Weiße krank. Nun ist es Zeit, daß ich marschire.«
Der Klage über den Tod des befreundeten Cronegk schließt sich die Klage über den Tod des Verfassers des Freygeist an, der in dem Ausruf gipfelt: »Was für ein Verlust für Deutschland!« (S. 84) Sauer zitiert ihn auf S. 17 seiner Monografie.
Karl berichtet seinem Bruder, dass der Verleger Winter eine Ausgabe mit den beiden Dramen Brawes druckt.
Lessing bittet seinen Bruder Karl, vom Verleger Winter noch etwas Geld einzutreiben für die Ausgabe mit Brawes Trauerspielen und bittet um ein Exemplar derselben.
Karl schickt die Ausgabe an seinen Bruder.
Eva König kurz vor dem Aufbruch aus Salzburg. Sie wäre noch länger geblieben, hätte man weiter Lessings Minna von Barnhelm gegeben. Da aber nur Brawes Freygeist und Clodius' Medon auf dem Plan stehen, reist sie ab.
Eva König hat die Aufführung des Brutus versäumt, berichtet aber, dass Sonnenfels die Schauspieler sehr gelobt hat.
3.2. Selbstbiografien
Johann Christian Brandes: Meine Lebensgeschichte. 2. Band. Berlin: Maurer 1800. 3. Kapitel. S. 16–20.
Brandes berichtet in seiner Autobiografie von den Schwierigkeiten mit der Zensur am Beispiel der Aufführung des »Freigeist«.
Christian Felix Weißens Selbstbiographie. Herausgegeben von dessen Sohne Christian Ernst Weiße und dessen Schwiegersohne Samuel Gottlob Frisch. Leipzig: Georg Voß 1806. S. 42–48.
Weißes (1726–1804) Autobiografie ist in der dritten Person verfasst und wurde posthum kompiliert. Zur Vorgehensweise der Herausgeber vgl. deren Vorwort S. III–VIII. Auf den angegebenen Seiten berichtet Weiße von den Begegnungen mit Kleist und Lessing in den Jahren 1756 bis 1758, bei denen auch Brawe zugegen ist und von Weiße als »ein junger Mann von ungemein viel Dichtertalent, von einem trefflichen Herzen und von einer für sein Alter, (er war 18 Jahr,) bewundernswürdigen Gelehrsamkeit« beschrieben wird.
Mémoires de Brandes, auteur et comédien allemand; avec une notice concernant cet acteur, el placée en tête des mémoires d'Iffland. Tome premier. Paris: Ponthieu 1823. Chapitre III. S. 317–322.
Noch einmal das 3. Kapitel von Brandes' Selbstbiografie, diesmal in der französischen Übersetzung von 1823. Es geht wieder um Theaterzensur am Beispiel der Aufführung von Brawes »Freigeist«.
Franz Grillparzer: Selbstbiographie (1853/1872). In: ders.: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe. Hg. von August Sauer. Band 16: Prosaschriften IV. Wien: Schroll 1925. S. 193, S. 364 (Anmerkungen).
Grillparzer beschreibt in seiner 1853 verfassten und 1872 erstmals erschienenen Autobiografie, in der er sein Leben bis 1836 beschreibt, wie er 1826 auf dem Weg von Leipzig nach Weimar eine Zwischenstation in Weißenfels einlegt. Die Möglichkeit, dort den einst gefürchteten Kritiker und Autor Adolf Müllner zu treffen, lässt er aus Antipathie verstreichen. Im Kommentar zu dieser Textpassage wird ein Brief Müllners zitiert. Demnach hatte dieser von Grillparzers Ankunft gehört und gefolgert, dass Grillparzer ihn gar nicht sehen wollte, ihn, »den neuen Brawe von Weißenfels«. Offenbar ist die Erinnerung an Brawe in seinem Geburtsort noch nicht verblasst.
4. Zeitungs- und Zeitschriftenartikel
4.1. Regional- und Tagespresse
Der Artikel speist sich vollständig aus dem ersten Kapitel in Sauers Monografie.
Rekapituliert die Geschichte des
Hauses, in dem Brawe geboren wurde. Dessen Vater hatte es 1738
erworben.
Inhaltlich fehlerhaft. Enthält einen Hinweis auf eine Gedenktafel, die an Brawes Geburtshaus angebracht werden sollte. Es ist heute (2001) nicht bekannt, wo diese Tafel verblieben ist.
So kurz und bedeutungslos dieser
Artikel ist, so reich an Fehlern ist er.
N. N.: Joachim Wilhelm von Brawe, ein vergessener deutscher Dichter. In: Liberal-Demokratische Zeitung. Ausgabe Halle. 26 (1971), 29, S. 4.
Den Hinweis auf diesen Artikel verdanke ich Annette Riemer (E-Mail vom 10. September 2014). Der Artikeltext liegt mir nicht vor, in der ULB Halle gibt es aber eine Mikrofiche-Ausgabe, die Stabi Berlin und FU Berlin haben Druckexemplare.
Ein Abklatsch des 1966 publizierten Artikels.
Aus Anlass des 250. Todestages verfasster Artikel (5.000 Zeichen). Die SZ-Redaktion hat einige Eingriffe im Manuskript vorgenommen. Deshalb ist mein Originaltext 2 Wochen später noch einmal im Online-Feuilleton satt.org erschienen. (F. F.)
Artikel aus Anlass des 275. Geburtstages.
Ca. halbseitiger Artikel unter dem Rubrum »Heimatgeschichte«. Erwähnt werden auch die Regionalzeitungsartikel von Heinz Bretschneider sowie ein Artikel der hallischen »Liberal-demokratischen Zeitung« von 1971.
4.2. Fachpresse
»Der sauber gedruckte und gut lesbare Neusatz(!)« (S. 141) hat es Hans-Gert Roloff in seiner Rezension unserer Neuausgabe angetan. Er findet unsere Edition »vollauf gelungen« (ebd.), kommt aber online mit den Brawe Ressourcen nicht richtig zurecht und moniert, dass wir nicht gleich den Brutus mit herausgegeben haben. – Na ja, immerhin erscheint er jetzt bald, wahrscheinlich im Frühjahr 2007.
Alexander Košenina: Schreckens Männer. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. 2. 2008, S. 34.
Kurzer Hinweis auf unsere Neuausgabe des Brutus. Košenina hebt besonders eine Idee des Nachworts hervor, nach der Brawes Rächer Vorläufer von Enzensbergers fundamentalistischen ›radikalen Verlierern‹ sind.
Die Besprechung wird hier mit Genehmigung des Verlags, der Herausgeberin und des Autors bereitgestellt (PDF; 74,3 kB).
5. Sonstiges
Gotthold Ephraim Lessing: Briefe, die neueste Litteratur betreffend. (1760) Fünfter Theil. Ein und achtzigster Brief. In: Gotthold Ephraim Lessings sämtliche Schriften. Band 8. Hg. von Karl Lachmann. Dritte, aufs neue durchgesehene und vermehrte Auflage, besorgt durch Franz Muncker. Stuttgart: Göschen 1892. S. 215–222.
Lessing kommt kurz auf Brawe zu sprechen, der im Vergleich zu Cronegk »das grössere tragische Genie« gewesen sei und neben dem Freygeist ein viel versprechendes Versdrama hinterlassen habe.
Gotthold Ephraim Lessing: Hamburgische Dramaturgie. Vierzehntes Stück. In: Gotthold Ephraim Lessings sämtliche Schriften. Band 9. Hg. von Karl Lachmann. Dritte, aufs neue durchgesehene und vermehrte Auflage, besorgt durch Franz Muncker. Stuttgart: Göschen 1893. S. 239–243.
Brawes Freygeist ist noch so präsent, dass man Lessings gleichnamiges Lustspiel anlässlich einer Aufführung in Der beschämte Freygeist umbenennt, um ihn von ersterem zu unterscheiden.
[Friedrich Traugott Hase:] den 18. Jul. In: Auszug aus Eduard Blondheims geheimen Tagebuche. Ein Beytrag zur Geschichte vom Genie und Charakter. Leipzig: Dyk 1777. S. 38–39.
Ein fiktives Tagebuch in der Werther-Nachfolge (vgl. den Verriss im »Teutschen Merkur«). Es wird von einem Besuch einer Vorstellung des »Freygeist« berichtet und Brawe nebst Weiße gelobt.
Adolph Müllner: Brawe. In: Anthologie aus Müllner's Schriften. Erstes Bändchen. Hg. vom Professor Dr. Schütz zu Leipzig. (= Müllner's Werke. Zweiter Supplementband.) Meißen: F. W. Goedsche 1830. S. 41–45.
In dieser kleinen Glosse schlägt Müllner vor, dass statt »Bravo« oder anderen Bekundungen des Publikums lieber »Braweh« gerufen werde, wenn das gesehene Stück zwar gut, dessen Aufführung aber schlecht ist. Er bezieht sich damit auf Ramlers Vorwort zu den »Trauerspielen des Herrn Joachim Wilhelm von Brawe«, in dem es heißt, dass sich der »Freygeist« »noch besser im Cabinete lesen, als von unsern Komödianten vorstellen ließe, unter denen es zum Theil noch an Personen fehlt, die ihre natürlichen Gaben durch Studiren der Bücher und der feineren Welt erhöht und sich tüchtig gemacht haben, dem Dichter in allen seinen Empfindungen zu folgen und zu Hülfe zu kommen«.
Paul Schreckenbach: Der getreue Kleist. Ein Roman aus der Zeit des großen Königs. Leipzig: Staackmann 1909.
Brawe kommt kurz innerhalb dieses Romans vor, allerdings nur anhand von »unnatürlichen Informativdialogen« (Helmut Krausser). Das 1. Kapitel des 3. Buches beginnt etwa mit einer Unterredung zwischen Brawe und Lessing, die daraufhin Kleist besuchen wollen, der sich aber entschuldigen lässt. Es endet damit, dass Lessing ergriffen Kleists »Ode an die preußische Armee« vorliest. :-)
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