Fünfter Aufzug.
Erster Auftritt.
Clerdon.
Clerdon (in einer wütenden Stellung). Hinweg, quälende Vorstellungen!
Laßt ab, mich zu töten – Wie! nirgends kann ich euch entfliehn? Hier,
nur hier laßt mich, Peiniger, ruhen – ich zittre – auch hier fließen
für meinen erschrocknen Blicken Fluten von Blut, auch hier ängstigt
mein Ohr ein sterbendes Ächzen – ja, ich sehe es, überall verfolgst
du mich, Blut meines unschuldigen Freundes – Warum mußte ich
dich vergießen? Den, den ich schon so tödlich beleidigt hatte,
der gleich einer erbarmenden Gottheit kam, den grausamen
Beleidiger zu retten, den konnte meine treulose Wut – den
Besten, den Großmütigsten, ihre Zierde entriß ich der
traurenden Menschheit? – alles muß mich verabscheuen, alles muß
sich zu meinem Verderben aufmachen – Und du verzeuchst noch,
Rache? Warum brausen deine Ungewitter noch immer von ferne?
warum bin ich noch? – ich empfinde es, du nahest dich – ja, du
hörst mich, sie kommen, deine furchtbaren Herolde –
Undurchdringliche Nächte umlagern mich auf allen Seiten – o
deckt mich, Finsternisse, deckt mich für jener entsetzlichen
Gestalt – itzt hat sie mich ereilt – itzt droht mir ihr
flammendes Schwert – ich erkenne dich, du bist der ermordete
Granville. Welch ein Grimm schreckt aus deinem Auge! Nicht mehr
jene Züge des Friedens und Liebe, mit denen du starbst – Engel
des Verderbens – denn dazu hat dich der Allmächtige ausgerüstet –
o vollführe den Streich, töte alles in mir, töte dies Gefühl,
daß ich unaussprechlich elend bin – Noch stürzt dein Blut aus
der entsetzlichen Wunde hervor – noch ist es ungerächt. Was
verweilest du? Ist es Erbarmen oder Strafe? – Ach, wohin gebietet
mir deine drohende Rechte zu blicken? – Mein Vater, auch du bist
zur Strafe des unwürdigsten Sohnes gekommen! Ja, vollziehe sie.
Ich war es, der dich in den schmachvollen Kerker warf, ich trat
dein zitterndes Alter in den Staub der Dürftigkeit und
Verachtung nieder; ich gebot dem Grabe, sich dir zeitiger zu
öffnen, als es ihm die Natur gebot. Ich verwarf deine Warnungen,
deine Befehle, das Flehen deiner sterbenden Lippen – itzt bist
du glücklich – itzt wird kein frevelnder Sohn mehr Tränen des
Kummers von dir erzwingen – doch ich – ja, du bist gerächt – ich
bin zu unaufhörlichen Qualen verdammt. Der Fluch, den nicht
deine Lippen, den dein Elend über mich aussprach, stürmt mit
unversöhnlichen Zorn auf mich los. Ach, mein Vater – doch deine
drohende Stirn verbietet mir, dich so zu nennen – ich vermag
diesen Anblick nicht länger zu ertragen. Diese Augen, in denen
einst nichts als Liebe und Zärtlichkeit lächelte, glühen itzt
von Wut, diese Hände, die mich so oft segneten, bitten Verderben
auf mich herab – wohin entflieh' ich! welche gräßliche Tiefe
öffnet mir eine Freistatt – Hinweg, blutige Schatten, hindert
mich nicht – Unerbittliche! selbst den Tod gönnt ihr mir nicht –
er würde für mich Seligkeit sein, er würde euer Opfer euch
entreißen –
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