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DAS MOTIV DES VATERMORDES.

Schon bei der Besprechung des Freigeistes und des Brutus habe ich darauf hinweisen müssen, dass der Vatermord eine hervorragende Stelle in beiden Dramen einnimmt, und ich glaubte beim Freigeist den Einfluss einer Scene der Miss Sara, beim Brutus eine entschiedene Nachahmung des Mahomet von Voltaire constatiren zu können. Das Motiv des Vatermordes zieht sich nun in merkwürdiger Weise durch eine ganze Reihe von gleichzeitigen bürgerlichen Tragödien, ja es lässt sich die Beliebtheit der poetischen Darstellung desselben noch in weiteren Kreisen verfolgen.

In Breithaupts Renegaten will Zapor den Vertrauten seines Vaters, Welwood, weil er seiner Predigten überdrüssig ist, ermorden; in der Dunkelheit trifft er den Vater selbst; die Erkennung tritt erst nach geschehenem Morde ein. Dasselbe in Lucie Woodvil: Lucie erfährt erst, nachdem der Vater bereits todt ist, von dessen Freunde, an wem sie sich vergriffen. Diesen beiden Dramen steht der beabsichtigte aber verhinderte Vatermord in Miss Fanny gegenüber.

Schon im ersten Acte nach einem Wortwechsel mit dem Vater ruft ihm William zu (I. 6): 'O das geht zu weit! – Zittern sie für ihr eigenes Schicksal! – Genug! Ich verlasse sie, und schwöre ihnen, meine Rechte zu gebrauchen, selbst wider sie!' Im zweiten Aufzuge hat der Gedanke sich des Vaters zu entledigen, bereits Wurzel geschlagen und er lässt seinen Diener Bates merken, dass er desselben überdrüssig sei (II. 2): 'Seine ewigen Ermahnungen und Vorstellungen sind mir unerträglich; bei meiner jetzigen Verfassung werde ich denselben mehr als jemals ausgesetzt sein ... Möchte er doch nur bald ein Ende machen!' Als aber Bates antwortet: 'So wünschen Sie seinen Tod?' ruft er unwillig: 'Was? – Nein! den wünsche ich nicht!' – In einer späteren Unterredung mit dem Vater (III. 4) will dieser 'den Trieb, den die Natur den Kindern sonst gegen ihre Eltern einflösset', in ihm wecken, und William erwidert ihm mit einer Argumentation, die uns sofort an Franz Moor in den <Seite 112:> Räubern I. 1 und II. 1 erinnert, nur dass Franz sie in einem Monologe vorbringt.

Was für Dank bin ich Ihnen denn schuldig? – Mein Dasein beförderte keine Absicht auf meine Person; nur Ihr Vergnügen war die sinnliche Ursache meines Daseins. Da die Natur mich Ihnen schenkte, so war es Ihre Schuldigkeit mich zu erziehen. – Das erste verdient keinen Dank, und das letzte war Ihre Pflicht. – Dass Sie endlich, da Sie zur Regierung vor Alter untüchtig geworden, mir die Herrschaft übertragen, dieses erfordert die Vernunft, die Billigkeit; und auch dies war eine Pflicht, die Sie mir schuldig waren, und zu welcher Sie doch in kurzer Zeit der Tod gezwungen hätte.

Auch in den folgenden Reden Williams finden sich Stellen, welche mit jenen berühmten Compositionen Schillers Aehnlichkeit haben.

(III. 5) Was liegt der Welt an dem Schicksale eines alten abgelebten Mannes? Sein Leben ist ihr von geringem Nutzen; kaum, dass er bemerkt wird. – Aber, – einen Vater! – Fort verhasster Einwurf! – Ist mir mein Leben, meine Sicherheit lieb? – Wohl! so opfere ich einen alten Greis, der mir verhasst ist und – der mir beides rauben kann. –

(III. 6) Es ist wahr; ein hergebrachtes Vorurtheil setzt auf das Leben unserer Blutsfreunde einen grösseren Werth, als auf das Leben anderer Menschen; es sei auch Wahrheit, – so ist doch die Nothwendigkeit für mich ein Gesetz. – Sein Tod muss mir Bürge für mein Leben sein.

Der Vater wird durch Zufall gerettet, und Steely, der alte Vertraute desselben ermordet.

Nicht eigentlich Vatermord liegt im Johann Faust vor; aber Helena, welche die That vollbringt, ist Theodors Schwiegertochter und sie hat das Gefühl, eine That zu begehen, welche dem Vatermorde gleich kommt. Nachdem ihr Mephistopheles Theodors Ermordung als das einzige Rettungsmittel für ihren Gatten und Sohn vorgeschlagen hat, überlegt sie lange IV. 5. Schon ist sie entschieden: 'Ich will, ich muss sie retten. Stirb, stirb!' Da ruft sie sich selbst wieder zu: 'Grausame, sieh' diesen armen Greisen, wie er Dich segnet, wie er Dich anspricht: Tochter, warum tödtest Du mich? Nein, leb', ich kann Dich nicht beleidigen'. Auch in dem Monologe zu Beginn des fünften Aufzuges spricht sie immer von ihm, wie von ihrem eigenen Vater und nachdem sie ihn wirklich ermordet hat, bittet sie ihn <Seite 113:> mit dem süssen Namen Vater nennen zu dürfen. Im Drontheim wird Carls Grossvater in seiner Gegenwart und mit seiner Hülfe verwundet; man erfährt aber im weiteren Verlaufe nicht, ob die Wunde tödtlich gewesen ist.

Auch für diese Dramen glaube ich eine doppelte Beeinflussung annehmen zu dürfen; einerseits Mahomet und andererseits Lillos Kaufmann von London. In dem letzteren Stücke ermordet nemlich Barnwell seinen Onkel, den Bruder seines Vaters, seinen Wohlthäter und Vormund, um ihn zu berauben. Charakteristisch ist dabei zunächst eines: die Ermordung während des Gebetes. Bei dieser Vergleichung lässt sich studiren, wie allmählig das feinere poetische Gefühl abhanden kommt; 'den Bösewicht betend aus der Welt zu schaffen, leidet das geistige Gefühl Hamlets nicht, noch weniger das zartere Gefühl des Dichters, der diesen Jüngling wie seinen Liebling bewachte'. [1] Im Mahomet macht schon Omar III. 5 den Vorschlag, den Zopire während des Gebetes ermorden zu lassen: 'Là, cette nuit, Zopire à ses dieux fantastiques offre, un encens frivole et des voeux chimériques. Là, Séide, enivré du zèle de ta loi, va l'immoler au dieu qui lui parle par toi'. [2] Und wirklich IV. 4 sieht man den Altar und Zopire betet zu den Göttern seines Vaterlandes und gedenkt seiner Kinder: 'Accordez-moi ma mort. Mais rendez-moi mes fils à mon heure dernière; que j'expire en leurs bras; qu'ils ferment ma paupière. Hélas! si j'en croyais mes secrets sentiments, si vos mains en ces lieux ont conduit mes enfants'. Seine Kinder sind wirklich nahe. Séide und Palmire stehen im Vordergrunde. Als Séide den Zopire beten hört, sagt er zu Palmire: 'Tu l'entends qui blasphème?' und später 'Il court à ses faux dieux!' Seine That ist eine heilige Sache: 'Servir le ciel ... Ce glaive à notre dieu vient d'être consacré; Que l'ennemi de Dieu soit par lui massacré!' Er geht dann hinter den Altar und ermordet den Zopire; er kehrt halb wahnsinnig zurück, erst nach und nach kommt er wieder zur <Seite 114:> Besinnung. Aber die Scene wird noch vollständig ausgenutzt. Zopire erhebt sich hinter dem Altar und erscheint an denselben gelehnt; im Todeskampf schleppt er sich mühsam gegen seine Kinder heran, Palmire unterstützt ihn, und dann folgt erst die Erkennung.

Dieser vollständige grausige Apparat ist fast wörtlich in Breithaupts Renegaten übergegangen. Vielleicht ist schon der Name Zapor in der zweiten Bearbeitung des Renegaten dem Zopire Voltaires nachgebildet. Der Vater kniet im Hintergrunde der Bühne, welche nur spärlich beleuchtet ist, und betet: 'O Tod, wenn wirst du kommen; du, der du mir mein Herz und meine Ruh genommen, Sohn, ungetreuer Sohn! so wird es nie geschehn, so soll ich in der Welt dich niemals wieder sehn! ... O Gott! ... lass mich meinen Sohn erblicken oder sterben!' Zapor fühlt sich ebenfalls im Dienste der Religion: 'Weg Zweifel! – Zweifeln ist itzt nicht mehr meine Sache, Mord ist Religion, geheiliget die Rache!' Grandlove betet für seinen Sohn: 'Gott stärk ihn, wenn er wankt und nur noch zweifelnd glaubt, dass mir sein edles Herz nicht Wahn und Lüge raubt!' Zapor ruft wie Séide: 'Er lästert' und als er ihn wieder beten hört: 'Nun ist alles aus. Von neuem lästert er! Auf!' Die folgende Ermordungscene wird uns nun mit noch mehr Einzelheiten geschildert. Man sieht wie Zapor einige Schritte läuft, plötzlich aber zurückbebt und den Dolch zur Erde wirft, ihn wieder aufrafft und nach dem Orte läuft, wo Grandlove betet. Man hört klägliches Geschrei. Er kommt dann zitternd und mit wüthendem Blicke nach vorne und läuft vor Angst ab. Grandlove aber will sich erheben, fällt wieder zurück und der herzulaufenden Therise in den Arm.

Auch im Kaufmann von London weiss Barnwell, dass sein Onkel täglich zur bestimmten Stunde frommen Gedanken nachhängt und um diese Zeit will er ihn ermorden: 'This is his hour of private meditation. Thus daily he prepares his soul for heaven'. Wir sehen den Onkel, wie er während des Spazierganges an den Tod denkt: 'O death, thou strange mysterious power, seen every day, yet never understood, but by the incommunicative dead, what <Seite 115:> art thou?' Der Seelenkampf Barnwells wird uns ebenfalls geschildert, wie er zuerst mit der Pistole zielt, sie wieder sinken und sogar fallen lässt und wie er ihn dann mit dem Dolche ermordet; auch seine Reue an der Leiche wird dargestellt; dagegen heisst es von dem Sterbenden ganz kurz: 'Uncle groans and dies'.

William in Miss Fanny weiss, dass der Vater gegen Abend täglich am Grabmale seiner verstorbenen Gattin zu beten pflegt und darauf hin wird der Mordanschlag gemacht. Im Johann Faust wird der Vater wohl nicht beim Gebete, sondern im Schlafe ermordet; aber man sieht den sterbenden Theodor; 'er kriecht heraus, Elisabeth hält ihn weinend in ihren Armen'.

Freilich ist das Motiv des Vatermordes ein uraltes und durch den poetischen Niederschlag in der Oedipussage eigentlich nie ganz abhanden gekommen; wie in dieser Sage ist aber auch in den von uns betrachteten Gestaltungen oft Incest, oder wenigstens Geschwisterliebe vorhanden, ersterer in Lucie Woodvil, letztere in Mahomet, im Renegaten, in Miss Fanny.

Auch Lessing trat dem Motive, das er in der Miss Sara flüchtig gestreift hatte, näher.

Eine directe Einwirkung des Sophokleischen Oedipus ist es, wenn er die Fragment gebliebene Schicksalstragödie Das Horoskop auf einen Orakelspruch aufbaut. Petrus Opalinsky hatte einen Astrologen um das Schicksal seines einzigen Sohnes befragt und als Antwort den Satz bekommen: 'Hoc temporis momento natus vir fortis futurus est, deinde parricida'. Das letzte Wort des Spruches verschweigt der Vater seinem herangewachsenen Sohne, dieser erfährt es doch, verfällt darüber in Schwermuth und will sich erschiessen. Das Gewehr geht los und trifft den herbeieilenden Vater. [1]

Auch im Kleonnis, glaube ich, sollte der Zweikampf zwischen Vater und Sohn mit der Ermordung des ersteren enden; doch bleibt dies eine unsichere Vermuthung. In den Sechziger Jahren wählte auch Weisse in Atreus und Thyest <Seite 116:> einen altüberlieferten Stoff, in dem der Vatermord durch Erkennung verhindert wird. [1]

In einem Schauspiele 'Der falsche Mord' (Erfurt 1778) stösst die böse Stiefmutter ihrem eben gestorbenen Gatten einen Dolch ins Herz, lässt dann den Sohn mit der Leiche allein und verdächtigt ihn des Vatermordes; er wird ins Gefängnis geworfen, aber wieder befreit. Ende der Siebziger Jahre schrieb ferner der Schauspieler Carl Czechtitzky ein Originaltrauerspiel 'Graf Treuburg', in welchem der Sohn seinen Vater ermordet, weil derselbe zum feindlichen Heere übergetreten war. [2]

In der Berliner Litteratur- und Theater-Zeitung stehen 1779 (S. 673-680) 'Scenen aus einem ungedruckten Trauerspiele: 'Der Vatermörder, ohn' es zu wissen (Zur Anfrage, wie das Publicum davon urtheilt)' und im Anschlusse daran theilt der Verfasser Johann Christian Koppe aus Rostock den Plan des Stückes mit. Julio liebt Laura die Tochter seines Vaterbruders; diese wird aber von ihrem Vater zu einer andern Heirat gezwungen; aus Verzweiflung will Julio denselben ermorden; er lauert ihm auf der Jagd auf, erschiesst aber seinen eigenen Vater, der mit seinem Bruder 'die frappanteste Aehnlichkeit' hat. Der Sterbende fleht Segen auf seinen Sohn herab. Julio übergibt sich dem Gerichte; er wird zum Tode verurtheilt. 'Sein Sterbetag ist Laurens Hochzeitsfest'. Diese will ihn nicht unter Henkers Händen sterben lassen, läuft im bräutlichen Gewande zum Richtplatz, und durchsticht ihn mit den Worten: 'So vermählt uns der Himmel! Ich habe Gift genommen'. Merkwürdig ist, was der Verfasser hinzufügt: 'Da ich meine handelnde Personen zu Katholiken gemacht habe, so wünschte <Seite 117:> ich gerne von den Solemnitäten, die bei Hinrichtung eines Vatermörders beobachtet werden, unterrichtet zu sein, und ich würde die Belehrung hierüber mit dem gehorsamsten Dank zu erkennen wissen'. Wirklich folgt noch in demselben Bande (S. 721-726) eine anonyme Erwiederung die wahrscheinlich von einem Geistlichen herrührt. Darin wird gegen die Verwendung des Vatermordes als eines dramatischen Motives heftig geeifert: 'Der weise griechische Gesetzgeber setzte auf den Vatermord keine Strafe, weil er glaubte, dass der Fall nie vorkommen würde. Und wir ... bringen solche Stücke vor die Augen des Publicums, lassen unsere Helden die verruchte That so gut als möglich beschönigen, und erwecken ihr, wo nicht mittelbare, doch unmittelbare und subtilere Nachahmer'. Einer Entgegnung Koppes musste die Redaction wegen ihres zu starken Tones die Aufnahme versagen (Jahrg. 1780 S. 15 f).

Vielleicht könnte man es als ein unbewusstes Gefühl des Gegensatzes auffassen, wenn ein Baron von Gugler in Wien ein Drama Sidney und Silly [1] verfasst und aufführen lässt, das die Liebe zum Vater poetisch verherrlicht. Während im Freigeist der Vater wegen der Schulden des Sohnes in Armut geräth und ins Gefängnis geworfen wird, so wendet hier der Sohn alles an, um den wegen Schulden gefangenen Vater zu befreien; sogar zu betteln versucht er. Sobald der Vater frei ist, fahren sie nach Indien: 'Ich war schwach, entkräftet', erzählt der Vater, 'er hob mich auf seine Schultern und trug mich an den Bord'. Sie leben in einer Höhle und sind dem Hungertode nahe; 'Ohne andere Nahrung drückte mein Sohn den Saft etlicher Blätter auf meine zitternden Lippen und erhielt mir dadurch das mir so bittere Leben'. Er vertheidigt ihn dann gegen Feinde, wird selbst verwundet, gefangen und hält den Vater für todt; die Freude des Wiedersehens raubt ihm fast die Besinnung.

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In den Siebziger Jahren kommen andere Motive zur Herrschaft und auf ihr Vorhandensein ist schon öfter hingewiesen worden. Erich Schmidt [1] hat das Motiv des Kindesmordes während der Sturm- und Drangzeit verfolgt. Brudermord andererseits war das Motiv der drei Concurrenzstücke bei Schröders Preisbewerbung. [2]

Bei Hagen, Geschichte des Theaters in Preussen S. 304 f. finde ich die Bemerkung eines Danziger Recensenten aus dem Jahre 1781, dass Die Galora von Venedig ein Trauerspiel von Traugott Benjamin Berger als viertes Stück zu dieser Concurrenz eingesendet worden sei. Da aber sonst ein viertes Stück nie erwähnt wird, so ist die Galora, welche 1778 zu Leipzig erschien, vielleicht identisch mit dem dritten Concurrenzdrama 'Die unglücklichen Brüder'; wenigstens würde nichts dagegen sprechen. Das Stück behandelt die Geschichte der Söhne Cosmus des ersten von Medici, also dieselbe Fabel, welche Leisewitz seinem Julius zu Grunde legte; da die Vorrede ausdrücklich hervorhebt, das Stück sei schon vor einigen Jahren gearbeitet und werde nun in veränderter Gestalt dem Drucke übergeben, so mag bei der Umarbeitung Leisewitzens Stück als Vorbild gedient haben.

Noch in anderen Dramen treffen wir dieses Motiv, so in Goethes Claudine von Villa Bella, in dem Trauerspiele Graf Gulli und seine Söhne, [3] aus früherer Zeit, in dem Stücke: Die uneinigen Brüder [4] und in einem Concurrenzstücke der zweiten Nicolaischen Preisbewerbung, der Alexandrinertragödie Gafforio.

Am Schlusse des letztgenannten Dramas findet sich die Nachricht: 'Dieses Trauerspiel hat eine wahre Geschichte zum Grunde, welche sich vor wenigen Jahren in Italien zugetragen hat, wie man davon die öffentlichen Blätter nachsehen <Seite 119:> kann': Es verdient daher Beachtung, dass auch die übrigen Brudermord-Tragödien in Italien spielen, lässt sich gleich eine bestimmte Folgerung daran vorläufig nicht knüpfen. Da Erich Schmidt [1] auf die Beliebtheit des Stoffes bei den Patriarchadendichtern und Idyllenschreibern hinweist, so will ich erwähnen, dass der Brudermord Kains frühzeitig dramatisirt wurde: 'der Tod Abels' von Margarethe Klopstock 1759; 'L.F. Hudemanns Brudermord des Kains ein prosaisches Trauerspiel' Bützow und Wismar 1765.

Schon einmal fanden wir uns bei diesen Betrachtungen an die Räuber erinnert. Sie zeigen den Vatermord in seiner ganzen Grässlichkeit und daneben das beliebte Thema der Sturm- und Drangzeit, den Brudermord. Darf Schillers Jugendarbeit in Bezug auf das erstere Motiv als Ausläufer einer älteren Dramengruppe angesehen werden, so ist es für das zweite nur ein Mittelglied in einer anderen Gruppe, deren höchste Vollendung die Braut von Messina darstellt. In der Unterredung zwischen Franz und Pastor Moser finden sich beide Motive scharf und bedeutsam vereinigt. Als Franz ihn fragt, was die grösste Sünde sei, antwortet er: 'Ich kenne nur zwo. Aber sie werden nicht von Menschen begangen, auch ahnden sie Menschen nicht. Vatermord heisst die eine, Brudermord die andere'.


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[1] Herder, Adrastea 2, 315.
[2] Ich citire nach der Ausgabe von Beuchot, Paris 1830.

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[1] Vgl. J. G. Jacobis Ballade 'Aennchen' Iris 6 (1776), 403-440.

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[1] Zu erwähnen wären auch die Worte des Pagen Franz im Götz von Berlichingen: 'So ist kein Ort der Seligkeit im Himmel. Ich wollte meinen Vater ermorden, wenn er mir diesen Platz streitig machte' (Der junge Goethe 2, 185, 349); ferner Guidos Worte im Julius von Tarent III. 4: 'Ich will Dir eine Erinnerung in die Seele setzen, die Dir stets Guido zurufen soll, heller Guido rufen soll, als das Gewissen eines Vatermörders, Mörder!'
[2] E. Hagen: Geschichte des Theaters in Preussen, S. 380 f.

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[1] Neue Schauspiele. Aufgeführt in den k. k. Theatern zu Wien. Dritter Band Pressburg und Leipzig 1772. Denselben Titel führt auch ein Drama von O. H. von Gemmingen, Augsburg 1777. (Goedeke 2, 642).

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[1] H. L. Wagner S. 58 f.
[2] Kutschera A. Leisewitz S. 72 f.; Anzeiger 3, 197 f.; 4, 222.
[3] Weimar 1787 vgl. R. M. Werner in der Wiener Abendpost, 9. und 10. Nov. 1876.
[4] Berlin 1756 (Gottsched Nöthiger Vorrath 2, 289).

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[1] Anzeiger 3, 198.


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