N. N.: [Nachtrag zur Ausgabe des »Brutus« in Lessings Werkausgabe.] In: Gotthold Ephraim Lessings sämtliche Schriften. Band 23/1. Hg. von Karl Lachmann. Dritte, aufs neue durchgesehene und vermehrte Auflage, besorgt durch Franz Muncker. Berlin, Leipzig: Göschen 1915. S. 264.
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[Berichtigungen und Nachträge zu Band XIV.]
S. 226. Hier ist unter Lessings Entwürfen nachzutragen:
Ausgabe des Trauerspiels
Brutus
von Joachim Wilhelm von Brawe.
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[1]
[Nach Brawes Tod (am 7. April 1758) trug sich Lessing eine Zeit lang mit dem Gedanken, das Trauerspiel »Brutus«, das der Frühverstorbene druckfertig hinterlassen hatte, herauszugeben. Wie lange dieser Plan ihn beschäftigte, läßt sich nicht genau sagen; schwerlich hielt Lessing an ihm noch fest, als er im November 1760 Berlin mit Breslau vertauschte. Schon die Erwähnung des »Brutus« im 81. Literaturbrief (vom 7. Februar 1760) verriet nichts mehr von jenem Vorsatz. Vorher aber, wohl gleich im Frühling oder Sommer 1758, hatte er sich aus dem ersten Aufzug des Dramas die ersten 168 Verse sorgfältig abgeschrieben. Diese Abschrift befindet sich jetzt unter den Lessing'schen Papieren in der Universitätsbibliothek zu Breslau. Ebenda liegt ferner eine Kopie des ganzen fünften Aufzugs des »Brutus« von der Hand eines Schreibers mit vielen, oft undeutlichen und schwer lesbaren Bleistiftverbesserungen von anderer Hand. Wie weit diese Abschriften Änderungen von Brawes Text durch Lessing enthalten, läßt sich nicht mehr feststellen; ob Lessing in ihnen überhaupt solche Änderungen angebracht hat, ist sehr fraglich. So dürfen denn auch diese Bruchstücke aus Brawes Trauerspiel keinen Platz in Lessings Schriften finden, obgleich sie Karl Lessing 1786 in den »Theatralischen Nachlaß« seines Bruders (Bd. II, S. 155-186, vgl. auch S. XXVI f.) aufnahm. Über das Verfahren des Herausgebers bei diesem Druck und über das Verhältnis der Breslauer Abschriften zu der späteren Ausgabe des »Brutus« (1768) gibt August Sauer (J. W. v. Brawe, der Schüler Lessings. Straßburg 1878. S. 122-127) jeden wünschenswerten Aufschluß. Diese Ausgabe von 1768 besorgten Karl Lessing und Ramler gemeinsam; G. E. Lessing aber hatte an ihren Verleger G. L. Winter in Berlin die Handschrift des »Brutus« um 30 Taler verkauft. Vgl. seinen Brief an Karl vom 9. Juni 1768 und Karls Antwort vom 14. Juni 1768.]
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