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Siebender Auftritt.

Die Vorigen. Publius (verwundet, von Soldaten geführt.)

Brutus.
Ihr Götter! – Publius? – Er ists.
Elender! so genießt du den Erfolg
Von deinem Frevel nicht? – Umsonst hast du
Verrätherey und Meyneid, dein Geschäft,
Den Sohn gelehrt? Rom fällt; doch diesen Tag
Bezeichnet auch dein Fall. – Erzähle nun
Der Unterwelt die grosse That. – Frohlock.
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Es jauchze dir der Eumeniden Chor
Den Beyfall zu, Treuloser!

Publius.
Deinen Haß,
Und Dich, veracht' ich. Jener Streich, mein Tod,
War mir nicht schmerzhaft; denn er ist gerächt.
Mein höchster Wunsch ist nun gesättiget:
Rom ist in Ketten. – Brutus! kenne mich!
Mein Geist verzieht, sich und dein Unglück dir
Ganz zu enthüllen; unsern alten Haß
Vermehre noch mein Tod. Erblick in mir
Der Römer größten Feind, den Samnier.
Ihr schläfertet zu niederträchtger Ruh
Und feigem Frieden zwar Italien,
Durch eure Tyranney empöret, ein;
Gehorsam trug ihr Joch die Erde: nur
Nicht ich; in mir nur lebte noch der Krieg,
Dem hofnungslos die Nationen feig'
Entsagten. Euch bekämpfte nur verdeckt
Mein Haß, da öffentlich stets wider ihn
Roms stolzer Genius den Sieg erstritt.
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Mir ward dieß stolze Bürgerrecht, das ihr
Mir gabt, zu eurem Fall ein günstger Weg.
Ich säete durch eifersüchtge Furcht
Zukünftgen Krieg in eurer Großen Herz.
Du weißt, wie diesen Arm, der Tyranney
Zum Vortheil, oft der Kampf ermüdete.
Nicht Cäsars Freund, Antons, Octavens nicht,
Nur euer Feind war ich. – Die Mörder Roms
Liebt' ich in ihnen. – Doch nie hab ich sie,
Die ganze Schaar der Peiniger der Welt,
So sehr verabscheut, als dich, Brutus! dich,
Sohn des Vertilgers meines Stamms! – Erkenn,
Wie furchtbar, welch Verderben dir mein Haß
Geworden! – Marcius Verrätherey
Ist meiner List Geschöpf, mein Stolz, mein Ruhm. –
Noch mehr ist dieß, daß dieser niedrige
Verräther, diese Pest des römschen Volks,
Dein Sohn ist. –

Brutus.
Marcius? mein Sohn? –

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Publius.
Er ists,
Den ich in Mutina dem Tod entriß,
Bestimmt, an dir mein Rächer einst zu seyn,
Und den dir heute meine List zum Lohn
Der Sklaverey verhieß, zum Lohn, der nur
Zur niedern That verführen, niemals sie
Bekrönen sollte. – Jetzt erkennst du ganz
Dein Unglück, meinen Haß. – Empfangt mich nun,
Ihr Helden Samniums! empfangt in mir
Den Rächer eures Falls. Dieß Kapitol,
Das über eure Schmach oft triumphirt,
Hebt nun sein herrschend Haupt nicht mehr so stolz
Zum Sitze seines Zeus empor. – Genießt
Den Anblick! bald genießet ihn mein Geist
Mit euch. – Glorreicher Tod! Roms Untergang
Ist meines Grabes Pomp. Dieß Feld voll Blut
Erschlagner Römer ist mein Ehrenmaal. –
Mein Geist ermattet. – Tod! du nahest dich;
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Mein ganz Gefühl entflieht. – Nur wider dich,
Dich, Brutus, flammt mein Haß. – Mein starrer Mund
Ist dir zu fluchen, schon zu todt; doch lebt
Mein Auge noch, dich unglücksvoll zu sehn.

Messala.
Führt den Unmenschlichen hinweg. Die Nacht
Der furchtbaren Unterwelt schwebt über ihm.
Der Abgrund ruft sein Opfer. Um ihn her
Rast schon der Eumeniden Zorn. Hinweg!
Daß ihre Rache nicht mit ihm auch uns
Verderbe.

(Man führt den Publius ab.)


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