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VERWANDTE CHARAKTERE.
Auch die einzelnen Charaktere der Miss Sara finden wir in den Nachahmungen wieder: ein schwankender, leicht beweglicher Liebhaber, eine wenig hervortretende, meist passive Frauengestalt, ein teuflischer Intrigant, ein versöhnender Vater oder Freund und ein tugendhafter, salbungsvoller Ver-
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trauter; die ganze Stufenleiter vom edelsten bis zum schlechtesten kehrt in fast allen besprochenen Stücken wieder.
Die leichte Empfänglichkeit Mellefonts tritt in Freemann aus Weisses Amalia hervor; er schildert diese Eigenschaft in Worten, die auf Barnwell im Kaufmann und Mellefont ebenso sich beziehen könnten: 'Jugend, Leichtsinn, Eindrücke, die eine neue Schönheit auf mein Herz machte, Ueberraschung, Liebe zu einem glänzenden Leben – was weiss ich – ich verführte sie, sie verführte mich – kurz, ich berauschte mich, ich taumelte, und da ich wieder nüchtern war, war es zu spät, ohne Verletzung der Tugend zurückzukehren, oder einen gedoppelten Meineid zu begehen'. Als Freemann Amalia erkennt, erwacht seine alte Liebe, er erklärt, keine Verpflichtungen gegen Sophie zu haben. Da bringt Amalia das kleine Mädchen, sein und Sophiens Kind, das sie von dem Orte, wo es aufgezogen wurde, weggenommen hat; dadurch wird Freemann wieder für Sophie gewonnen und verspricht sie zu heiraten.
Zwischen zwei Mädchen schwankt Carl Southwell in der Woodvil hin und her. Er gesteht Lucien ganz offen, er wolle Amalie heiraten, dann aber sich heimlich zu ihr schleichen und vergnügte Stunden bei ihr verbringen. Als Amalie in ihrer Tugend und Grossmuth auf seine Hand verzichtet und ihn bittet, er möge Lucie heiraten, da ist sein Gemüth auf der Stelle umgewandelt und er wendet die äussersten Mittel an, um Lucie sogleich zu der seinigen zu machen.
Faust schwankt ähnlich hin und her zwischen Helena und seinen Eltern; III. 5 gibt er den Bitten seiner Eltern nach und will ihnen folgen; aber gleich in der folgenden Scene bringt ihn Helena wieder davon ab; IV. 3 kann er ebenfalls seinen Eltern nicht länger widerstehen und ruft ihnen zu: 'Mein Herz ist ganz Euer. Sieget; meine geliebten Aeltern, umarmet mich'; Helena will ihm folgen; als aber Mephistopheles seinen Sohn als Geisel erklärt, bleibt er.
In den Lissabonnern ist das schwankende der Gesinnung auf Isabelle übertragen, welche durch Sir Carls Erscheinung geblendet, darüber ihren alten treuen Geliebten
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vergisst; sobald sie aber eindringlich an diesen erinnert wird, kehrt ihre alte Liebe zurück.
Im Freigeist finden wir das Schwanken Clerdons zwischen der Rückkehr zur Religion und zu Amalien einerseits und seinen alten freigeisterischen Ansichten andererseits drei Acte hindurch ausgebildet, und seine Leichtgläubigkeit ist geradezu fabelhaft. Im Drontheim ein ganz ähnliches Verhältnis: Carl schwankt zwischen seiner Mutter und Grandfeld einerseits und dem Verführer Blackville andererseits; so bald die ersteren ihn verlassen und er in einem Monologe sich erweicht zeigt, erscheint Blackville und spottet diese Gesinnung wieder hinweg. Carl ist sich auch wie Clerdon seiner Schwäche vollkommen bewusst; Freigeist III. 6 in der Unterredung mit Amalia sagt Clerdon: 'Ich fühle es, meine Standhaftigkeit ermattet. Wie schwer ist es, Ihnen zu widerstehen, Miss! Ihre Reden haben einen Kampf in mir entzündet, den ich nicht länger aushalten kann'. Drontheim I. 2 sagt Carl vor der ersten Unterredung mit der Mutter zu sich selbst: 'Ja, Drontheim, nimm anizt alle deine Standhaftigkeit zusammen. ... Unglücklicher Augenblick! Wann sie izt käme, wann sie izt unwiderstehliche Thränen weinte, wie schlecht würde ich meine Freiheit behaupten'. Nach der ersten Unterredung mit Granville sagt Clerdon II. 4 zu sich selbst: 'Welche unbekannte Regungen bemeistern sich meiner?' und daran knüpft er den Zweifel, ob seine religiösen Ansichten die wahren seien oder nicht; ebenso sagt Carl im Drontheim, nach der ersten Unterredung mit der Mutter I. 4: 'Nur allzusehr haben sie mich gerührt, diese verführische Thränen – Es wachen in mir Gesinnungen auf, deren ich in langer Zeit nicht fähig war' – und dann überlegt er ebenfalls die Wahrheit oder Unwahrheit seiner Ansichten. Auch in anderen Scenen tritt bei Carl das Bewusstsein der eigenen Schwäche deutlich hervor.
Im Glauben schwankend zeigt sich Zapor im Renegaten; grosse Charakterschwäche zeigt Herzog Carl im Rhynsolt; die geringsten Anzeichen vermögen ihn gegen seinen Liebling so umzustimmen, dass er ihn sogleich hinrichten lässt. Dieselbe Leichtgläubigkeit weist Leontio in der Olivie,
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Amynt in der Eugenia, und Eduard in dem gleichnamigen Stücke auf. In der Olivie mag eine Reminiscenz an Viel Lärm um Nichts vorliegen; Bardonia lässt eine Kammerfrau die Rolle der Olivie spielen und dadurch wird Leontio von deren Untreue überzeugt. Im zuletzt genannten Stücke ist die Eifersucht über Othello hinausgetrieben; da in so vielen dieser Dramen Briefe, gefälschte und untergeschobene, eine grosse Rolle spielen, so sollte hier vielleicht zum Spott der leichtgläubige Eifersüchtige geradezu als Briefträger auftreten.
Das böse Princip ist in der Miss Sara durch die Marwood vertreten; auch diese Gestalt können wir durch die Reihe unserer Stücke hindurch verfolgen.
Eine übertreibende Copie der Marwood ist zunächst die Gräfin Bardonia in der Olivie. Sie hat schon ein grosses Verbrechen hinter sich, den Mord ihres Gatten; Olivie hat ihr nun ihren Geliebten geraubt, wie sie sich einbildet; sie weiss nicht, dass Leontio mit Olivie schon heimlich vermählt war, bevor er sie noch kannte. Dieser Zurücksetzung wegen muss sie sich rächen: 'Ha! Zittre Unglückliche!' ruft sie schon I. 15 aus und I. 16 wieder 'Ha, zittre! zittre!' und so macht sie sich immer in Verwünschungen und Rache-Ausdrücken Luft, z.B. IV. 1 'Wie nahe verrathen zu werden! Ha Elende! Du eilst in dein Verderben! Du willst es – du selbst! ... Ich muss sie erwürgen die Schlange! – Ich muss!' Sie verwechselt das Pulver gegen die Ohnmacht mit einem Giftpulver; IV. 7 und 8 dringt sie mit dem Dolche auf sie ein, wird aber an dem Morde verhindert: diese Scene ist ganz ähnlich wie Miss Sara II. 7, in welcher Marwood auf Mellefont den Dolch zückt. Und ebenso zieht sie im letzten Auftritt des fünften Actes den Dolch hervor und will Antonio erstechen; Leontio aber 'springt zu und entreisst ihr den Dolch' mit den Worten: 'Rasende! Gieb!' so wie Mellefont zu Marwood sagt: 'Unsinniges Weibsbild!' Sie hat selbst inzwischen durch Zufall das Pulver bekommen, das sie Olivien bestimmt hatte; da gesteht sie:
Es war Gift! Ich wollte sie tödten; ... Du? du? (Die Wuth bemeistert sich ihrer, sie will sich aufrichten und auf Olivien
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zueilen, fällt aber wieder zurück.) Zu spät! Zu spät! Höllisches Feuer! Hülfe! Ach! Keine Erbarmung? (Mit einem Blick auf Olivien). So starb er – dein Vater! Hülflos wie ich! Die Nacht bedeckte seine Marter. Furien! ihr zerreisst mich (sie stirbt).
Bardonia nennt den Namen Gottes nicht; sie bittet auch Niemanden um Verzeihung, zeigt keine Spur von Reue.
Mit Ausnahme des letzteren Momentes hat Brandes in der Olivie sich selbst copirt, nämlich seinen William Siward in Miss Fanny: dieser übersieht 'kalt die ganze unabsehliche Reihe von Lastern', die er verübt; empfindet die schrecklichste Reue, bittet Nelton und seinen Vater um Vergebung, und dann folgt die ähnliche Sterbescene.
Dort erwartet mich die Hölle, mir den verdienten Lohn zu geben. – Ha! – Jetzt! Jetzt kömmt er, – der grausame Augenblick! ... Weh! – ich sehe den schrecklichen Richter! – Er reisst mich zu einem Abgrunde – voller ungeheurer Furien! Wie sie mir entgegen heulen! – Weg! Ihr zerreisst mich! – Ha! – Jetzt stösst mich seine Hand zu ihnen hinab! Wehe mir! – Ach Gott! – Gnade! Ha! (stirbt).
Aber nicht blos im Sterben, auch im Leben muss William Siward mit den Bösewichtern der anderen Stücke verglichen werden. Er ist Tyrann seiner Unterthanen und Unterthan seiner Lüste; da ihm Miss Fanny gefällt, erdichtet er sogleich ein eigenes Gesetz, welches sie von ihrem Geliebten trennen muss, und um seine Lust zu befriedigen, scheut er kein Mittel, selbst den Vatermord nicht. Er theilt mit den übrigen Charakteren dieser Art, dass er in echt teuflischer Gesinnung den anderen kein Glück gönnt, wenn er selbst unglücklich ist, und theilt mit ihnen die Freude an der Marter der anderen, wie beides in folgendem Monologe II. 9 zum Ausdrucke kommt:
Die ganze Welt soll mein Opfer sein! ... Ich muss sie besitzen, und sollte ich sie auch nur den einen Augenblick besitzen, wenn der andere darauf folgende mein Tod wäre ... Es bleibt mir noch eine Wollust. – So viel Elende, die ich alle verabscheue, sollen mir den Weg dahin bahnen! – Alles, was ich sehe, soll voran! – Bin ich nicht glücklich, soll kein Wurm glücklich sein! Alles, meine Henkerin, mein Vater selbst soll mein Opfer werden! – Und, – der verfluchte Sclave! Der Urheber meiner Raserei, Nelton! – Vermaledeiter Name! Das verworfene Geschöpf soll erst tausendfache Martern em-
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pfinden, und dann – dann, wenn ich unaussprechlich elend bin, wenn ich keine Opfer mehr habe, dann mag die Hölle mein Antheil sein!
Als tyrannischer Regent, der die Liebenden zu trennen sucht, um seine Lust zu befriedigen, tritt uns Rhynsolt entgegen; er scheut kein Mittel, lässt sogar seinen Nebenbuhler hinrichten. Das Charakteristische ist auch hier wieder die teuflische Freude an der Ausführung des Vorhabens, das höhnische Lächeln, als er Sapphira in den Kerker zur Leiche ihres Gemahls schickt; er schwelgt in seiner Schlechtigkeit und Rache, so als Sapphira I. 5 zu seinen Füssen liegt und zu ihm flehend sagt: 'Ach! wie kann dich ein Sieg ergötzen, der mich ewige Thränen kosten wird!' sagt Rhynsolt (vor sich): 'Welche kostbare Rache für eine Zähre, die sie mir ausgepresst hat! Der Schmerz macht sie noch schöner'. Sein Tod wird uns auf der Bühne nicht vorgeführt, wir erfahren nur davon: 'Mit knirschender Wuth verfluchte Rhynsolt die Tage seines Lebens und seine Schicksale'.
Das Triumphiren über das Opfer ist am stärksten im Freigeist und in den Lissabonnern ausgebildet. In dem letzten Stücke ist es Sir Carl, der bevorzugte und dann verschmähte Geliebte, welcher in wenigen Augenblicken sich eine complicirte Rache ausdenkt und sie auch durchführt; die 'triumphirende Bosheit' heisst ihn dann, bevor er auf das Schiff geht in einem Briefe, wie Marwood, die Details dieser Rache auseinandersetzen; er fühlt in der Mittheilung selbst eine gewisse Beruhigung; denn der Brief beginnt: 'Mein Unternehmen ist fehlgeschlagen, und nie würden Sie sonst mich als den Urheber desselben entdecket haben; itzo aber sollen Sie es wenigstens ganz wissen'. Der Schluss des Briefes ist eine genaue Copie jenes in der Miss Sara: 'Ich befand mich bei Elviren, und niemand als Isabelle war bei ihr, die zu bestürzt schien, als dass sie auf mich Acht geben konnte. Ich sahe eine Tasse Thee stehen, die Osmyde eben als sie weggieng ... einschenkte. Ich hatte auf eine Gelegenheit von dieser Art gehoffet, und mich darauf vorbereitet. Das übrige halte ich also Ihnen zu sagen für überflüssig. Carl'.
Im Johann Faust zeigt Mephistopheles Züge der Marwood in der Scene, worin er den Knaben als Geisel er-
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klärt. Aber auch Helena ist eine Art Marwood, wenn sie ihren Sohn zu ermorden droht, falls Faust seinen Eltern folgte; wenn sie Faust III. 6 zuruft: 'Entschliess Dich! – Geh', flieh'; aber nimm dies unschuldige Blut und meine Verwünschungen mit Dir! ... Nähere Dich nicht oder Eduard ist des Todes!'
Auch auf Lucie Woodvil sind Züge der Marwood übergegangen; sie fühlt sich zurückgesetzt und verlassen und denkt nur an Rache. Sie wünscht ihrem früheren Geliebten I. 5 eine ungetreue Gemahlin, die er aber zärtlich lieben solle, und malt ihm die Qualen, die er dann empfinden werde, mit grellen Farben aus; sie schliesst: 'Verzweifle unter den Martern einer unvergoltenen und verachteten Liebe, und Lucie wird sich sodann über dich freuen'. Auch folgenden Gedanken finden wir bei ihr wieder, der uns schon öfter begegnet II. 10: 'Aber dir schwöre ich, o Rache, Lucie soll nicht unglücklich werden, ohne noch andere mehr neben sich unglücklich zu machen', und mit einiger Variation IV. I: 'Kann ich es ausstehen, andere neben mir tugendhaft zu sehen, ohne es selbst zu sein? Dass sie doch alle so lasterhaft wären, als ich'. Auch hier wieder die selbstgenügsame Freude an der Rache III. 3: 'Auf Lucie! die Opfer deiner Rache sind bereit. Gieb ihnen den tödtlichen Streich. Sieh diese Qual, mit der ihre treulose Seele von ihnen flieht. Freue dich noch einmal über ihre Qual, verzweifle sodann und stirb'.
Blackville im Drontheim wurde Carls Freund und Verführer, um sich 'von seinem Vermögen zu bereichern'; als er sieht, dass er seinen Einfluss auf ihn verloren habe, so will er sich rächen; er verwendet ihn zu der Entführung, in der Absicht, dass diese That, wenn er geflohen sei, an Carl bestraft werde. In seiner stark hervortretenden Sinnlichkeit kann er mit Rhynsolt verglichen werden; er geht so weit, dass er sich vornimmt, die unglückliche Entführte seiner Sicherheit aufzuopfern, 'so bald er seine viehische Begierde gesättigt'. Wieder ist es die Sterbescene, welche zeigt, wie sehr er mit den anderen Bösewichtern, besonders mit Henley, verwandt ist. Ohne Reue 'mit einem verspottendem Ge-
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lächter' verbringt er seine letzten Augenblicke und enthüllt triumphirend seine Gesinnung:
Ich sterbe vergnügt, sind gleich nicht alle meine Wünsche erfüllt, so wird mich doch der Trost jenseits des Grabes begleiten, es werde mir nicht an Gesellschaftern mangeln, meine Gegenwart werde selbst in der Ewigkeit, die Martern des durch mich verführten Drontheims unendlich vermehren – seine Anverwandten werden nie ohne Thränen an mich zurückdenken – sie werden mein Andenken verfluchen – aber sie können gewiss versichert sein, dass ich mit Vergnügen ein Teufel geworden wäre, um sie vielleicht auch noch zu verführen, oder doch ewig zu peinigen.
Sein Tod wird uns nicht auf der Bühne dargestellt, und ausser in den oben angeführten Worten drückt er sich nirgends so unumwunden aus; die Monologe Henleys fehlen; aber die grosse Sterberede scheint für den Intriganten jener Zeit unumgänglich.
Am nächsten mit Blackville ist der Bösewicht in der Amalia zu vergleichen, Charles' falscher Vertrauter Sanville; am nächsten zu vergleichen schon deshalb, weil Sinnlichkeit die Triebfeder seiner verrätherischen Handlung bildet. Er erscheint im ersten Acte nur in den zwei Schluss-Scenen und bleibt da von untergeordneter Bedeutung. Im ganzen dritten Acte sind Sanville und Amalia allein die auftretenden Personen. Was er sich in der ersten Scene dieses Aufzuges vornimmt, ihr Herz nicht nur zu erschüttern, sondern auch niederzuwerfen, das gelingt ihm durch 'seine Gehülfen, Liebe, Schrecken, Mitleid, Gefahren', die er eben da herbeigerufen hat; es gelingt ihm aber vor allem durch die verschiedenartigsten Betrügereien, welche er vorbringt. Amalia folgt ihm also wirklich. Er tritt dann nur am Schlusse wieder auf, um sein scheussliches Attentat auf Amalia genau zu beschreiben und, nachdem sie ihm verziehen, sieh selbst zu tödten. Er stirbt mit den Worten: 'Du aber – o Hölle! – empfange dein Opfer!'
Den Intriganten dürfen die Vertrauten nicht fehlen, bei Marwood und Woodvil sind es die Kammermädchen, wie bei Millwood im Kaufmann von London; bei Henley und William Siward die Diener; bei Rhynsolt sein Geheimschreiber Siegmund; bei Bardonia ein gewisser Riccaldo, der
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aber selbst an der Verwickelung der Handlung betheiligt ist. Das Gewissen macht sich bei Widston im Freigeist, bei Siegmund, bei Bates in Miss Fanny, bei Friedrich im Drontheim geltend, indem sie der Verbrechen ihres Herrn satt werden und dieselben zu vereiteln suchen oder wirklich hindanhalten. Ueber die Schablone von Theater-Vertrauten gehen diese Figuren kaum hinaus.
Auch die anderen Gestalten der Sara lassen sich verfolgen: Sara selbst, der Vater und der tugendhafte Bediente. Nur sind diese Figuren nicht mehr so ausgeprägt, um dasselbe Interesse wie Mellefont und Marwood mit ihren Nachkommen zu erregen.
Die nach der Sara gebildeten Frauen greifen ebenso wenig, wie sie selbst, energisch in die Handlung ein; sie werden immer blässer und blässer, wie uns schon Brawes Amalia zeigte.
Die von Waitwell abstammenden treuen Diener entwickelten in den übrigen Dramen ihre Gabe zu lehren und zu predigen noch mehr. Am getreuesten hat auch diese Gestalt Brandes in der Miss Fanny copirt, und die Klotzische Bibliothek hat Recht, wenn sie (2, 643) Well den wahren Zwillingsbruder von Waitwell nennt, 'ausser dass uns Waitwells gutes Herz ungleich mehr rührt'.
Auch die Väter oder diejenigen, welche deren Stelle vertreten, lassen sich in eine Kategorie zusammenfassen: sie sind meist aufbrausend und jähzornig, verstossen die Kinder in der ersten Erregung; empfinden aber bald tiefe Reue und streben mit allen Mitteln Versöhnung und Wiedervereinigung an.
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