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Robert Boxberger: Rezension zu August Sauer: Joachim Wilhelm von Brawe, der Schüler Lessings. In: Literarisches Centralblatt für Deutschland. Nr. 15/1879 (12. 4. 1879), Sp. 488.

<Spalte 488:>

Sauer, Aug., Joachim Wilhelm von Brawe, der Schüler Lessing's. Strassburg, 1878. Trübner. (VIII, 148 S. gr. 8.) M. 3.

Eine durchaus saubere und elegante Erörterung eines in sich abgerundeten Gegenstandes. Die Behandlungsweise ist wieder die bewährte der Straßburger Schule: Biographie, ästhetische Kritik, Sprache, Metrik, Alles wird in der saubersten Weise durchgegangen. Freilich wenn man Brawe's »Freigeist« zuerst liest, so begreift man kaum, wie dieses sonderbare Machwerk auch nur das Accessit des Nicolai'schen Preises und noch dazu die Ehre, in der »Bibliothek der schönen Künste und Wissenschaften« gedruckt zu werden, erlangen konnte, und nur wenn man an den frischen Luftzug denkt, der damals besonders durch Lessing's »Miß Sara Sampson« in die deutsche Dramatik gekommen war, an die damit beginnende Pflege des »bürgerlichen« Dramas, wird diese Bevorzugung einigermaßen begreiflich. Daß Lessing, Mendelssohn und Nicolai aus den Begriffen ihrer Zeit heraus in Brawe ein dramatisches Genie ahnten, mag begreiflich und wohl auch der Wirklichkeit entsprechend sein: leider hat Brawe diese Erwartungen nicht realisieren können, da er kurz nach Vollendung seines »Freigeistes« starb. Ein besonders verdienstlicher Abschnitt in Sauer's Arbeit ist die Untersuchung über den jambischen Vers in dem deutschen Drama; daß er Lessing's »Kleonnis« vor den »Philotas« setzt, kann man sich wohl gefallen lassen.

B.


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