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N. N.: Trauerspiele des Hn Joach. Wilh. von Brawe [Rezension]. In: Jenaische Zeitungen von gelehrten Sachen auf das Jahr 1769. Jena: Cröcker, Gollner 1770. S. 243-244. [= XXVIIII. Stück, 10. April 1769.]

<Seite 243:>

Berlin.

Noch im vorigen Jahre ist daselbst bey Georg Ludw. Winter herausgekommen: Trauerspiel[e] des Hn Joach. Wilh. von Brawe, 16 B. in 8. Der sel. Hr von Brawe war der Verf. von dem bekannten Trauerspiel, der Freygeist, der ehemals mit dem Codrus des sel. Hn von Kronegk certirte, und vielleicht blos seiner Person wegen demselben nachgesetzt zu werden verdiente. Der ungenannte Herausgeber meldet in der Vorrede von seinen LebensUmständen nur so viel: daß er 1738. zu Weissenfels gebohren ist, auf der SchulPforte und zu Leipzig studiert hat, und 1758, also im 20. Jahr seines Alters gestorben ist. Wir unsers Theils haben diese Nachricht mit einer wahren Wehmuth gelesen, und unser Vaterland aufs neue bedauert, das dazu bestimmt zu seyn scheint, seine besten Köpfe zufrühzeitig zu verlieren, so wie es hingegen andere, die es zwar behält, durch Aufbürtung genug übertragener Geschäfte, womit sie ihr Brod verdienen müssen, <Seite 244:> von der Verfertigung unsterblicher Werke abhält. Wie viel würde nicht unser tragisches Theater von diesem iungen Dichter noch haben erwarten können! Er hat aber außer dem Freygeist noch ein Trauerspiel, Brutus, hinterlassen, das hier zum erstenmal im Druck erscheint. Es verdient in dem eigentlichsten Verstande den Nahmen eines heroischen Trauerspiels. Fabel, Personen, Charakter, Sprache, alles ist heroisch (die letztere aber etwas zu lyrisch). Wenn der Dichter noch unsere Recension lesen und nutzen könnte; so würden wir uns nicht enthalten können, einige Erinnerungen zu machen, die er vielleicht bey künftigen theatralischen Arbeiten nutzen könnte. So aber bekennen wir mit Hochachtung gegen seine Asche, daß wir sein Stück, einiger kleinen Fehler ungeachtet, bewundern.


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