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Friedrich Gundelfinger: Caesar in der deutschen Literatur. Berlin: Mayer & Müller 1904. S. 107.

<Seite 107:>

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Schon einige Jahre vor dem Caesar Bodmers hatte Lessings Jugendfreund, der mit 20 Jahren 1758 verstorbene Brawe, einen Brutus geschrieben. Der Titelheld ist zwar unser Caesarmörder, und sein tragischer Konflikt, dass er seinen vergötterten grossen Wohltäter umgebracht, wird ein paarmal gestreift. Aber der eigentliche Inhalt hat mit der Caesartragödie nichts zu tun, die nur ganz von ferne als Prospekt, der dem Stücke historischen Hintergrund und weitere Perspektive giebt, angedeutet wird. Publius, ein Samniter, wütender Römerfeind, erzieht Marcius, den Sohn des Brutus, in Unkenntnis und glühendem Hass seines Vaters. Marcius führt denn auch des Brutus Untergang herbei und erkennt zu spät, verzweifelnd, wen er vernichtet. Brutus steht also hier zu Marcius ähnlich, wie etwa der Voltairesche Caesar zu Brutus. Brawes Werk, eines der ersten, in (lebhaften, aber etwas stöckischen) Blankversen geschriebenen deutschen Dramen ist also eine private Tragödie mit historischem Hintergrund.

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