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K. A. Böttiger: Anekdote. Verschiedenes Schicksal der Kantischen Schriften. In: Der Neue Teutsche Merkur. Hrsg. von Christoph Martin Wieland. 1. Bd. Weimar 1797. S. 396-397. (Faksimile)

VIII.

Anekdote.

Verschiedenes Schicksal der Kantischen Schriften.

Hr. Uhden schreibt aus Rom unter dem 8ten Febr. 1797 folgendes an einen seiner Freunde: »Gestern sah ich auf dem Tisch eines Kardinals die Kritik der reinen Vernunft in der lateinischen Uebersetzung, die wahrlich zur rechten Stunde in dieser Zeit der dringendsten Noth angekommen seyn möchte. Der Kardinal versicherte mich, daß er auch schon befohlen hätte, das Buch einzubinden. Sehen Sie das Schicksal unserer Produkte in der ewigen Roma! Sie füllen wenigstens Lücken in den Schränken der Eminenzen.«

Ein Reisender, der von Halberstadt über Eisleben kam, erzählte vor einigen Tagen folgendes: In Eisleben wollte ich mir schnell ein Buch heften lassen, und ließ daher bey einem Buchbinder, der in der Nähe des Gasthofes wohnte, fragen: ob er mir, während die Post mich einige Stunden zu verweilen nöthigte, in aller Eil etwas broschieren könnte? Ja, wurde mir zur Antwort, nur dürfe es nichts von Kant seyn. Die Antwort dieses antikantischen Buchbinders frappirte mich. Ich fragte weiter, und erfuhr zu meinem Erstaunen, daß von Seiten des Konsistoriums dem Buchbinder auf dem Rathhause bey 10 Thaler Strafe aufgegeben worden, kein Buch über Kantische Filosofie fortan einzubinden!


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