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DRITTES CAPITEL.

BRUTUS.


Sogleich nach Vollendung des Freigeistes, Anfang 1757, begann Brawe an einer neuen Tragödie zu arbeiten. Ein Jahr darauf, am 18. Februar 1758, schreibt Lessing an Mendelssohn, [1] dass dieselbe vollendet sei und 'seinem ersten Versuche nicht ähnlich' sehe; er hebt ausdrücklich hervor, sie sei in 'Versen ohne Reime' abgefasst. Kaum zwei Monate später stirbt Brawe, und in der 'Bibliothek' wird bei der Nachricht von seinem Tode erwähnt, er habe ein ausgearbeitetes Trauerspiel hinterlassen. L. v. Hagedorn in seinem Briefe an Nicolai, aus welchem die Nachricht geschöpft ist, [2] hatte auch den Titel des Stückes Brutus genannt, aber hinzugefügt: 'Man hat noch nicht untersucht, ob es eine Uebersetzung oder ein Original sei'. Im 81. Litteraturbriefe 1760 weist Lessing darauf hin und ist auch hier der Ansicht, dass der Verfasser 'darin mehr geleistet, als er selbst durch seinen Freigeist zu versprechen geschienen'. [3]

Lessing hatte anfangs vor, den Brutus selbst herauszugeben; dies beweist die in seinem Nachlasse aufgefundene Copie einiger Scenen des ersten Actes, sehr sorgfältig geschrieben, mit Verszahlen versehen; er verkaufte aber, wohl <Seite 54:> durch seine vielseitige Thätigkeit an der Herausgabe gehindert, das Manuscript um 30 Thaler an den Buchhändler G. L. Winter in Berlin. Anfang 1768 – die Vorrede ist vom 28. April datirt – erst zehn Jahre nach Brawes Tode gaben Karl G. Lessing und Ramler beide Trauerspiele desselben heraus, ohne dass G. E. Lessing davon wusste; [1] Ramler schrieb die Vorrede und besserte 'hin und her' Verse im Brutus, Karl Lessing besorgte die Correctur. Ramlers Arbeit – schreibt Letzterer an seinen Bruder [2] – sei freilich mit der seinigen nicht zu vergleichen; aber ihre Belohnung sei gleich: 'der Ruhm, daran gearbeitet zu haben'.

Der Vorbericht von Ramler enthält eine gedrängte Biographie Brawes [3] und eine kurze Charakteristik der beiden Werke, Klagen über seinen frühen Tod und über die Zustände in Deutschland, welche für die Dichter sehr ungünstig wären. S. 1-108 folgt der Brutus, ein Trauerspiel in fünf Aufzügen und in fünffüssigen Iamben.' [4]


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[1] Werke (Lachmann) 12, 109.
[2] Vgl. Cap. I.
[3] Werke (Hempel) 9, 275.

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[1] Werke (Lachmann) 12, 197.
[2] Werke (Lachmann) 13, 145.
[3] Irrthümlicher Weise sagt Ramler, dass Brawe in seiner Vaterstadt gestorben sei. Längere Zeit hielt man G.E. Lessing für den Herausgeber und für den Verfasser dieser Vorrede; vgl. Allgemeine deutsche Bibl. 1770; Chr. H. Schmids Biographie der Dichter; Danzel 1, 341; Lessings Werke (Hempel) 9, 275.
[4] Ein Einzeldruck des Stückes o. O. u. J. 8°, 84 S. mit einem Theile des Vorberichtes der Ausgabe, scheint bei Gelegenheit der Aufführung in Wien gedruckt worden zu sein; ferner wurde der Brutus auch in das Theater der Deutschen aufgenommen. 7, 109-188. Daraus hat Goedeke (Elf Bücher deutscher Dichtung 1, 619 ff.) den 2., 3., 4. Auftritt des fünften Actes abdrucken lassen.


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