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ERSTES CAPITEL.
BRAWES LEBEN.
Joachim Wilhelm von Brawe
[1]
stammt aus einem alten deutschen Adelsgeschlechte, das seit dem 11. oder 12. Jahrhundert in Oldenburg ansässig war.
[2]
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden mehrere des Geschlechtes erwähnt, alle mit dem Vornamen Joachim. Ein Regierungsrath Joachim von Brawe wurde Frühling 1708 als kaiserlicher Kommissär nach Wetzlar geschickt, um Streitigkeiten zwischen Stadtrath und Bürgerschaft zu schlichten;
[3]
ein anderer war Minister in Wolfenbüttel;
[4]
ein dritter, vielleicht der Grossvater des Dichters, war Gesandter an verschiedenen kleinen deutschen Höfen und starb in hohem Alter am 7. April 1740
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zu Minden, wohin er sich ein Jahr vorher zurückgezogen hatte. Der Vater des Dichters bekleidete verschiedene einflussreiche Aemter bei der Regierung des Herzogthums Sachsen-Weissenfels und wurde 12. Januar 1741 zum Vicekanzler daselbst ernannt. Die Mutter Johanna Wilhelmine
[1]
stammte aus einem der ältesten angesehensten fränkischen Rittergeschlechter von Hessberg,
[2]
welches bis in unser Jahrhundert fortblühte. Als der älteste Sohn dieser Ehe wurde Joachim Wilhelm am 4. Februar 1738 in Weissenfels geboren und von dem Hofprediger Brehme getauft.
[3]
Im Jahre 1746 starben die Herzöge von Sachsen-Weissenfels, die seit der Mitte des 17. Jahrhunderts regiert hatten,
[4]
mit Johann Adolf II.
[5]
aus, und das Land fiel an Chursachsen zurück; aber schon vorher, am 14. Mai 1743 war Johann Jacob zum geheimen Kammer- und Bergrath beim Cameralcollegium in Dresden ernannt worden
[6],
und war noch in diesem Jahre dahin gezogen. Einige Jahre darauf starb seine Frau; 1750 oder 1751 vermählte er sich zum zweiten Male mit Henriette Amalia von Seydewitz, welche ihn überlebte; er starb am 13. April 1773 in Dresden.
Joachim Wilhelm hatte fünf Geschwister, vier aus der ersten Ehe, eines aus der zweiten Ehe seines Vaters. Zwei sind noch in Weissenfels geboren, eine Schwester Johanna Wilhelmine am 1. October 1742 und ein Bruder Friedrich Christian am 21. März 1740; über beide finden sich keine weiteren Nachrichten.
Ein jüngerer Bruder Johann Friedrich Ernst studirte vom 15. Mai 1761 bis zum 4. Juni 1764 in Schulpforta. Dort verfasste er aus Anlass des am 5. October 1763 er-
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folgten Todes des Kurfürsten Friedrich August II. ein lateinisches Gedicht in Hexametern und trug dasselbe am 1. December bei der Trauerfeierlichkeit vor.
[1]
Er kam an die Universität Leipzig, 1765 trat er in den Militärdienst, aus welchem er 7. November 1777 mit Kapitänscharakter entlassen wurde. Er verliess seine Frau, lebte mit einer Sängerin
[2]
in Hamburg, schrieb dort zwei unbedeutende Blätter, über welche ich nichts näheres ermitteln konnte, und starb daselbst am 14. Januar 1806 in grosser Armut.
Der Bruder aus der zweiten Ehe seines Vaters, Johann Friedrich August, geboren 12. December 1752 zu Dresden
[3]
wurde am 9. April 1766 in Schulpforta aufgenommen. Er schrieb eine Oper Eleonore,
[4]
hielt sich 1777 als chursächsischer Lieutenant in Weissenfels auf
[5]
und lebte noch 1813 als 'Herzogl. Sächsisch-Gotha-Altenburgischer geheimer Regierungsrath und Oberamtshauptmann' in Cannburg
[6].
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Von Joachim Wilhelms Kinderjahren wissen wir nur, dass er einer mütterlichen Erziehung fast ganz entbehren musste. Seine eigene Mutter hatte er frühe verloren, und als die Stiefmutter in die Familie eintrat, war er bereits auf der Schule zu Pforta; nur auf kurze Zeit kehrte er während der Ferien in das Vaterhaus zurück. Und dieser Umstand scheint für seine Entwickelung entscheidend gewesen zu sein. Darf man es damit in Zusammenhang bringen, dass in seinen Dramen zwar das Verhältnis des Sohnes zum Vater auf das stärkste betont, der Name Mutter dagegen nie auch nur genannt wird, dass ferner die einzige weibliche Figur, an der er sich versucht, gründlich mislungen ist, dass ihm überhaupt das Verständnis der Frauen verschlossen, die Liebe nur ein todter Begriff geblieben ist? Wie ihm die Mutter fehlte, so gab es für ihn allem Anscheine nach keine Gespielinnen und keine Jugendgeliebte; seine Jünglingsjahre müssen sehr rein – oder, wenn man will, sehr freudlos gewesen sein.
Brawe wurde am 27. Mai 1750 in Pforta aufgenommen, er war ausserhalb des Alumnats bei dem damaligen Rector in Pflege und wurde am 28. Januar
[1]
1755 entlassen. Als einen 'sehr fähigen Kopf bei einem schwachen Körper' bezeichnen ihn die handschriftlichen Aufzeichnungen in Pforta.
[2]
Er war vom Vater für die juristischen Studien bestimmt und bezog die Universität Leipzig, wo er am 1. Februar 1755 immatriculirt wurde.
[3]
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Ob er schon auf der Schule sich mit Poesie beschäftigt hatte, ob er etwa, wie Joh. Elias Schlegel dort schon Dramen gedichtet hatte, wissen wir nicht. Auf der Universität blieb wenigstens die Anregung dazu nicht lange aus. Der Rector seines Immatriculations-Jahres, der Professor der Medicin Chr. Gottl. Ludwig hatte in Gottschedischem Sinne ein Trauerspiel: 'Ulysses von Ithaca'
[1]
geschrieben; und noch stand Gottsched selbst in Amt und Würden: aber den jungen strebsamen Edelmann führte ein günstiges Schicksal zu den Gegnern, bei denen längst nicht mehr galt, was Mylius zwölf Jahre vorher gesungen hatte:
[2]
Du, o der deutschen Dichtkunst Lehrer,
Der Einsicht und der Kunst Vermehrer,
Der alten Weisheit Ebenbild;
Dein Ruhm, o Gottsched! scheut die Grenzen,
Ganz Deutschland hat sein helles Glänzen;
Was Deutschland noch weit mehr erfüllt,
Der Bühnen Pracht wird dich erheben,
Die du in Deutschland hergestellt:
So weicht dein Ruhm, so flieht dein Leben
Nicht eher als die ganze Welt.
Brawe hatte das Glück in Lessings und seiner Freunde Gesellschaft zu kommen.
Lessing war im Oktober 1755
[3]
wieder nach Leipzig, der Stätte seiner Universitätsstudien und ersten dramatischen Erfolge, zurückgekehrt und verblieb daselbst bis 4. Mai 1758 mit halbjähriger Unterbrechung im Jahre 1756, wo er sich mit Winkler auf der Reise durch Norddeutschland und Holland befand. In Leipzig traf Lessing seinen Jugendfreund Christian Felix Weisse, der seit seiner Studentenzeit zunächst bis 1759 dort verweilte. Anfang 1757 wurde Christian Ewald von Kleist
[4]
zu dem in Leipzig liegenden Hausenschen In-
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fanterie-Regimente als Major versetzt, hielt sich von März 1757 bis Mai 1758 daselbst auf und hatte mit Lessing und Weisse innigen Verkehr. Als er im Winter von 1757 auf 1758 kleine Abendgesellschaften arrangirte,
[1]
zog er einige jüngere Freunde aus der Studentenschaft bei; Brawe, schon früher mit Lessing und Weisse bekannt, wurde Kleists täglicher Gesellschafter
[2]
und ein häufiger Gast dieses geselligen Kreises; ferner dürften, obwohl es Weisse nicht ausdrücklich erwähnt, noch zwei andere mit Brawe gleichalterige Freunde dabei gewesen sein, Thümmel und Clodius. Moriz August von Thümmel (geboren zu Schönfeld bei Leipzig 27. Mai 1738) studirte seit 1756 in Leipzig, Kleist und Weisse waren neben Gellert, Rabener und von Bose seine besten Freunde
[3]
und mit Weisse blieb er sein Leben lang in Freundschaft und Briefwechsel.
[4]
Im Jahre 1756 war auch Christian August Clodius nach Leipzig gekommen,
[5]
um Theologie und Philosophie zu studiren, für welches letztere Fach er bereits 1759 Professor in Leipzig wurde. Aus Weisses Geburtsort Annaberg stammend (er war ebenfalls 1738 wie Brawe und Thümmel geboren), mag er wohl an diesen empfohlen worden sein und durch ihn erst Kleist kennen gelernt haben. Dieser gewann ihn so lieb, dass er in Leipzig Kleists 'unzertrennlicher Gefährte ward',
[6]
dass er später in Zwickau denselben 'wie sein Schatten' begleitete und über dessen poetische Arbeiten an Weisse treue Berichte lieferte.
[7]
Um diese Zeit entwickelte sich in dem jungen Clodius das Talent für die Dichtkunst,
[8]
das er auch in Dramen, so in einem entsetzlich
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langweiligen prosaischen Lustspiele 'Medon oder die Rache des Weisen' verwerthete, das durch Goethes Selbstbiographie eine wenig beneidenswürdige Unsterblichkeit erlangt hat.
Der Freundeskreis wurde zuweilen noch durch Besuche vermehrt. Johann Joachim Ewald, der 1750 in Frankfurt a.d.O. Nicolai und später in Potsdam Kleist kennen gelernt hatte, war seit 1757 Gouverneur-Auditor in Dresden und kam öfter nach Leipzig herüber;
[1]
ebenso stattete Gleim von Halberstadt aus häufige Besuche ab: er feierte mit den Freunden z.B. das Osterfest 1757 und kehrte 'in gehobener Stimmung' nach Hause zurück.
[2]
Er lernte Brawe bei Lessing kennen und dieser lässt ihm in der Folge wie Lessing und Weisse durch Kleist 'sein gross Compliment machen'.
[3]
Dass aber Gleim zu Brawe in ein näheres Verhältnis gekommen, scheint eine Briefstelle zu ergeben, worin er an Klotz, Halberstadt am 5. November 1767, schreibt:
[4]
'Wie glücklich wäre auch ich, wenn ein Klotz mein gnädiger Herr wäre! Wäre er aber denn auch mein Freund? Zwei und dreissig Ahnen sind gefährlich! nur einen B*** und einen Kleist kenne ich, über die sie nichts vermochten. Mein Klotz wäre der Dritte!' Wenn hier 'Brawe' zu lesen ist, – und die Vermuthung liegt sehr nahe; denn beide sind adelig und verstorben – so hat sich Gleims Vorliebe für junge aufstrebende Dichtertalente, die sich später so häufig zeigt, damals schon unserem Dichter gegenüber bewährt. Dazu stimmt, dass Brawes in dem Halberstädtischen Dichterkreise noch lange gedacht wurde.
So heisst es in der 1769 erschienenen Satire von Joh. B. Michaelis 'die Schriftsteller nach der Mode An Herrn W.'
[5]
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Sobald die Grazie, die Weissens Lied beseelt,
Den tragischen Kothurn zum Eigenthume wählt:
In Lessings Sara sich der Unmensch menschlich scheinet,
Aus Codrus Cronegks Tod, aus Brutus Brawens weinet,
Wird jedes Reimers Werk ein tragisches Gedicht,
So tragisch, dass man sich zu Dutzenden ersticht.
Und später sagt Michaelis in einem poetischen Briefe an Gleim vom 1. Jänner 1772 'Die Gräber der Dichter'
[1]:
Nur steig' aus Lilien, die sich mit Linden drängen
Von Gellerts Gruft die Lerche himmelan,
Und immer himmelan und immer in Gesängen
Für eine Welt, die sie nicht fesseln kann!
Ein Vater zwischen seinen Kindern,
Ruh' Cronegks Staub und Brawens neben ihm,
Und Schaaren aller Seraphim
Umarmen sie, mit ihm,
Den Vater zwischen seinen Kindern,
Am Kronentag, vor allen Ueberwindern!
[2]
Der letzte Winter, den Brawe erlebte, war nun der Glanzpunkt jener Vereinigung durch die Abendgesellschaften bei Kleist. Gewiss wurden in dem vertrauten Kreise litterarische Pläne besprochen und neu entstandene Producte mitgetheilt, und manches Lied mag solchen Abenden seine Entstehung verdanken, wie denn Weisse gesteht, dass er 'in der Zeit dieser freundschaftlichen Verbindung und nicht ohne Mitwirken derselben'
[3]
seine scherzhaften Lieder gesammelt habe, welche er 1758 herausgab. Man kann daher, wenn
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man Lust hat, das Lied 'Die Gesellschaft' aus der genannten Sammlung hierher ziehen, dessen erste Strophe lautet
[1]:
Umringt von Scherz und Fröhlichkeiten
Versammelt uns die Freundschaft hier:
Entweicht ihr Klagen böser Zeiten;
Dem Gott der Freuden feiern wir.
Auch Liebe du lass uns alleine:
Wir feiern jetzt dem besten Weine.
Von den ernsten Gegenständen, welche in dem Kreise verhandelt wurden, ist uns, gleichfalls durch Weisse
[2],
ein Beispiel aufbewahrt.
Brawe war ein eifriger Anhänger von Crusius, ohne dessen philosophische Behauptungen immer zu verstehen. Je angelegentlicher er sie verfocht, um desto tiefer verwickelte ihn Lessing in Widerspruch, und es war bisweilen nöthig, dass Kleist und Weisse die philosophischen Debatten durch witzige Einfälle endigten. 'Die Debatten können übrigens interessant genug gewesen sein', sagt Danzel
[3],
'sie mögen sich grösstentheils auf die Fragen über Freiheit und Nothwendigkeit bezogen haben; denn Crusius war einer von denen, welche der Leibnitz-Wolfischen Philosophie Fatalismus vorwarfen.'
Crusius, seit 1744 Professor der Philosophie und später der Theologie in Leipzig, versammelte, wie Goethe erzählt, viele Jünglinge um sich: ob Brawe auch zu ihm in ein persönliches Verhältnis trat, wissen wir nicht.
Entscheidend für den jungen Adeligen, der eben die Mauern der Klosterschule verlassen, war jedenfalls der Umstand, dass er in eine Gesellschaft älterer von litterarischen
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Interessen bewegter, ja diesen ganz hingegebener Männer Zutritt erhielt, und dass im Mittelpunkte ihrer Interessen damals – die Tragoedie stand.
Weisse, ein schon beliebter Dramatiker, hatte bis dahin nur Lustspiele, Singspiele und Uebersetzungen geliefert; um das Jahr 1757 wandte er sich der Tragödie zu. Eduard III. ist damals concipirt, allerdings erst später ausgearbeitet; und aus der Lectüre Shakespeares ergab sich der Plan zu Richard III.; beide Stücke wurden im ersten Bande des Beitrages zum deutschen Theater 1759 veröffentlicht.
Eine rege dichterische Thätigkeit entfaltete Kleist, dem sein Aufenthalt in Leipzig trotz dem Kriege viel Musse gewährte. 1756 hatte er die Lieder vom Verfasser des Frühlings herausgegeben; 1757-58 fällt die Entstehung mancher neuen Gedichte, besonders der Idyllen in fünffüssigen Iamben und die Umarbeitung älterer ungedruckter, welche er dann in den 1758 erschienenen Neuen Gedichten vom Verfasser des Frühlings vereinigte. Daneben feilte er unverdrossen und unermüdlich an seinem Hauptgedichte, das ihn nun schon seit zwölf Jahren beschäftigte, an dem Frühling. Aber auch er macht einen Versuch, zum Drama überzugehen; wesentlich durch Lessing angeregt
[1]
entwirft er im Januar 1758 seinen Seneca, der ebenfalls in der erwähnten zweiten Gedichtsammlung erschien.
Was Lessing selbst betrifft, so hat Danzel die Periode seiner Entwickelung von 1753 bis 1758 vollkommen richtig bezeichnet als 'Ausbildung eines eigenen Standpunktes mit Hilfe der englischen Litteratur'. In das Jahr 1755 fällt die nach englischem Muster gedichtete Miss Sara Sampson. Vielfach liest Lessing englische Dramen, excerpirt sie für seine theatralische Bibliothek, ahmt sie selbst nach, entwirft Pläne, die sich ganz an den Scenengang der englischen Stücke anschliessen und stellt bei allen kritischen Bemerkungen den deutschen Dramen englische als Muster gegenüber. Ein
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englischer Dramatiker steht um diese Zeit im Vordergrunde seiner Betrachtung: Thomson.
Im ersten Stücke seiner theatralischen Bibliothek 1754
[1]
gibt er eine Lebensgeschichte desselben; er stellt ihn ungemein hoch in der Einleitung zur Uebersetzung der Trauerspiele Thomsons 1756,
[2]
und im Anfange des sechsten Decenniums hatte er selbst zwei Dramen dieses Dichters in Prosa zu übertragen begonnen.
Hier setzt nun Brawes Thätigkeit ein; auf gleicher Stufe mit Thomson als Dramatiker steht Edward Young, dessen Trauerspiel The Revenge Brawe seinen beiden Dramen zu Grunde legte; wenn dann auch Addisons Cato auf Brawe Einfluss übt, so hat Lessing an der Stelle, wo er zuerst auf das englische Drama hinwies, in der 1749 geschriebenen Vorrede zu den Beiträgen zur Historie und Aufnahme des Theaters Voltaires Ansicht in dessen englischen Briefen erwähnt, dass Addison der Engländer sei, welcher zuerst ein gutes englisches Drama geschrieben. Brawes erstes Drama, der Freigeist, ist aber auch eine directe Nachahmung von Miss Sara Sampson, die Beziehungen in Inhalt und Form liegen deutlich zu Tage.
In diese Zeit fällt ausserdem Lessings Beschäftigung mit dem Faust, fällt die Uebersetzung von Goldonis glücklicher Erbin; damals entwirft er den Plan zur Virginia, der dann den Uebergang zum ersten Entwurf der Emilia Galotti bildet. Cronegks Codrus regt ihn zu einem eigenen Entwurfe an.
In den Jahren 1756-58 begann Lessing sich mit dem fünffüssigen Iambus zu beschäftigen und war auch in diesem Punkte für seine Freunde tonangebend; er verwendet den Vers mit stumpfem Ausgange, aber freier Cäsur und freiem Enjambement; und Kleist, Gleim, später Weisse folgen ihm darin nach; während sein eigener Entwurf Kleonnis liegen bleibt, vollendet Brawe seinen Brutus in dieser Versart.
[3]
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Auch die Theorie des Dramas beschäftigt Lessing schon damals: von August 1756 bis Mai 1757 reichen die ausführlichen Controversen über die Tragödie mit Nicolai und Mendelssohn,
[1]
deren Resultat in Nicolais Abhandlung über das Trauerspiel niedergelegt ist.
An drei Seiten der Lessingischen Thätigkeit, an das prosaische bürgerliche Trauerspiel, an die Beziehungen zu den Engländern, an die Beschäftigung mit dem Vers knüpft Brawe an, in jeder Beziehung theilt er den damaligen Standpunkt des älteren Freundes, welcher seine Werke wieder 'als blosse Basis seiner eigenen Leistungen, seines eigenen Standpunktes betrachtete'.
[2]
Alles zielt bei Lessing auf das Drama; von ihm gieng die Anregung auf die anderen, vor allem auf Brawe aus; dazu kam, dass Leipzig bis zum Herbst 1757 ein gutes Theater besass; Kochs Schauspielertruppe stand auf der Höhe ihrer Wirksamkeit. April 1756 fällt die erste Aufführung der Miss Sara;
[3]
von der Bühne herab konnte sie den Jüngling erschüttern. Als daher Anfang 1756 Nicolai eine Preisausschreibung für dramatische Stücke eröffnete, war auch ein äusserer Anstoss vorhanden, etwa gefasste Pläne auszuarbeiten. Auf diese Weise entstand während des Jahres 1756 der Freigeist, während des Jahres 1757 der Brutus; letzteres Drama wurde zwei Monate vor dem Tode des Dichters vollendet.
Aber noch eine andere Persönlichkeit hat auf Brawe tiefen Einfluss geübt und dessen Bewunderung und Verehrung im höchsten Masse gewonnen: Gellert.
Neben juristischen Vorlesungen waren es wohl hauptsächlich die des Professors der Moral und der schönen Wissenschaften, welche Lessings junger Freund besuchte. Wie Gellert so häufig die Edelleute, die in Leipzig studirten, zur grossen Freude und Beruhigung ihrer Eltern an sich heranzog
[3],
wie er zum Beispiel mit Cronegk in Freundschaft und
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Briefwechsel blieb, so hat er sich auch unseres Dichters angenommen. Den Beweis dafür liefert ein Brief Brawes an den in Lauchstedt weilenden Professor vom 31. Juli 1757, zugleich der einzige erhaltene Brief des Dichters, welchen ich daher unverkürzt folgen lasse.
[1]
Hochedelgebohrner Herr,
Hochzuehrender Herr Professor,
Ich würde es vielleicht niemahls haben wagen können, wenn nicht ein auserordentlicher Zufall meine Schüchternheit endlich überwunden hätte, an Sie zu schreiben. Machen sie sich zu einer recht wunderbahren Geschichte gefast – ich bin zu voll davon, bey dem Eingang mich länger zu verweilen. Ich ging gestern auf Ihren Wege nach Schönefeld spatzieren; er ist jezt für mich der angenehmste, da mir alles darauf von Ihnen zu reden scheint; und könnte ich schöner unterhalten werden?
Ich überdachte das Glück, das ich genoss, einen Dichter so genau und persönlich zu kennen, den viele in der künftigen Nachwelt auch nur einmal gesehn zu haben, vergeblich wünschen werden.
Das Entzücken, in das ich hierüber gerieth, machte, dass ich unvermerkt die Aufmerksamkeit auf meinen Weg verlohr; ich schweifte in einen von den büschichten Seitengängen aus, ohne lange Zeit es gewahr zu werden. Eine plötzliche und grose Veränderung weckte mich aus dieser Trunkenheit. Ich sahe auf einmal überal um mich Lenz und Blumen aufblühen, die Lüfte wurden ganz Harmonie, der Tag leuchtete stärker – ich merkte, dass es übernatürlich zuging. Vorsichtig wollte ich die Flucht nehmen, allein jezt fand ich, dass ich mich verirret. Wie gross war nicht meine Angst; doch auf einmal kehrte der Muth in mich wieder zurück – vielleicht das übernatürlichste bey der ganzen Sache! – Ein Chor von Gratien und Halbgöttern schien in der Ferne auf mich zuzukommen; als sie sich genähert erkannte ich sie vor Menschen. Es war ein gemischter Haufe von Jünglingen und Mädgen. Jede Schöne glich Ihrer Callisthe,
[2]
und hätte der Himmel jeder einen aderlassenden Arzt zum Liebhaber gegeben, ich glaube, jede wäre von ihren schüchternen Liebhaber umgebracht worden. Sie waren alle in blendendes Weiss gekleidet. Neidische Weste kämpften in ihren braunen mit Blumen durchflochtnen Locken; jede Locke verdiente unter den Sternen, und in Popens Gedichten
[3]
zu prangen. Und die Jünglinge? – o die werden von mir keinen Lobspruch bekommen;
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kein Jüngling pflegt den andern wegen seiner Schönheit zu loben. Zweene der liebenswürdigsten Mädgen trugen ein Bild, dem die andern beständig Blumen zuwarfen. Die Neugier lockte mich hinzu. Gefällige Züge – ein gewisses unschuldig satirisches Lächeln – mein Herz, das ganz in Entzücken zerfloss, verriethen mir bald, dass es das Ihrige war. Ich bat eine von den beiden Schönen mir alles dieses zu erklären. Fremdling, sagte sie, der, dessen Bild du hier siehst, war ein Dichter, und lebte vor ohngefehr hundert Jahren, noch zu den bösen und kriegerischen Zeiten. Seine Gedichte halfen das goldne Welt-Alter wiederherstellen. Jährlich feyren wir deshalber seinem Gedächtnisse ein Fest. Wir nennen es das Gellertsche. Dieser Lorberhayn dort verbirgt sein Grab. So sehr ehren sie, fing ich an, die Dichter von diesen Zeiten? – meine Eitelkeit ward hier auf einmal rege – vermuthlich geniesen auch andre, die damahls lebten, dieses Vorzugs! Ich machte mich schon fertig, recht förmlich bescheiden zu erröthen, allein ich war dessen überhoben. Können wir, versetzte sie ungedultig, an andre denken, wenn wir mit Gellerten beschäftigt sind. Entzückende Harmonien unterbrachen unser Gespräch. Man sang Lobgedichte auf Sie ab, die ihres Stoffs nicht unwürdig waren. Das Ende eines einzigen fällt mir noch bey, ob es gleich vielleicht nicht das schönste war. Es hies ohnfehr so:
Dein sanftbezauberndes Lied entfaltet die Stirne des Greisen,
Verschönert blüht der Jüngling, fühlt er dich;
Du raubst die Schönen dem Putz, dem düstern Tiefsinn die Weisen;
Ist wo ein Herz, das deiner Lust nicht wich?
Ein groser Lobspruch vor einem Dichter, selbst in goldnen Jahrhundert, wenn er mächtig genug ist, die Schönen von Putz abzuziehen! Sie näherten sich indessen immer mehr dem Lorbeerhayn; ich folgte ihnen, allein ein schimmernd Gewölke entführte sie auf einmal aus meinem Gesichte. Ich war noch voll Erstaunen darüber, als ich eine majestätische Gestalt vor mir erblickte. Sie nannte sich; es war der Geist der Dichtkunst. Ich brauche ihn nicht zu beschreiben; es ist Ihr Vertrauter. Du siehst, sprach er, was vor ein glänzend Geschick ich einem meiner vornehmsten Lieblinge aufbehalten habe. Melde es ihm. Ich habe Dich vor andern zu diesen prophezeihenden Gesicht erwählt, weil ich niemand weiss, den Gellerts Glück zärtlicher rührt als dich – Er verschwand.
So viel von Erscheinungen. Nun muss ich auch auf Wirklichkeiten kommen.
Mein erster Wunsch ist jetzt, dass Ihre Lauchstätter Cur einen recht glücklichen Erfolg haben möge, damit ihr Gedächtniss-Fest so
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spät als möglich gefeyert werde. Das Grab wird darum nicht angenehmer, wenn es mit einem Lorbeer-Wald umgeben ist. – Ich habe die Ehre mit vorzüglicher Hochachtung zu verharren
Leipzig, den 31. Juli 1757
Ew. Hochedelgeb.
gehorsamster Diener
Joachim Wilhelm von Brawe.
Wir sehen, eine unbedingte, überschwängliche Verehrung des Dichters der goldenen Zeit spricht aus dieser phantastischen Schilderung; der Brief enthält die einzigen Verse ausser dem Brutus, die von Brawe auf uns gekommen; aber wir erfahren auch, dass er sich als Dichter fühlt, denn seine Eitelkeit wird rege, als er hört, wie grosse Verehrung den Dichtern dieser Epoche zu Theil werde.
Gellert hat auf Brawe gewiss mehr als erzählender, denn als dramatischer Dichter gewirkt; wenigstens lässt sich kein Einfluss der rührenden Lustspiele auf Brawe nachweisen; wenn Brawes Erzählungen, im Freigeist besonders, alle sehr gut sind, so könnte etwa stilistisch eine Beziehung zu Gellert angenommen werden. Welchen grossen Einfluss die moralischen Vorlesungen auf Brawe hatten, werde ich im zweiten Capitel zu zeigen versuchen.
Brawe sollte seine Studien Michaelis 1758 beenden. Schon am 20. September 1757 hatte sein Vater um eine Regierungsrathstelle für ihn gebeten und in dem Gesuche angeführt, 'dass sich Seine Majestät der König für denselben interessirt habe'. Das Gesuch wurde genehmigt und ihm die gewünschte Stelle bei der Stiftsregierung in Merseburg in Aussicht gestellt.
[1]
Vor gänzlichem Abschlusse seiner Studien und vor Antritt der erlangten Stelle wollte Brawe seine Eltern nach längerer Zeit wiedersehen und begab sich daher nach Dresden, wo ihn der Tod ereilte.
'Er langte hier den 31. März gesund an', – schreibt Ludwig von Hagedorn an Nicolai – 'und blieb beide folgende Tage vollkommen wohl und klagte nichts. In der Nacht auf den dritten April bekam er heftiges Kopfweh und Hitze.
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Man besorgte die Kinderblattern, die er noch nicht ausgestanden hatte. Diese äusserten sich nicht, aber eine desto grössere Hitze, die, zwar ohne in eine Raserei auszubrechen, dennoch dem Kranken fast alle Kenntnis verlieren liess, bis am 7. April früh um drei Uhr dessen seliges Ende erfolgte'.
[1]
Ganz wenige Züge sind uns von Brawe überliefert, die uns eine vollständige Charakteristik ersetzen müssen. Grosse Begeisterungsfähigkeit scheint ihm eigen gewesen zu sein: dies zeigt der Brief an Gellert; dies lässt sich schliessen aus der Nachricht, dass er den Homer in deutscher Uebersetzung siebenzehnmal nacheinander gelesen habe; neben Homer war Euripides sein Lieblingsdichter; griechisch aber verstand er nicht.
[2]
Seine tiefe Religiosität wird uns gerühmt; so oft er nur konnte, versuchte er Kleist 'das Gewissen zu rühren'. Der Brief von Hagedorn hebt seinen unermüdlichen Fleiss, seinen Trieb zur Tugend und seine Lust zur Ordnung hervor.
Lessing gesteht in einem Briefe an Nicolai, dass er ihn wegen vieler guter Eigenschaften hochschätze;
[3]
Weisse nennt ihn einen jungen Mann von ungemein viel Dichtertalent, von einem vortrefflichen Herzen, und einer für sein Alter bewunderungswürdigen Gelehrsamkeit, einen vielversprechenden tragischen Dichter, in welchem Kleist einen deutschen Corneille voraussah.
[4]
Kleist selbst war von Brawes Tod 'so frappirt', wie er sich am 11. April an Gleim ausdrückt, dass er von ihm träumte; er nennt ihn 'ein künftiges grosses Genie' und findet in seinen beiden Trauerspielen 'viel Schönes'.
[5]
<Seite 17:>
In der Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften rührt die Recension der Ausgabe von Brawes Trauerspielen von einem Manne her, der ihn sehr genau gekannt hat, also wohl von Weisse, dem damaligen Redacteur, und da heisst es: 'Er besass einen grossen Geist und ein ebenso edles Herz, studirte mit einem unglaublichen Fleisse, hatte eine brennende Liebe fürs Theater und besass so viel Wissenschaft, Einsichten und Kenntnisse, dass man ihn unter die frühzeitigen Gelehrten rechnen konnte'.
[1]
Ueberall wird Brawes Tod tief beklagt, auch von Männern, die ihn nicht persönlich kannten; so schreibt Uz an seinen Freund Grötzner 14. Juni 1758 über ihn: 'Er soll ein treffliches Genie und das beste Herz gehabt haben. Was für ein Verlust für Deutschland!'
[2]
Ramler in der Vorrede zu Brawes Trauerspielen ruft aus: 'Was hätte ein so feuriger und fleissiger Dichter der Bühne nicht für Ehre machen können, wenn er länger gelebt hätte!'
Noch 1771 trauert der Almanach der deutschen Musen um ihn:
[3]
Ach Cronegk, Schlegel, Braw' entschwanden unsern Bühnen,
Eh noch bedaurt, als ganz gekannt!
Was hilfts, dass um ihr Grab jetzt Lorbeern grünen!
Sie misst das Vaterland.
Wenn Brawe so allgemein betrauert wurde, so war dies der natürliche Ausdruck der Hoffnungen, die er erweckt hatte, und des Mitleids, welches allzu rasch verblichene Jugend stets erregt. Ein anderes kam wohl hinzu: die Poesie rang noch um ihre gesellschaftliche Stellung: nicht jeder Student hätte im Kreise von Lessing und Kleist Zutritt erhalten; ein junger Edelmann, der sich an der litterarischen Bewegung betheiligte, war ein willkommenes Unterpfand für das litterarische Interesse der socialen Schicht, aus der er stammte.
<Seite 18:>
'Es ist eine tiefe Bemerkung von Gervinus, dass neue Richtungen einer Nation mit neuer geistiger Anstrengung, mit der Erregung lange ungeübter Kräfte nicht ohne traurige Schicksale Einzelner durchgesetzt werden können. Der neue Gott, der seine Herrschaft über die Gemüther antritt, fordert ein Opfer'.
[1]
In der That, wenn wir von dem grossen Fleisse des Mannes hören, von der ausgedehnten Gelehrsamkeit, die er früh erworben, so dürfen wir schliessen, dass er in ehrgeizigem geistigen Ringen zu rasch seine Kräfte verbrauchte. Jene frühe starke Einwirkung Lessings, der mächtige Sporn zur Nacheiferung, war nicht durchaus zu seinem Glücke. –
Brawes Tod bezeichnet zugleich den Zeitpunkt, mit welchem jener anregende Leipziger Freundesverkehr, den wir oben zu schildern versuchten, sein Ende erreichte. Kleist empfand das schmerzlich. 'Herr Lessing – schreibt er am 5. Mai 1758 an Gleim: – hat mich nun verlassen, und ist ... nach Berlin gegangen ... Leipzig gefällt mir nun gar nicht mehr, so schön es auch sonst ist. Ich habe nun zwar eine Menge Arbeit, aber nicht das geringste Vergnügen. Herr Gellert kommt erst auf Pfingsten vom Lande zurück, Herr v. Brawe ist todt, und Herr Weisse krank. Nun ist es Zeit, dass ich marschire'.
[2]
<Seite 1:>
[1]
In der Originalausgabe von Lessings hamburgischer Dramaturgie ist der Name Brave geschrieben, welcher Druckfehler sich von da in viele andere Werke eingeschlichen hat. Lessings Werke (Hempel) 19, 641 und 7, 119.
[2]
Der folgenden Darstellung liegen hauptsächlich Mittheilungen über die Familie von Brawe aus dem k. sächs. Haupt- und Staatsarchiv in Dresden zu Grunde, die mir durch gütige Vermittlung des Herrn Archivdirectors Carl von Weber zugekommen sind.
[3]
Fr. W. Freih. v. Ulmenstein: Geschichte und topogr. Beschreibung der Stadt Wetzlar. Wetzlar 1816, 2, 514.
[4]
Dieser weist in Wien bei Gelegenheit der Ernennung seines Sohnes Johann Philipp zum 'Hof- und Justizienrat' durch ein Zeugnis vom 22. Januar 1724 den alten Adel seines Geschlechtes nach.
<Seite 2:>
[1]
So heisst sie in dem Taufschein ihres letzten Sohnes, während die später zu erwähnenden handschriftlichen Aufzeichnungen in Pforta sie 'Erdmuth Wilhelmine' nennen.
[2]
Kneschke, Allg. deutsches Adelslexicon. 4, 344 f.
[3]
Auszug aus den Kirchenbüchern in Weissenfels.
[4]
Berghaus, Deutschland vor 100 Jahren. Leipzig 1859. 1, 2 S. 5.
[5]
Triller und Gottsched besangen seinen Tod.
[6]
und als solcher verpflichtet und eingewiesen, 29. Juni 1743 (Mittheilungen aus dem k. sächs. Hof- und Staatsarchiv).
<Seite 3:>
[1]
Die Angaben über Schulpforta sind mir von dort durch die Güte des Herrn Bibliothekar Prof. Dr. Boehme zugekommen und sind aus den umfangreichen handschriftlichen Aufzeichnungen, die der Lehrer M. Hübsch (1725-73) hinterlassen hat, geschöpft (Hübschii collectanea. 6. voll. fol.) Die ersten Bände derselben enthalten ein Album Portense von 1543-1766.
[2]
Im Jahre 1798 den 17. August kam er mit seiner angeblichen Frau, einer geb. Fräulein von Joung von Amsterdam in Hamburg an. Diese wurde als Sängerin beim Theater angestellt, nach 3 Monaten jedoch entlassen. Sie starb 14. December 1799 an der Auszehrung. (Mittheilungen aus dem k. sächs. Hof- und Staatsarchiv.)
[3]
Der Taufschein desselben, sowie der einer zweiten Tochter aus erster Ehe, Marie Auguste, geb. 23. December 1743, liegen mir vor.
[4]
Eleonore eine dramatische Oper in zwei Aufzügen. Weissenfels 1773. 8. (Goedeke 2, 592.)
[5]
Theaterkalender auf 1778. Gotha S. 106.
[6]
Mittheilungen aus dem k. sächs. Hof- und Staats-Archiv. – Irrthümlich findet sich als Verfasser der erwähnten Oper in Rassmanns Litterarischem Handwörterbuch S. 235: 'von Brawe (Joh. Friedr. Karl) geboren am 13. December 1746 zu Pausche bei Osterfeld in Thüringen, gestorben 1792 als sächsischer Hauptmann und Acciscommissär zu Leipzig' angegeben, der wahrscheinlich einem andern Zweige der Familie von Brawe angehört, wie jener Gerhard Matth. Friedr. Brawe aus Verden, dessen medicinische Probeschrift zur Erlangung der Doctorwürde Göttinger Gelehrte Anzeigen 1768, S. 969 erwähnt wird.
<Seite 4:>
[1]
Vgl. Bittcher, Pförtner Album 1843. S. 325. Das dort angegebene Datum seines Abgangs '28. Juni' ist von Bittcher für 'Januar' verlesen, wie die Vergleichung mit den Collectaneen und das Inscriptionsdatum in Leipzig ergeben.
[2]
Nebst einer kurzen Notiz über seinen Tod findet sich im 'Album Portense' eine längere Stelle über ihn aus der 'Jenaischen Zeitung von gelehrten Sachen' 29. St. 1769. S. 243 ff. abgeschrieben. Dieser Artikel, der mir durch die Güte des Hr. Prof. Sievers in Jena vorliegt, ist eine Recension der Ausgabe von Brawes Werken 1768 ohne besondere Bedeutung.
[3]
In den Leipziger Inscriptionsregistern heisst es nach gütiger Mittheilung des Hrn. Professor Zarncke '1755 Rectore D. Dr. Christ.
<Seite 5:>
Gottl. Ludwig P. P. 1. Febr. Natio Misnensis. de Brawe, Joachim Wilhelmus, Eques Misnensis'.
[2]
Belustigungen des Verstandes und des Witzes. Auf das Jahr 1743. 2. Auflage. Herbstmonat S. 203-210. Letzte Strophe des Gedichts 'das Lob der Schauspiele'.
[3]
Danzel, Lessing 1, 319.
[4]
Danzel, Lessing 1, 332. Lessings Werke (Lachmann) 12, 75.
<Seite 6:>
[3]
Leben M. A. von Thümmels von Johann Ernst von Gruner. Leipzig 1819 (M. A. v. Thümmels sämmtl. Werke 7. Bd.) S. 24.
[5]
Christian August Clodius. Neue vermischte Schriften. 6 Th. Leipzig 1787. Biographie S. VII.
[6]
Clodius Schriften. 6 Th. Biographie S. VIII.
[8]
Clodius Schriften. 6 Th. Biographie S. VIII f.
<Seite 7:>
[1]
H. Pröhle: Lessing, Wieland, Heinse. Berlin 1877, S. 297.
[4]
Briefe an Klotz. Hrsgg. v. Hagen, 1, 114.
[5]
Einzele Gedichte. Erste Sammlung dem Herrn Canonicus Gleim gewidmet. Leipzig 1769. S. 336. Vielleicht an Weisse.
<Seite 8:>
[1]
Michaelis gesammelte Werke, Wien 1791. 2, 132.
[2]
Clodius hingegen erwähnt Brawen, den er doch gewiss kannte, an einer Stelle, wo er dazu entschiedene Veranlassung hatte, nicht. Er schrieb nämlich zu Cronegks Codrus ein Vorspiel 'Der Patriot', in dem er, sagt (Schriften 6, 506):
Ein deutscher Autor, der zuerst in Sachsen hörte,
Wie glorreich dieser Staat Geschmack und Tugend lehrte,
Ein Cronegk floh im Geist zurück bis nach Athen,
Und liess ein Meisterstück durch seinen Codrus sehn.
Er starb zu früh für uns, wie unsre Schlegel starben,
Die sich in Deutschland Ruhm, Ruhm in der Welt erwarben.
<Seite 9:>
[1]
Scherzhafte Lieder. Leipzig; 1758. S. 17 f. (Kleine lyrische Gedichte von Weisse, Leipzig 1772, 1, 20 f.)
[3]
Danzel, Lessing 1, 333; Eines der wichtigsten Werke von Chr. Aug. Crusius ist de usu et limitibus principationis determinantis vulgo sufficientis Lips. 1743. Aus der deutschen Uebersetzung dieses Werkes (Leipz. 1744) citirt Danzel eine Stelle. Vgl. Ueberweg, Geschichte der Philosophie, 3, 109.
[4]
Wahrheit und Dichtung. 3. Buch.
<Seite 10:>
[1]
Lessings Entwurf zu der Ode An den Herrn von Kleist. (Werke Hempel 1, 118 f.)
<Seite 11:>
[1]
Werke (Hempel) 11 a., 235 f.
[2]
Werke (Hempel) 11 a., 852 f.
<Seite 12:>
[1]
Danzel, Lessing 1, 355.
[2]
Danzel, Lessing 1, 327.
[3]
Biedermann, Deutschland im 18. Jahrhunderte II. 2, S. 23.
<Seite 13:>
[2]
Gellerts Erzählung 'Calliste'. Werke (Hempel) 1, 77 f.
[3]
Anspielung auf Pope's komische Epopöe; 'Rage of the lock'.
<Seite 15:>
[1]
Mittheilungen aus dem k. s. Haupt- und Staats-Archiv.
<Seite 16:>
[1]
Der Brief, dessen Mittheilung aus Nicolais Nachlass ich Dr. Werner verdanke, ist vom 19. Mai datirt. Danzel Lessing 1, 344 Anm. gibt fälschlich 19. März an. Der Brief ist mit einigen stilistischen Veränderungen in der Bibl. d. sch. W. 3, 402 abgedruckt.
[3]
Werke (Lachmann) 12, 74.
<Seite 17:>
[3]
S. 10. Auch im Almanach der deutschen Musen auf das Jahr 1770. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage S. 16 wird er erwähnt.
<Seite 18:>
[1]
Scherer Vorträge und Aufsätze S. 354; Gervinus 4, 340.
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