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Zweyter Aufzug.

Erster Auftritt.

Brutus, Messala.

Messala.
Versammlest du die Senatoren? Macht
Die große Wahl dich zweifelhaft? Bedarfst
Du ihren Rath? Warum entscheidet sie
Dein Ausspruch nicht? Der Freyheit Donner spricht
Aus dir, dir ist sie anvertraut. Was du
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Beschliessen wirst, ist ein Orakel, das
Die Gottheit, die in Tugendhaften herrscht,
Uns giebt.

Brutus.
Messala, bist du nicht mehr Freund,
Als Römer? Wie? ich selbst, der ich dem Strom
Der Tyranney mit unversönbarm Krieg'
Entgegen gieng, erniedrigte mich jetzt,
Monarchisch unbeschränkt zu handeln? Ich,
Der dieß Verbrechen selbst an meinem Freund',
An Cäsarn, an der Helden furchtbarstem
(Ihr Götter wißts, mit welchem Schmerz!) – bestraft?
Welch ein Triumph für euch, Tyrannen Roms!
Nein! alles um mich her verkündige
Der Welt, daß ich der Freyheit Rächer bin,
Roms Unterthan, nicht ein Parteyenhaupt.
Befreyt, Unsterbliche! mein Vaterland
Durch mich, und dann flieh meiner Tage Rest,
Umhüllt von Dunkelheit, vorüber – dieß
Rechtfertge mich beym Erdkreis, dieß zeig ihm,
Daß Ehrsucht nie mein Schwerdt aufwiegelte.

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Messala.
Erhabner Freund! o würde mir vergönnt,
Von ferne nur dir nachzueifern! – doch
Umsonst wählst du ein dunkles Leben dir.
Verdräng' erst das unsterbliche Gefolg
Von hohen Thaten, das stoltz um dich prangt.
Verrätherischer Glanz geht überall
Vor dir einher.

Brutus.
Du sprichst von Glanz, von Ruhm,
Von Hoheit, Freund? Wer weiß, ob dieser Tag
Mich nicht zu der Besiegten Schmach verdammt? –
Unedle Furcht! Auch überwunden bin
Ich ehrenwerther, als Antone sind,
Um die der Pomp des Siegs Gewandes stralt. –
Wenn nur die Senatoren nicht (dieß ists,
Was mit Besorgniß meinen Geist bestürmt)
Die trügerische Kunst des Publius
Unrömisch denken lehrt! Servilius
Wünscht Frieden, und sein Alter, sein Verdienst,
Giebt seinem Wunsch Gewalt. Tyrannen selbst
Entgehn dem Haß des sanften Greises, wenn
Der Name Bürger sie ihm heilig macht.
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O Schutzgeist meines Volks! der du den Kreis
Der Erde zur Bewunderung, den Stolz
Der Könige zu beben zwangst, wenn du
Durch deiner Römer Mund Entschlüße sprachst,
Erfüll uns! unsre Wahl sey deiner werth,
Werth des Vertrauns, das Rom in uns gesetzt! –
Sie kommen.


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