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Brawe (Joachim Wilhelm von). In: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste. Hg. von J. S. Ersch und J. G. Gruber. Zwölfter Theil: Boochanpoor–Brezow. Leipzig: Gleditsch 1824. S. 320-321.

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BRAWE (Joachim Wilhelm von), wurde den 4. Febr. 1738 zu Weißenfels geboren, wo sein Vater damals geheimer Kammerrath in herzoglich Weißenfelsischen Diensten war, aus denen er beim Aussterben dieses Hauses 1746 in die kurfürstlich sächsischen überging. Der Sohn widmete sich früh mit vollem Eifer den Wissenschaften und studirte mit ausgezeichnetem Fleiße auf der Schulpforte und der Universität Leipzig. Am letztern Orte genoß er den Umgang Gellert's, Kleist's, den der siebenjährige Krieg nach Leipzig geführt hatte, Lessing's und Weiße's, welche letzten beiden besonders seine <Seite 321:> natürliche Neigung für das Theater und die dramatische Dichtkunst nährten. Als Nicolai im J. 1756 bei der Stiftung der Bibliothek der schönen Wissenschaften einen Preis für das beste Trauerspiel ausgesetzt hatte, bewarb sich Brawe mit seinem Freigeist, einem bürgerlichen Trauerspiel in Prosa, um denselben. Cronegks Codrus wurde zwar gekrönt, aber der Freigeist für das beste der eingesandten Stücke nach jenem anerkant. Ehe Brawe noch diesen Ausspruch erfuhr, schrieb er sein zweites Trauerspiel Brutus. Als er nach Vollendung seiner Studien die Stelle eines Regirungsrathes zu Merseburg antreten wollte und vorher seine Ältern zu Dresden besuchte, wurde er von den Blattern angesteckt und starb daran am 7. April 1758. Er gehörte zu den frühreifen Talenten und hatte sich bereits einen großen Schatz an Kentnissen erworben, auch seinem Namen ein rühmliches Andenken gesichert. Sein früher Tod wurde daher lebhaft bedauert, um so mehr, da Cronegk, ein Jüngling von gleich edlem Charakter, ähnlichen Talenten, ähnlicher Liebe zu den Wissenschaften und zur dramatischen Dichtkunst, fast zu gleicher Zeit von derselben ansteckenden Krankheit weggerafft wurde, und Teutschland so auf einmal beide viel versprechenden jungen Tragiker verlor. Man glaubt, daß Brawe in der Folge seinen Nebenbuhler übertroffen haben möchte, da er sich mehr zum Geist der engländischen Tragödie hinneigte, Cronegk hingegen von der französischen Manier ausging. Seine beiden Trauerspiele wurden zehn Jahr nach seinem Tode von Lessing, Berlin 1768. 8. herausgegeben, nachdem der Freigeist schon früher mit dem Codrus von Cronegk als ein Anhang zu Bd. 1 und 2. der Bibl. d. sch. Wissenschaften (1758) erschienen war. Seitdem ist der Freigeist noch einmal einzeln (Danzig 1774. 8.) und der Brutus im dritten Bande des Theaters der Teutschen gedruckt worden. In dem Freigeist zeigte sich Brawe's tragisches Genie noch weniger ausgebildet, und mit Recht fanden die Preisrichter an Plan und Ausführung vieles zu tadeln. In dem Freigeist zeigte sich Brawe's tragisches Genie noch weniger ausgebildet, und mit Recht fanden die Preisrichter an Plan und Ausführung vieles zu tadeln. Der damalige fühlbare Mangel an Originaltrauerspielen, das unverkennbare Talent und das 18jährige Alter des Verfassers rechtfertigten jedoch das Aufsehn, welches dieser Versuch machte. Der Brutus, ein Trauerspiel ohne Liebe und sogar ohne Frauenzimmer, zeigte Br's Genie in glänzendem Fortschreiten. Er entwickelte hier ein Kraft, Kühnheit und Würde des tragischen Ausdrucks, wie man dies Alles in Teutschland noch nicht gekant hatte. Auch Charaktere und Situationen waren besser gelungen, als im Freigeist, obwol ein Übermaß des Redeprunks die Jugend des Verfassers verrieth. Bemerkenswerth ist der Brutus überdies als das erste Drama von Bedeutung, worin der fünffüßige jambische Vers angewendet wurde [1]. (Rese.)


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[1] S. die Vorrede vor Brawe's Trauerspielen. Ch. H. Schmid's Biographie der Dichter Th. I. S. 132-153 und Nekrolog der Dichter Bd. I. S. 371-384 (Küttner's) Charaktere teutscher Dichter und Prosaisten S. 305 fgg. Jördens Lexicon teutscher Dichter und Prosaisten. Bd. 1. S. 204-209, nebst Nachträgen im 5. und 6. Bande. Allg. deutsche Biblioth. Bd. 12. St. 1. S. 289. Biblioth. der schön. Wissensch. Bd. 3. St. 2. S. 403 fgg. Neue Biblioth. der schön. W. Bd. 7 St. 1. S. 155-157.


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